Bereits im vergangenen August beschloss der Stadtrat von Höxter eine Unterstützung von bis zu 250.000 Euro für das Forum Anja Niedringhaus (FAN), das im historischen Tilly-Haus, Teil des Adelshofes Heisterman von Ziehlberg, entstehen wird. Es erinnert an die 2014 in Afghanistan ermordete deutsche Fotojournalistin Anja Niedringhaus, die aus Höxter stammt.
Eigentlich sollte das Forum Anja Niedringhaus bereits im Herbst 2020 eröffnen, doch hat sich die Corona-Pandemie auf die Planung ausgewirkt. Viele Aktivitäten konnten gar nicht oder nur in begrenztem Rahmen angegangen werden. Nun aber hat die letzte Phase der Realisierung begonnen, die 2022 mit der Eröffnung abgeschlossen sein soll.
Für die Erstellung eines kuratorischen und inhaltlichen Konzeptes für das FAN konnte Michael Ebert gewonnen werden. Ebert arbeitet als Dozent, Kurator und Autor. Er unterrichtet seit vielen Jahren an den Hochschulen von Hannover und Magdeburg Fotojournalismus und Geschichte der Fotografie. Anja Niedringhaus durfte er noch persönlich kennenlernen, und auch darüber hinaus hat Ebert eine intensive Verbindung zur Thematik der Kriegsfotografie. So betreut er unter anderem an der Hochschule Magdeburg den Nachlass des zweifachen Pulitzerpreisträgers Horst Faas, einem der einflussreichsten Kriegsfotografen des 20. Jahrhunderts.
Faas, der 2012 in München verstarb, war in seiner letzten Position europäischer Fotochef der Agentur Associated Press (AP) und damit zeitweise auch der unmittelbare Vorgesetzte von Anja Niedringhaus. Nicht nur zu Horst Faas, sondern auch zum Amerikanischen Bürgerkrieg oder der Geschichte des Napalm-Mädchens Kim Phuc hat Ebert in den letzten Jahren eine Reihe viel beachteter Fotoausstellungen realisiert. Dazu kommen zahlreiche Veröffentlichungen, vor allem zur Geschichte des Fotojournalismus. Das Werk von Anja Niedringhaus hat er bereits in zwei Ausstellungen präsentiert, zuletzt 2014 in Hannover. Dem FAN steht er bereits seit 2019 als Mitglied des Beirats unterstützend zur Seite.
Für Ebert steht eine positive und den Menschen zugewandte Ausrichtung des Forums im Vordergrund. Es soll nicht nur eine Erinnerungsstätte werden, sondern ein lebendiger Ort, der für eine vielfältige Nutzung als Kultur- und Begegnungszentrum für Fotografie, Menschenrechte und Pressefreiheit geeignet ist.
Zusammen mit der Agentur Hunger & Koch und der Architektin Cornelia Lange, die für die bauliche Sanierung des Tilly-Hauses zuständig ist, wird Ebert jetzt ein detailliertes Konzept erstellen.
Das FAN wird museale wie auch Bereiche für Veranstaltungen unter einem Dach vereinen. Museum, Diskussionsforum, Kino und Ort, an dem an Anja Niedringhaus erinnert wird, solllen miteinander verknüpft werden.