Zwei Fragen standen deshalb im Zentrum der diesjährigen Befragung unter Bildagenturen und Fotografen, die von der Arbeitsgruppe „image market – business trends“ unter der Leitung von Prof. Lars Bauernschmitt durchgeführt wurde: Wie entwickelt sich der Bildermarkt 2021? Wie verändert Corona die Bildbranche?
Spätestens seit Februar 2020 beherrscht die Covid-19-Pandemie die Medien weltweit – und die Arbeit der Medienschaffenden rund um den Globus. Dabei sind besonders Bildagenturen und Fotografen von erheblichen berufspraktischen und finanziellen Auswirkungen betroffen. Infolge der weltweiten Einschränkungen werden Anlässe für eine Berichterstattung gestrichen oder verschoben, während viele werbetreibende Unternehmen Budgets kürzen. Der geringere Bedarf an Bildmaterial trifft Fotografen und Bildagenturen zum Teil massiv.
Die Folgen der Corona-Pandemie auf die Bildbranche sind demnach eindeutig: Während die befragten Fotografen durchschnittliche Umsatzrückgänge in Höhe von 23,7 Prozent verzeichneten, lagen diese bei den beteiligten Bildagenturen sogar bei 26,3 Prozent. Dem standen bei den befragten Bildagenturen Förderungen in Höhe von 2,3 Prozent (gemessen an den Ausfällen) gegenüber.
Rund 80 Prozent der befragten Bildagenturen und Fotografen stellten einen überwiegend starken Rückgang der Zahl der Fotoaufträge fest, der mit einer Verringerung des Auftragsvolumens verbunden ist.
Über 60 Prozent der befragten Bildagenturen sind mit einem starken Rückgang der Nachfrage nach Archivmaterial konfrontiert. Während über die Hälfte der befragten Fotografen die Zeit seit Februar 2020 zur Weiterbildung nutzte, hat gleichzeitig die Sorge um die eigene berufliche Zukunft bei fast zwei Drittel der befragten Fotografen zugenommen.
Ausführlich dargelegt sind die Ergebnisse in einem 33-seitigen Ergebnisbericht.
Die Ergebnisse der Erhebung beschreiben die Situation in einem Feld, das extrem heterogen ist und differenziert betrachtet werden muss. Während Event- und Hochzeitsfotografen mit nahezu vollständigen Auftragsausfällen konfrontiert sind, spüren viele Fotografen im Bereich Architektur und Bau-Dokumentation weniger starke Auswirkungen der Corona-Pandemie. Als bedenklich muss jedoch weiterhin die Situation derjenigen betrachtet werden, die überwiegend fotojournalistisch tätig sind. Wie schon 2020 festgestellt, liegen die durchschnittlichen Jahresnettoumsätze der hier tätigen Fotografen bei ungefähr 20.000 Euro und damit im Vergleich deutlich unter anderen Feldern. „Dies ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass die teilweise prekäre finanzielle Situation derjenigen, die in Bild und Wort freiberuflich journalistisch tätig sind, endlich als gesamtgesellschaftliches Thema begriffen werden sollte“, so Prof. Lars Bauernschmitt, der seit 2008 als Professor an der Hochschule Hannover tätig ist, seit 2011 auch als Sprecher des Studiengangs Fotojournalismus und Dokumentarfotografie. Von 1993 bis 2008 war er Geschäftsführer der internationalen Fotoagentur VISUM. Daneben war er von 2001 bis 2010 Mitglied des Vorstandes des Bundesverbandes professioneller Bildanbieter (BVPA), seit 2003 als Vorstandsvorsitzender. Daneben ist Lars Bauernschmitt auch als Lehrbeauftragter an der Justus-Liebig-Universität Gießen und als Fachautor tätig. Seine Forschungsfelder sind der globale Bildermarkt und medienübergreifendes Visual Storytelling. Prof. Lars Bauernschmitt ist heute an keinem Unternehmen mehr beteiligt und widmet sich ausschließlich der Lehre und dem Verfassen von Buch- und Zeitschriftenbeiträgen über die Fotografie und den Bildermarkt.