Sie heißen PicDrop, Cherrydesk, PicFair, YouPic, EyeEm, Boom, Lemon One, Pic-Time oder Patreon, schießen wie Pilze aus dem Start-Up-Boden und versprechen die perfekten Workflow- und Vermarktungs-Lösungen für Profi- wie Amateuerfotografen. Wir haben nach euren Erfahrungen mit diesen Anbietern gefragt.
1. Welche Online-Angebote der genannten Art haben Sie bereits ausprobiert und welche wollen Sie auch zukünftig nutzen?
2. Welche konkreten Vorteile bringen Ihnen diese Angebote?
3. Wie werden diese Start-Ups den Fotografiemarkt nachhaltig verändern – oder haben es bereits getan?
4. Welche Angebote vermissen Sie?
Ben Hammer, Fotograf, benhammer.photo
1.
Ich nutze PicDrop seit fünf Jahren oder länger. Sonst arbeite ich mit der Creative Cloud.
In erster Linie bearbeite ich die Bilder mit Lightroom/Photoshop oder Capture bei Tethered Shootings.
2.
Ich kann mein Bildmaterial übersichtlich, strukturiert und mit Funktionen wie Markierungen und Kommentaren direkt in meinen Workflow integrieren. Damit spare ich Zeit und ermögliche dem Kunden eine schnelle, zentrale und übersichtliche Kommunikation ermöglichen. Die Vorschau meiner Bildauswahl und Prelooks exportiere ich als Jpgs und lade sie in einer Galerie bei PicDrop hoch. Dort kann der Kunde eine Auswahl seiner Favoriten treffen und gegebenenfalls Bilder mit Feedback kommentieren. Die finale Auswahl exportiere ich aus PicDrop raus, lasse dann meinen Lightroom-Katalog nach den ausgewählten Bildern filtern und sehe auf einen Schlag im Katalog die Bilder für die finale Abgabe.
Auch die final exportieren Bilder, egal in welchem Format, lade ich in eine neue Untergalerie im PicDrop hoch. Dort kann der Kunde dann alle Bilder oder einzelne Bilder unkomprimiert herunterladen. Kunden, für die ich regelmäßig fotografiere, haben ihren eigenen Kundenzugang. Somit können sie sich auf meiner Domain einloggen und sehen sofort alle neu hinzugefügten Bilder oder Galerien der letzten Produktion. Sollten sie Bilder verlegt haben, können sie mindestens 2 Jahre über ihren Kundenlogin auf alte Fotos zugreifen. Es laufen also keine Links nach 14 Tagen ab, sodass ich im Nachgang nochmal Arbeit damit haben könnte.
3.
Im Fall von Picdrop brauche ich endlich meine Fotos nicht mehr bei amerikanischen Unternehmen wie Google, Apple, WeTransfer und Co. hochzuladen, sondern lasse sie mit PicDrop auf deutschen Servern speichern. Außerdem kann ich meine Datenübergabe branden und die Galerie über meine eigene Domain oder FTP laufen lassen. Das bedeutet, dass in jeder Galerie alle meine Kontaktdaten hinterlegt sind. Außerdem wird jede Galerie oder jeder Kundenzugang mit einem persönlichen Welcome-Bild oder meinem Logo gebrandet. Wenn ich Daten transferiere, kommt der Kunde nicht mit Dropbox, Wetransfer oder Google Drive in Kontakt, sondern mit meinem Namen, meinen gewählten Infos und meinen Social-Media-Kanälen.
4.
Keins.
Caterina Rancho, Fotografin, caterina-rancho.com
1.
Lemon One
2.
Vorteil: Die Jobs werden alle paar Tage als Emails verteilt.
Nachteil:
a). Die Shootings sind absolut unterbezahlt. Sie wollten mir damals nicht mal die Anfahrt – das U-Bahn-Ticket für 2,80 € zahlen. Das hatte zur Folge, dass ich niemals einen Job für sie tatsächlich angenommen habe, sondern nur von absurd billigen Angeboten überhäuft wurde.
b) Man muss zusätzlich zu einem miesen Gehalt auch noch kostenlos sämtliche Stylesheets auswendig lernen und beim Shooting im Kopf parat haben.
c) Man hat das Gefühl, dass man nur ein winzig kleines Rädchen im Getriebe ist, mit dem sich niemand auseinander setzen will. Man soll nur die Bilder liefern.
d) Man muss bereits das Equipment besitzen, das die sich vorstellen, anderseits wird man gar nicht erst aufgenommen.
3.
Sie drücken die Preise immer noch mehr und machen es jungen Fotografen unmöglich zu einem fairen Preis zu arbeiten.
4.
Ich vermisse einen fairen Umgang mit Fotografinnen und Fotografen.
Kai Pohlkamp, Foto- & Videograf , contentyou.de
1.
Wir nutzen bereits seit über drei Jahren Picdrop und zusätzlich seit knapp acht Monaten den amerikanischen Anbieter Pic-Time. Picdrop nutzen wir ausschließlich für unsere Firmenkunden, und Pic-Time für unsere Privatkunden wie Brautpaare.
2.
PicDrop als einer der bekanntesten & größten deutschen Anbieter hat besonders bei der Abstimmung mit dem Kunden sehr viele Vorteile. Kunden können mit den Farben Grün, Orange und Rot die Fotos nach einem Fotoshooting markieren und sogar kommentieren. Früher musste dies aufwändig mit den Bildnummern abgeglichen werden. Eine weitere tolle Funktion ist die Bildauswahl & Kommentarfunktion. Hiermit kann uns der Kunde ganz einfach seine Meinung zu den Favoritenbildern mitteilen ohne anzurufen oder eine Mail zu schicken. Den Anbieter Pic-Time nutzen wir ausschließlich für unsere Brautpaare. Denn dieser Cloudanbieter hat nicht nur unlimitiertes Speichervolumen sondern auch ein komplettes Shopsystem mit Fotobüchern und viele andere Angebote im Hintergrund wie etwa Couponcodes und automatisierte Emails für Rabatte. Zusätzlich ist das Design optisch passender für Brautpaare gehalten.
3.
Das haben diese Anbieter bereits. Und für uns gehört dieses Tool schon lange genau so zu unserem Berufsalltag wie die Speicherkarte und die Kamera. Was früher über einen einfachen Dropboxlink abgespeist wurde, ist heute eine weitere Möglichkeit seinem Kunden einen tollen Service nach dem Shooting zu bieten.
4.
Die optisch bessere Einbindung von Videos & eine zusätzliche Downloadfunktion von Videos. Zusätzlich sind die Speicheroptionen bei dem deutschen Anbieter Picdrop mit knapp 300 GB sehr gering für über 20 € im Monat.
Klaus Dyba, Fotograf, klausdyba.com
1.
fotograf.de, pixieset, picdrop
2.
Einfache Art größere Mengen Bilder in einfacher Weise zu präsentieren. Picdrop richtet sich eher an kommerzielle Fotografen. Besticht vor allem durch eine komplexe Filter und Markierungsfunktion für Bilder. So können Kunden auf einfache Weise Favoriten auswählen/markieren. Macht Sinn bei größeren Bildstrecken. Es fehlt allerdings eine eingebundene Shopfunktion. Anbieter wie Pixieset bestechen durch schönes Erscheinungsbild und Shopfunktion für den Verkauf von Printprodukten. Hier fehlt wiederum eine gute Filter und Ratingfunktion.
3.
Was war denn früher die Alternative? Eigene Website?
4.
Funktionen wie picdrop aber mit ansprechenderen Erscheinungsbild wie z.B. Pixieset.
Jana Erb, Fotografin, kontrapixel.de
1.
Ich habe bisher mit Cherrydeck, Picdrop und Evlaa gearbeitet. Momentan nutze ich Evlaa.
2.
Bei Cherrydeck war ich „early adopter“, habe aber nie einen Nutzen für mich daraus ziehen können,
auch in der „Full Membership“-Variante nicht. Ich habe mich immer wieder auf die ausgeschriebenen Produktionen beworben, aber nie eine Zusage und auch keine Absage bekommen. Dementsprechend habe ich die „Full membership“ wieder gekündigt. Ich bin momentan noch passives Mitglied.
Picdrop ist zwar super übersichtlich und die Webansicht ist sehr gut anpassbar, elegant und Kunden-
freundlich, aber der Reimport der Auswahl per Metadaten in Lightroom Classic funktioniert bei ungewöhnlichen Dateinamen nur mit etwas Glück. Zudem fehlt mir persönlich die Option aus einer Galerie mehrere Auswahlen (z.B. von verschiedenen Leuten) machen zu können.
Evlaa funktioniert da simpler: Die Auswahl wird als „Sammlung“ in Lightroom Classic angelegt, kann darüber editiert und die Kundenauswahl in Lightroom via Zusatzmodul Manager herunter geladen werden. Das ist für mich eine massive Arbeitserleichterung! Zudem meldet sich der Kunde mit seiner Email-Adresse an – ohne ein Passwort zu vergeben. Es können somit mehrere Auswahlen getroffen und diese der Person anhand der Email-Adresse zugeordnet werden. Es gäbe auch die Möglichkeit direkt über Evlaa die Bilder zu verkaufen/abzurechnen. Die Auswahl an Galerien ist unbeschränkt, der Speicherplatz für HD-Bilder zum Downloaden ist abhängig vom Tarif, aber tendenziell eher sehr wenig. Für mich ist das unwichtig, mir geht es nur um das Auswahlverfahren, die Kunden sollen die unbearbeiteten Bilder sowieso nicht als Bilddatei haben. Die finale Datenübergabe läuft bei mir über Google Drive.
3.
Startups agieren schneller und flexibler als die klassischen Software Giganten wie Adobe. Sie sind
häufig näher an besonders spezifischen Zielgruppen – zum Beispiel Hochzeitsfotografen. Start-Ups
setzen Impulse.
4.
Eine Mischung aus Evlaa und Picdrop
Sebastian H. Schroeder, Fotograf & Autor, shschroeder.com
1.
Aktiver Nutzer bin ich nur von PicDrop. Boom, Lemon One und auch andere ähnliche Anbieter haben mich bereits mehrfach angeschrieben und versucht mich zum Mitmachen zu bewegen. Die Ersten waren Lemon One. Nach einer initialen Mail, die ich ignorierte, und einem tatsächlich nettem Telefonat, war ich kurz versucht mitzumachen. Als ich jedoch die Preise las, habe ich unmittelbar abgesagt.
2.
Ein klarer Vorteil von Picdrop ist bessere Kundenkommunikation und eine schnellere Abwicklung der Jobs. Es steht der Bedarf des Fotografierenden im Mittelpunkt, um sich und seine Kunden glücklicher zu machen.
Bei den Bildsammel-Angeboten steht der Profit des Mittelsmanns im Vordergrund. Der Briefing-Aufwand auf Kundenseite ist ähnlich wie bei unabhängigen Fotografen, ebenso die Abwicklung oder das Fotografieren. Einzig der Erstaufwand, die Suche des Kreativen, wird auf Kundenseite abgekürzt.
Diese Abkürzung bedeutet für uns Fotografierende allerdings ein um Längen geringeres Honorar. Den stets von den Unternehmen ausgewiesenen „Vorteil“ keine Akquise mehr machen zu müssen, täuscht nicht darüber hinweg, dass man für 200 Euro – bei eigener Anreise und eigenem Equipment – nicht wirtschaftlich arbeiten kann.
3.
Abgesehen von Picdrop verstehe ich die Angebote als Stockbildfabriken, die versuchen Plattformökonomie in die Fotoindustrie zu bringen. Die Plattformen möchten selbst über eine einheitliche Ästhetik als Marke wahrgenommen werden. Noch mehr als sonst, werden Fotografierende so zu Dienstleistern ohne eigenen, kreativen Ansatz. Das schwächt die Diversität und den sowieso schon instabilen Markt. Aufgrund des immer größeren Bildbedarfes, bei gleichzeitig sinkenden Budgets, steckt dieser in einer stetig fallenden Preisspirale.
Das Argument, dass der Markt es schon richten wird, lasse ich hier nicht gelten. Vielmehr verweise ich auf eine Aussage von Henning Arndt, Vorsitzender des Berufsbildungsausschusses des CV: „Wer einmal unzufrieden war mit günstigen Bildern, wird beim nächsten Mal nicht mehr ausgeben. Stattdessen wird er/sie noch weniger investieren, um bei gleicher Enttäuschung nicht wieder ‚zu viel’ Geld ausgegeben zu haben.“
4.
Ich vermisse Angebote, die uns Fotografierende als Kunden sehen und nicht als Ware. Es gibt viele Möglichkeiten unsere Arbeit kundenorientierter zu machen. Beginnend bei der Bildauswahl auf dem Job, bis hin zur Datensicherung und Archivierung. Ähnlich wie Picdrop, die sich den Anforderungen der Fotografierenden angenommen haben, anstatt am anderen Ende Margen abzugreifen.
Julia Laatsch, Fotografin, julia-laatsch.de
1.
Bei der Vielzahl der Anbieter mache ich es wie bei der Pilzsuche im Wald: Ich nehme nur die Pilze mit, die ich sicher kenne und solche, die mir gut schmecken. Ich nutze bislang nur PicDrop und Cherrydeck, da das die beiden Plattformen sind, welche auch meine potenziellen Kunden nutzen.
2.
Alle Plattformen haben einen gemeinsamen Nenner, der sie so wertvoll für mich macht: Sie sparen meine Zeit und die meiner Auftraggeber. Darüber hinaus geht die Nutzung natürlich mit einer Sichtbarkeit einher, die für mich als freie Fotografin essenziell ist.
PicDrop nimmt unter den genannten Beispielen eine Sonderstellung ein: Hier geht es in erster Linie darum den Workflow mit meinen Kunden nach der Produktion für alle Beteiligten übersichtlich, verlässlich und effizient zu gestalten. Da ich häufig mit größeren Teams für Werbeproduktionen zusammenarbeite, erleichtert es mir die Arbeit enorm. Es müssen nicht mehr haufenweise Mails mit Bildauswahlen und Kontaktbögen durch das Universum geschickt werden. In kürzester Zeit kann ich der Agentur, dem Bildbearbeiter und dem Kunden Zugänge zum entstandenen Bildmaterial einrichten. Alle Beteiligten können Auswahlen erstellen, Kommentare hinterlassen und je nach Freigabe auch eigene Daten in die angelegte Struktur hochladen. Ich bin großer Fan der ersten Stunde und auch meine Kunden kennen und schätzen PicDrop als etablierten und softwareunabhängigen Begleiter.
Cherrydeck sehe ich eher als internationale Präsentationsplattform für mein Portfolio. Ziel der Plattform ist es, Marken die Suche nach dem perfekt geeigneten Fotografen oder der passendsten Fotografin zu erleichtern. Regelmäßig werden dort kleine und umfangreichere Projekte ausgeschrieben, auf die man sich bewerben kann. Leider habe ich dort bisher nicht aktiv teilgenommen und kann daher kein abschließendes Urteil dazu fällen. Fakt ist aber, dass bei solchen Ausschreibungen meist nur einer ausgewählt wird und alle anderen leider leer ausgehen. Es ist eine gewisse Grundinvestition an Zeit nötig, was sich je nach Projekt jedoch durchaus lohnen kann. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich denke, es bleibt abzuwarten, inwieweit Cherrydeck sich in den nächsten Jahren etablieren wird. Der Ansatz ist spannend und durchaus interessant für beide Seiten – die Kreativen und die Auftraggeber.
3.
Diese Start-Ups werden den Fotografiemarkt meiner Meinung nach nicht nachhaltig verändern. Sie werden ihn jedoch um eine weitere Komponente erweitern, wenn es darum geht Sichtbarkeit zu generieren. Für mich geht es vorrangig immer noch darum, das Vertrauen der Kunden zu gewinnen. Und da ersetzen solche Plattformen sicher nicht den mir viel lieberen persönlichen Kontakt, ein gutes Netzwerk, eine professionelle Suchmaschinenoptimierung oder den Berufsverband (Beispiel Freelens e.V.). Für mich ist die Mischung aus allen Bereichen so spannend, aber keine davon wäre allein zielführend.
4.
Aktuell vermisse ich kein konkretes Angebot. Ich bin aber sehr gespannt, welche Start-Up-Pilze als nächstes aus dem Boden schießen.
Thomas Siber Tischer, Fotograf, tst-fotografie.de
1.
– PicDrop nutze ich seit dem ersten Tag meiner Selbstständigkeit und werde es auch weiterhin tun.
Für mich eine schnelle und gute Lösung für die Auswahl durch den Kunden oder Austausch und
Bereitstellung der Fotos.
– Cherrydesk: Als vollwertiges Mitglied registriert für Testzwecke, jedoch wieder gekündigt.
Cherrydesk ist, wie Lemon One, ein Portal, welches die Kundenakquise übernimmt und bündelt.
Jedoch muss ich sagen, dass bei Cherrydesk die „Bewerbung“ um einen Job nichts für mich ist.
Bei Lemon One habe ich meine Bewerbung erst gar nicht abgeschickt – nach Durchsicht der AGBs
bin ich als Fotograf nicht bereit meine Urheberrechte komplett an Lemon One (Punkt 7 –
Namensnennung) abzugeben.
– YouPic: Vom Aufbau/Idee her könnte es 500px oder auch Instagram sein. Eine Plattform, um seine
Kreationen und Bilder mit der Welt zu teilen. Hier gehe ich nicht von aus, dass die Kundenakquise im Vordergrund steht bzw. überhaupt neue Aufträge generiert werden.
2.
Meiner Meinung nach sollen diese Angebote primär dem Fotografen die Kundenakquise erleichtern.
Hier werden Plattformen aufgebaut, auf denen Firmen Jobs ausschreiben und sich interessierte
Fotografen darauf bewerben. Somit entfällt beim Fotografen ein Teil des Marketings und dieser kann sich voll auf die Jobs konzentrieren.
3.
Die Kundenakquise wird leichter, die Investition in Werbung bzw. Marketing verlagert sich.
Fotografen suchen evtl. nicht nach neuen Jobs, sondern werden zugeteilt. Je nach Kapazität können
diese zustimmen oder ablehnen. Zudem könnte es auch andersherum laufen, der Kunde sucht sich
seinen Fotografen anhand des Portfolios aus. Bei PicDrop o.Ä. Dienste sehe ich den Vorteil des einfachen Datenaustauschs. Es müssen keine USB-Sticks oder DVDs verteilt werden, sondern die Daten stehen dem Kunden sofort zur Verfügung. Sowohl Kunde als auch Fotograf interagieren gemeinsam auf einer Galerie.
4.
Tatsächlich keine. Das Angebot ist schon vielfältig und je nach Workflow sucht man sich den
passenden Dienst dazu aus.
Anke Dörschlen, Fotografin, anke-doerschlen.com
1.
Ich nutze PicDrop täglich. PicDrop bietet mir eine schnelle und einfache Möglichkeit, meinen Kunden Fotos zur Verfügung zu stellen: Entweder nur zur Ansicht, aber auch zum Download. Ausserdem habe ich mich bei PicFair angemeldet, da sich das Konzept sehr vielversprechend anhörte: Man kann über diese Plattform sowohl Prints als auch Bild-Lizenzen verkaufen. Und das zu fairen Preisen, die man selbst festlegen kann.
2.
PicDrop bietet mir eine Arbeitserleichterung für meinen Workflow. Ich kann die Fotos ganz schnell aus Lightroom in die jeweilige Kundengalerie exportieren. Der Kunde wiederum bekommt eine übersichtliche Galerie, in der er direkt die Fotos auswählen, bewerten, downloaden oder auch eigene Auswahlen erstellen kann. Aber nicht nur die Funktionalität von PicDrop gefällt mir sehr gut – schön finde ich auch, dass es ein deutscher Anbieter ist und die Kundenbetreuung schnell und unkompliziert ist. Insgesamt ein professioneller Dienstleister, den ich nicht mehr missen mag.
Bisher habe ich noch keine Fotos bei PicFair hochgeladen, da ich unsicher bin, ob das Konzept wirklich für mich funktioniert. Die Idee und das Konzept sind schon klasse: einmal Fotos einstellen und sowohl Prints als auch Lizenzen aus einer Hand verkaufen. Klingt erst einmal vielversprechend. Auch die Idee, selbst die Preise zu bestimmen, ist mit Blick auf die Erlöse bei MicroStock-Agenturen natürlich verlockend. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass Kunden sich durch diesen Dschungel aus unterschiedlichen Preisniveaus wühlen wollen – wahrscheinlich greifen sie dann doch lieber auf bekannte Agenturen zurück.
Ansonsten habe ich mich für Lemon One interessiert, aber von einer Anmeldung abgesehen. Lemon One ist ein Dienstleister, der Fotoaufträge vermittelt und eine bessere Auslastung der Fotografen verspricht. Leider drückt das wieder nur auf die Fotografenhonorare und die Fotografen werden sowieso nicht wegen ihrer Bildsprache, sondern aufgrund eines Algorithmus gebucht. Sozusagen Fotos von der Stange – austauschbar und billig.
3.
Letztendlich führen diese ganzen Start-Ups dazu, dass der Markt noch unübersichtlicher wird. Es werden zusätzlich immer mehr Amateure ihre Fotos anbieten und über diese Plattformen vermarkten. Der Markt wird daher mit immer mehr Fotos überschwemmt und das wird leider die sowieso schon geringen Fotohonorare weiter nach unten ziehen.
4.
Grundsätzlich vermisse ich kein Angebot. Es gibt gerade eher zu viele Angebote – gerade die Fotografen-Vermittlungsportale könnten gerne wieder vom Markt verschwinden 🙂
Roland Breitschuh, Fotograf & Kameramann, rolandbreitschuh.de
1.
Ich hatte eine Anfrage einer der genannten Firmen, wir sind uns aber aus verschiedenen Gründen nicht einig geworden. Hauptaspekt war, einen Testshoot mit einer bestimmten (nicht besonders komplexen) technischen Guideline zu absolvieren, die aufgrund meiner langjährigen Expertise für mich keine Relevanz hatte.
2.
Mir selber brachte dieses Angebot keine Vorteile. Ich dachte das wäre so, allerdings war die Honorarstruktur derart, das ich einen auskömmlichen Verdienst nur dann hätte, wenn ich fulltime für dieses Unternehmen tätig wäre. Zum Abfedern von Auftragslöchern oder flauen Monaten ist die Verdienstaussicht eher gering, und würde in meinem Fall zwar die Kosten decken, aber auch nicht mehr. Es klang eher nach einem Angebot für junge, unabhängige, Fotografen mit kleinen Lebenshaltungskosten. Für Berufseinsteiger kann es eventuell ein „Brot und Butter“-Job sein – wenn man sich von seinem Weg nicht abbringen lässt.
3.
Sicher haben Sie das bereit getan. Ich sehe das kritisch: Der Markt der Bildgestaltung geht immer mehr in einen Dienstleistungsmarkt über. Auch wenn der Beruf Fotograf gelegentlich Merkmale einer Dienstleistung aufweist, ist man ja kein Dienstleister: Jeder Fotograf arbeitet an einer eigenen visuellen Identität, und kann seinen Job auf vielfältige kreative Art und Weise erledigen. Das konfektionierte, standarisierte, reproduzierbar-austauschbare steht bei den o.g. Portalen eher im Vordergrund, hat eine stärkere kaufmännische Komponente statt eine gestalterische.
Bei meinem eigenen Kunden erlebe ich eine starke Individualisierung – sie wünschen sich unverkennbare Aufnahmen, einen auf sie zugeschnittenen Look, und keine Stockfotografie-Anmutung. Die Stockfotografie war ja ebenfalls für viele Fotografen zunächst ein attraktives Angebot, um das Geschäftsfeld zu erweitern und ist inzwischen vielfach nicht mehr lukrativ.
4.
Ich bin unsicher, ob ich fotografische Angebote vermisse. Wir haben schon Hotel,- und Interior- Fotografie, Food-Fotografie, Katalog-, und Produktfotografie usw. als Start-Up Plattformen („A new home for photography“, wie ein Anbieter meint). Weiterhin sehe ich mich jeden Tag mit GoSee, 500pix, Behance, Facebook, Instagram, Blog, Newsletter, Mappensichtungen, Kuratierungs-Meetings und dergleichen beschäftigt. Super wäre doch, sich mehr auf Inhalte, auf die gestalterische Exzellenz, auf visuelle Identität, fairen Wettbewerb und Transparenz sowie auf auskömmliche Honorare zu einigen – und wenn es dafür eine Plattform braucht – bitteschön.
Christopher Horne, Fotograf, christopherhorne.de
1.
Bisher habe ich nur PicDrop (seit zwei Jahren) und EyeEm (nur kurz) genutzt, bei PicDrop bin ich geblieben.
2.
EyeEm verstehe ich als Microstock-Plattform und entsprechend wenig Potenzial sehe ich da für meine Reichweite – auch, weil meine Genres Reportage und Dokumentation anders funktionieren. PicDrop hingegen ist mittlerweile zu einem meiner Lieblingstools geworden. Die Hauptanwendung ist ja bekanntlich „Cloudservice für Fotografen“. Und das zurecht. Die ganzen kleinen Features wie Ampelsystem und Sammlungen bei der Bildauswahl, die Kunden selbst tätigen können und die Möglichkeit, Wasserzeichen zu setzen und bei der Downloadfreigabe zu entfernen, sind sehr praktisch. Ansonsten nutze ich PicDrop als Moodboard-Anwendung. Wofür ich früher Pinterest verwendet habe – ziemlich starr und auf Dauer unübersichtlich –, finde ich den minimalistischen Ansatz bei PicDrop sehr gut. Außerdem „kann PicDrop DSGVO“. Ich weiß, dass PicDrop auch Galerien für die Homepage anbietet, aber das ist etwas, was ich mir zwischen den Jahren mal anschauen werde.
3.
Startups haben aus meiner Sicht den Vorteil, dass sie oft einzelne konkrete Probleme lösen und nicht die eierlegende Wollmilchsau geben wollen. Bei den genannten Beispielen war das beispielsweise eine unkomplizierte Microstock-Plattform (EyeEm) und eine einfach zu bedienende Plattform für die Weitergabe von Daten an Kunden (PicDrop). Ich verstehe diese Startups vor allem so, dass sie von Fotografen für Fotografen entwickelt wurden und damit genau wissen, wo der Schuh drückt. Daher denke ich, dass Startups zumindest gute Einzellösungen bereitstellen können. Kommunikation und Workflow wird wahrscheinlich noch digitaler für diejenigen, die es wollen. Gleichzeitig liefern diese Startups oft Dienste, die mit einem Abomodell bzw. einer regelmäßigen Zahlung daherkommen. In einer Branche, in der man je nach Auftragslage mal gut, mal weniger gut verdient, sollte man sicher klug auswählen, auf welches Pferd man setzt.
4.
Aktuell bin ich wunschlos glücklich. Das liegt aber vor allem daran, dass ich einen Workflow habe, mit dem ich zufrieden bin und den ich mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln optimiere.
Stephen Petrat, Fotograf, stephenpetrat.de
1.
Ich nutze PicDrop für meine Kundengalerien und bin bei Cherrydeck mit einem Basic-Profil angemeldet. PicDrop ist fester Bestandteil meines Worksflows, Cherrydeck hat sich für meine Art von Arbeit und Fotografie noch nicht als gewinnbringend erwiesen.
2.
PicDrop bietet als Auswahl-Plattform tolle Möglichkeiten und die Bewertung von Bildern erleichtert die Kommunikation mit dem Kunden. Galerien bleiben bei mir und sind online für meine Kunden erreichbar, damit sie auch später weitere Bilder aus den Shootings bei mir bestellen können. Funktionalität und Flexibilität sind dabei für mich entscheidend. PicDrop benötigt kein Plugin oder Anmeldung durch meine Kunden bei einer Plattform. Der Link reicht. Das ist sehr praktikabel in der Handhabung und kundenfreundlich. Cherrydeck werde ich noch eine Weile testen und Anfragen für Jobs beantworten, den Zeitaufwand dafür werde ich aber gering halten.
3.
Die internationale Vernetzung und Erreichbarkeit, bzw. schnelle Vergleichbarkeit mit Kolleginnen und Kollegen bietet dem Suchenden vielleicht Vorteile, meiner Erfahrung nach zählt das persönliche Gespräch jedoch nach wie vor am meisten bei der Generierung von neuen Kunden und Aufträgen. Plattformen, die mein Profil präsentieren, nutze ich lediglich zur Verlinkung auf die eigene Webseite, über die nach wie vor die meisten kalten Anfragen von Kunden kommen.
Zumeist bekomme ich die Rückmeldung, dass Kunden meine Seite über die Suchmaschine Google gefunden haben. Somit sind andere Präsentationsplattformen für mich eher ein Motor, die eigene Webseite auf Google zu pushen.
4.
Ich sehe eher ein Überangebot als das mir etwas fehlt. Laufend neue Portale, die mir tolle Mehrwerte versprechen, zur Einrichtung und Pflege aber Zeit und hohen Aufwand bedeuten. Die meisten schaue ich mir nur kurz an, und lege nur ein Profil an, wenn ich für mein Business einen Mehrwert erwarte oder möglich sehe. Ansonsten konzentriere ich mich auf die Pflege meiner Profile in anderen sozialen Netzwerken, um bei meinen Kunden in Erinnerung zu bleiben. Diese halten sich eher auf Facebook oder LinkedIn auf.
Foto oben: Petra Gerwers