Der Fotograf Christian Popkes ist seit Jahren einer der umtriebigsten Akteure der deutschen Fotoszene und kuratiert unter anderem zahlreiche Events wie den Fotogipfel in Oberstdorf, Fotohaven oder jetzt die PHOTOPIA Hamburg. Mit ProfiFoto spricht er darüber, was ihn antreibt.
ProfiFoto: Christian Popkes, Du bist Fotograf, Kurator und Netzwerker in der Fotoszene, was trifft am ehesten auf Dich zu?
Christian Popkes: In erster Linie bin ich ein fotografierender Bildermensch. Mir macht es einfach sehr viel Spaß, Menschen zusammenzubringen, das Interesse an der Fotografie zu wecken und sie zu begeistern. Mit meiner Arbeit als künstlerischer Leiter und Kurator kann ich noch unbekannten Fotografen eine Bühne geben und Ausstellungen in einen neuen Kontext setzen, indem ich sie an ungewöhnliche Orte hole. So wie bei den „Zingster Köpfen“ am Ostseestrand oder den „Klausen aus Oberstdorf“ in 2.224 Metern luftiger Höhe direkt neben dem Gipfelkreuz des Nebelhorns. Kurz gesagt: Die Branche, die Menschen und die Bilder sind meine Passion, mein tägliches Brot und auch meine Heimat geworden.
ProfiFoto: Wie kamst Du zur Fotografie?
Christian Popkes: Schon seit frühster Jugend – mein Vater schenkte mir zu meinem sechsten Geburtstag seine alte Voigtländer – hat mich die Fotografie in ihren Bann gezogen. In den Beruf bin ich als Autodidakt gestartet. Ich fotografierte damals für Tageszeitungen und entwickelte im Keller die Bilder, die ich dann in den Nachtbriefkasten des Verlags warf. Mehrere Praktika und Assistenzen später durfte ich meine Bilder bei Magazinen wie Stern, Spiegel und Geo veröffentlichen. Da meine Eltern der Ansicht waren, das Kind müsse etwas Vernünftiges lernen, schloss sich ein Fotografiestudium an. Nach dem Studium eröffnete ich ein Studio in Hamburg und fotografierte Kampagnen für Werbeagenturen. – Schon immer hatte ich sehr großes Interesse an den Lebenswegen bekannter Fotografen, den daraus resultierenden Bildern und der Frage: Was für Menschen stecken hinter den bekannten Werken?
ProfiFoto: Aber wie kommt ein Fotograf dazu, Events wie den Fotogipfel in Oberstdorf, Fotohaven Hamburg oder jetzt die PHOTOPIA Hamburg als Kurator zu betreuen?
Christian Popkes: Das frage ich mich manchmal auch. Neue Herausforderungen motivieren mich genauso wie das Zusammenspiel mit Menschen, die über den eigenen Tellerrand schauen
und gemeinsam etwas schaffen möchten. Als Fotograf arbeite ich schon von Berufs wegen mit vielen verschiedenen Sichtweisen und Perspektiven. Ich beobachte und halte fest, ich bewahre und sorge mich um die Welt, in der ich lebe, und nichts anderes bedeutet Kurator* im wortwörtlichen Sinne.
ProfiFoto: Zurück zu Deiner Fotografie: Was ist aktuell dein Herzensprojekt?
Christian Popkes: Aktuell engagiere ich mich von ganzem Herzen für die PHOTOPIA Hamburg, die ja bereits im September ihre Tore öffnet. Das wird ganz großes Kino! Mein persönliches Herzensprojekt ist und bleibt die Liebe zu meiner Lieblingsstadt New York City. Wenn es die Zeit zulässt, versuche ich mindestens einmal im Jahr nach New York zu reisen, um neue Motive für meine teNeues New York-Kalender einzufangen und natürlich, um meine kreativen Batterien wieder aufzuladen. Diese Stadt fasziniert mich immer wieder aufs Neue. Für mich gibt es nichts Schöneres, als in einem Helikopter ohne Türen über Manhattan zu kreisen und Bilder machen zu dürfen.
ProfiFoto: Andere Fotografen geben Workshops, Du mischt gleich bei Großevents mit. Wie kam es dazu?
Christian Popkes: Auch ich bin ja für Workshops schon immer zu haben! In die Großevents dagegen bin ich erst langsam hineingewachsen. Angefangen hat alles 2004 mit meiner ersten größeren Fotoinstallation auf Helgoland. Mit meinem damaligen Partner Hewlett Packard haben wir die ganze Insel als Ausstellungsfläche, als HP Island, bespielen dürfen. Das hat natürlich in mir das Interesse geweckt, weitere Projekte zu realisieren. Nächste Stationen waren das Fotofestival Horizonte in Zingst und der Schömberger Fotoherbst, bevor es mich nach Oberstdorf gezogen hat. Dort darf ich seit nunmehr neun Jahren mit einem großartigen Team den Oberstdorfer Fotogipfel als Initiator und Kurator begleiten. Im letzten Jahr kam sogar ein echter Guinness World Rekord für das „längste digital gedruckte Foto der Welt“ in Kooperation mit Canon und Ilford hinzu. Vor wenigen Jahren haben wir in meiner Heimatstadt innerhalb kürzester Zeit die Messe Fotohaven Hamburg sowie begleitende Fototörns aus der Taufe gehoben. Die PHOTOPIA Hamburg ist mein neuestes Projekt, dass ich zusammen mit einem super coolen Team der Hamburg Messe und Congress GmbH realisieren darf.
ProfiFoto: Was kann die Fotoszene von der Photopia erwarten?
Christian Popkes: Die PHOTOPIA Hamburg ist ein Dreiklang aus dem PHOTOPIA Summit, auf dem neue Produkte und Dienstleistungen in einer inspirierenden Umgebung erlebbar gemacht werden, PHOTOPIA City mit Foto-Walks und Ausstellungen sowie dem Label PHOTOPIA 365, einer dauerhaften Online-Plattform zum Austausch und zur Information für die Community. Das bietet die Möglichkeit, das Trendthema Imaging neu zu erleben. Das Festival findet erstmals vom 23. bis 26. September und danach jährlich auf dem Hamburger Messegelände sowie in ganz Hamburg statt.
Es wird bunt und spektakulär – das parallel stattfindende Reeperbahn Festival mit internationalen Künstlern bietet dafür ideale Voraussetzungen. Zudem sprechen wir von einer B2B2C-Veranstaltung, das bedeutet konkret: Wir verbinden in Hamburg die internationale Imaging Branche mit der jungen Smartphone-Generation, in der sie hohes Potential sieht. Ob Smartphone-Knipser oder lieber Kamerabesitzer, Fotobegeisterte können sich auf einer XR Area von der Zukunft der Bilderstellung inspirieren lassen, bei Fachhändlern das perfekte Equipment finden und kaufen oder in die analoge Welt der Fotografie eintauchen. Das gesamte Programm umfasst Ausstellungen, Masterclasses, Workshops und viele weitere Überraschungen.
ProfiFoto: Und warum sollten Profifotografen das Festival besuchen?
Christian Popkes: Unter dem Motto #shareyourvision feiern wir ein inspirierendes Event mitten in Hamburg, dem Zentrum der Foto- und Imagingkunst und -kultur. Auf dem PHOTOPIA Summit können Profis sich von Shootingstars und den Highlights aus der Fotoszene einen umfassenden Marktüberblick verschaffen und den „heißesten Scheiß“ an hochwer-
tiger Technik ausprobieren. Wir erwarten Anbieter aus dem gesamten
Imaging-Spektrum mit Produkten und Dienstleistungen aus den Bereichen Bild- und Video-Aufnahme, Be- und Verarbeitung, Speicherung, digital Signage, Display und Sharing – inklusive Software- und Tech-Companies. Es gibt auch zahlreiche Events, um Networking zu betreiben und, um die eigenen Skills zu erweitern, gibt es die Creative Content Conference @PHOTOPIA – powered by ProfiFoto & BFF Academy mit Trendsettern aus dem gesamten
Imaging-Bereich.
ProfiFoto: Welche Ausstellungen sind zur Photopia in Hamburg geplant?
Christian Popkes: Ich bin überaus glücklich, die weltbekannte Mode-Fotografin Ellen von Unwerth als Schirmfrau für die PHOTOPIA Hamburg gewonnen zu haben. Sie ist wirklich eine beeindruckende Persönlichkeit und ich bin natürlich ihr allergrößter Fan. Ellen möchte ihre Fotokunst auch unbedingt an außergewöhnlichen Orten zeigen. Von denen bietet Hamburg ja unzählige. Ellens großartige Bilder werden natürlich nicht die einzige Ausstellung der PHOTOPIA Hamburg sein. Lasst Euch also überraschen.
ProfiFoto: Vor der Photopia „ruft der Berg“ zum Fotogipfel nach Oberstdorf. Wie unterscheiden sich die beiden Festivals?
Christian Popkes: In Oberstdorf sprechen wir alle Foto-Enthusiasten an, die Bilder lieben und in den wunderschönen Alpen erleben wollen. Unbezahlbar und eine ganz besondere Möglichkeit, auf dem 2.224 Meter hohen Nebelhorn eine Large Format Print Installation erleben zu können. Hier kann man durchatmen, die Seele baumeln lassen und Inspiration und Austausch mit Gleichgesinnten für seine eigenen fotografischen Projekte finden.
Die PHOTOPIA Hamburg wird das neue Festival für Imaging in Europa werden. Hier kommen alle zusammen: Profis, Hobby-Fotografen,
Gear-Freaks, Drohnenflieger, Künstler, Musikliebhaber, Branchenexperten und internationale Megastars. Für all diese Menschen stellen wir das Festival auf die Beine und bieten ihnen die entsprechenden Bühnen, Räume und Möglichkeiten. Und alles im urbanen Umfeld der Welt- und Kulturstadt Hamburg.
ProfiFoto: Was steht in diesem Jahr in Oberstdorf auf dem Programm?
Christian Popkes: Der Oberstdorfer Fotogipfel findet in diesem Jahr zum Thema „Berge“ statt. Als Schirmherren konnten wir den bekannten deutschen National Geographic Fotografen Norbert Rosing gewinnen, der uns seine Lieblingsbilder auf dem Gipfel des Nebelhorns präsentieren wird. Wie immer haben wir spannende Vorträge, interessante Workshops und in diversen Ausstellungen viele unterschiedliche Sichtweisen auf das Festivalthema. Unter anderem präsentieren Bernd und Manuela Ritschel, Friedrun Reinhold, Christian Geisler, Oliver Richter, Andreas Klein, Stefan Lindauer und Jonathan Besler ihre Bilder in Oberstdorf. Natürlich sind auch wieder unsere Partner OM Digital Solutions, Leica, CEWE, Canon und Ilford mit an Bord und präsentieren interessante Produktneuheiten und spannende Workshops.
ProfiFoto: Welche Rolle spielt das Projekt Fotohaven Hamburg? Soll dies parallel zur Photopia in Hamburg weiterlaufen?
Christian Popkes: Unbedingt, die Fotohaven Hamburg ist nämlich eine echte Erfolgsgeschichte. Als eigene Themenwelt unter dem Dach der oohh! FreizeitWelten spricht die Messe immer im Februar überwiegend Reise-, Natur- und Tierfotografen an und greift inhaltlich die Themen der anderen FreizeitWelten auf. Die PHOTOPIA Hamburg hingegen ist Europas neues, spektakuläres Festival rund um das Trendthema Imaging mit internationaler Strahlkraft.
ProfiFoto: Und was, wenn Corona in diesem Jahr Events weiter unmöglich macht?
Christian Popkes: Niemand weiß, was morgen ist. Sicher ist aber, dass wir mit Hochdruck daran arbeiten, dass wir uns im Sommer wieder treffen können. Sollte es von pandemischer und behördlicher Seite aus nicht möglich sein, Festivals, Großveranstaltungen oder Messen wie geplant durchzuführen, werden wir entsprechend darauf reagieren. Wir lassen uns nicht unterkriegen!
*Das Wort Kurator stammt ab vom lateinischen Wort curator („Pfleger“, „Vertreter“ oder „Vormund“) sowie von curare („Sorge tragen“, „sorgen um“)