Marc Kairies tourt mit seiner Cámara Minutera seit einiger Zeit durch ganz Deutschland, um Menschen zu portraitieren. Seine neue Kamera ist eine Kombination aus einer Chamonix 4×5″ Großformatkamera und einer adaptierten Laborbox für Papier, Entwickler und Fixierer.
Sich Zeit nehmen, den richtigen Zeitpunkt finden, die exakte Zeit belichten, in der Regel zwei bis vier Sekunden den Objektivdeckel von Hand öffnen und wieder schließen … Marc Kairies pflegt mit seiner Cámara Minutera die analoge Sofortbildfotografie, die mit einer Holzboxkamera in den 1910er in Europa, den USA und rund um den Globus begann.
Durch die Kombination aus Kamera und analogem Fotolabor in einer Box startete die Geschichte der Straßenfotografen, die weltweit überall auf belebten Plätzen, an Sehenswürdigkeiten, in Parks, am Strand sowie an vielen Straßenecken mit ihren neuartigen Boxen auftauchten, um preiswerte Fotos als Andenken oder Souvenir anzubieten. Damals war es für ein Großteil der Bevölkerung ein erschwingliches fotografisches Erlebnis, eine besondere Geschichte, ein Schauspiel, eine kleine Theateraufführung, die der Fotograf bot, bis er das Bild aus der Box zauberte. Die meisten Straßenfotografen verschwanden in den 1950er Jahren. Aber in einigen Ländern hielt sich diese Art der Straßenfotografie aufgrund wirtschaftlich schwieriger Rahmenbedingungen bis heute.
Marc Kairies: „In der digitalen Welt verbinden einige Fotografen mit einer zumeist selbstgebauten Cámara Minutera ein Lebensgefühl der Entschleunigung und der Magie.“ Diese Sofortbildkameras, die man auch als (Afghan-) Box Camera bezeichnet, nutzen sie, um auf Straßen und Plätzen urbaner Metropolen Porträts von Passanten anzufertigen.
Die Box ist also Kamera und Dunkelkammer in einem. Auf handelsüblichem PE-Fotopapier entsteht durch den Einsatz von Entwickler und Fixierer zuerst ein Negativ, und dann nochmals durch ein Repro (Abfotografieren des Negativs) ein Positiv.
Seit dem Frühjahr 2021 nutzt Marc Kairies eine ganz neue Cámara Minutera, eine klassische Chamonix 4×5“ Großformatkamera, an die eine neugestaltete Laborbox anno 2021 angebracht ist. Traditionell wird, anders als bei einer Balgenkamera wie der Chamonix, eine im Inneren der Kamera verschiebbare Mattscheibe zum Scharfstellen verwendet.
Der Arbeitsablauf der neu gebauten Cámara Minutera gestaltet sich wie folgt: Scharfstellen auf der Mattscheibe, Papier aus der eingebauten Zigarrenbox nehmen, Papier auf die Mattscheibe legen. Dann von Hand manuell ohne Verschluss belichten, das PE-Papier in der Kamera entwickeln und fixieren, wässern und trocknen. Dann das so entstandene Negativ in den vor dem Objektiv befindlichen Halter einspannen, erneut ein Papier belichten und in der Cámara Minutera entwickeln – fertig ist das Porträt, denn durch das Abfotografieren des Negativs entsteht ein Positiv. Das Resultat ist ein schwarz-weißes Foto in 4×5″ (9x12cm).
Marc Kairies plant ab Spätsommer 2021 wieder mit seiner Cámara Minutera quer durch Deutschland zu reisen. Termine sind immer aktuell auf seiner Webseite zu finden. ProfiFoto ist seit Anfang Projektpartner und informiert zusätzlich im Magazin sowie online über das Cámara Minutera – Projekt.
Foto: Leonardo Kairies, Rosengarten (13 Jahre)