Die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) und die Deutsche Börse Photography Foundation haben Preise für Fotografie-Publikationen verliehen: Dr. Carolin Görgen erhält den Forschungspreis „Thinking Photography“. Der Preis „Writing Photography“ wird an Stefan Vanthuyne vergeben.
Die DGPh und die Deutsche Börse Photography Foundation haben erstmals gemeinsam ihre neu ins Leben gerufenen Preise für Forschung und Publizistik im Bereich der Fotografie vergeben. Beide Auszeichnungen würdigen Beiträge, die den wissenschaftlichen Austausch zum Medium Fotografie in besonderer Art und Weise bereichern und fördern.
Der DGPh-Forschungspreis „Thinking Photography“ wurde an die Dozentin Dr. Carolin Görgen (Sorbonne Université Paris, Department of American Studies) für ihre Studie ‘Out here it is different‘ – The California Camera Club and community imagination through collective photographic practices toward a critical historiography, 1890-1915 verliehen. Darin beschäftigt sich Görgen mit dem bis dato kaum bekannten „California Camera Club“, einer 1890 in San Francisco gegründeten Organisation von professionellen und nicht-professionellen Fotografen. „Thinking Photography“ ist mit 3.000 Euro dotiert und würdigt Publikationen aus der Fototheorie und -geschichte, die das Themenfeld mit wichtigen geistes-, kultur- und sozialwissenschaftlichen Ansätze bereichern.
Die Jury begründete ihre Auswahl wie folgt: „Mit ihrer Historiografie des „California Camera Club“ hat Carolin Görgen eine Studie vorgelegt, die für die Fotografieforschung einen großen Gewinn darstellt. Der Perspektivwechsel der Studie hin zu den weniger prominenten Vertretern der Westküste, macht deutlich, wie sehr der wissenschaftliche Diskurs durch die Profilierung von bislang marginalisierten Aspekten profitieren kann. Die Rechercheleistung, die mit Görgens Studie verbunden ist, kann kaum hoch genug angesetzt werden, zumal die Autorin zahlreiche neue Materialien und Quellen erschließt.“
Die Auszeichnung „Writing Photography“ wurde an Stefan Vanthuyne für sein Interview “The paradoxically perfect and utterly imperfect photobook” mit dem Fotografen und Autor Stanley Wolukau-Wanambwa verliehen. Vanthuyne ist Autor, Fotografieforscher, Fotograf und Gastdozent an der Academy of Fine Arts Antwerpen, Belgien. Ausgezeichnet wurde sein auf Google-Docs geführtes Gespräch mit Wolukau-Wanambwa, in dem es vor allem um die Produktion und Erforschung von Fotobüchern als künstlerisches Medium geht. „Writing Photography“ würdigt als Preis für innovative Publizistik kürzere schriftliche Formate wie Blogbeiträge, Kolumnen und Rezensionen, netzbasierte Veröffentlichungen und Publikationen, die Texte und fotografisches Material auf kreative Weise verbinden. Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert.
In ihrer Begründung schreibt die Jury: „Mit der Verleihung wird neben dem Interview zugleich die Webseite Belgian Platform for Photobooks (BPPB) gewürdigt, die von Vanthuyne 2017 als Online-Plattform initiiert wurde. Beides hat nicht nur wesentlich zur Wahrnehmung des Fotobuchs beigetragen, sondern auch vorgeführt, wie sich etablierte Veranstaltungsformen und neue Publikationskontexte im Interesse der Fotografieforschung produktiv verbinden lassen.“
Die Gewinner der beiden Preise werden alle zwei Jahre von einer internationalen Jury ausgewählt. Die diesjährigen Jurymitglieder waren: Prof. Dr. Stefanie Diekmann (DGPh und Universität Hildesheim), Alexandra König (Deutsche Börse Photography Foundation), Dr. Kathrin Schönegg (C/O Berlin) und Prof. Dr. Alexander Streitberger (Université de Louvain).
Außerdem hat die Jury zwei lobende Erwähnungen ausgesprochen. Für „Thinking Photography“ geht diese an die freiberufliche Kuratorin, Autorin und Kunstwissenschaftlerin Dr. Ulrike Matzer, für die Dissertation „Eine Gender-Analyse von Fotografie-Historiografien am Beispiel zweier Berufsfotografinnen in Wien, 1860–1914“. Eine weitere lobende Erwähnung aus dem Bereich „Writing Photography“ geht an den Promotionsstudent Jan-Philipp Nühlen für sein Essay „745.000 Meilen unter dem Meer. Taryn Simon – Transatlantic Sub-marine Cables Reaching Land VSNL International Avon, New Jersey, 2007”.
Mit ihrer im letzten Jahr etablierten Partnerschaft fördern die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) und die Deutsche Börse Photography Foundation gemeinsam den wissenschaftlichen Dialog zur Fotografie. Im Rahmen ihrer Kooperation wurde der 1978 ins Leben gerufene „DGPh – Forschungspreis Fotografiegeschichte“ neu konzipiert, dieser wird nun in Form von zwei Auszeichnungen vergeben. Eine Preisverleihung soll im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung als Teil des RAY Festivals im September 2021 in Frankfurt am Main stattfinden.