Individuell oder smart, emotional oder strukturiert, kurz oder lang? Die Präsentation der eigenen Arbeiten oder des Portfolios ist wesentlich für den Erfolg als Fotograf. Was und wieviel gezeigt werden soll und auf welche Art und Weise die Bilder am besten ankommen, ist nicht leicht zu entscheiden. Schon deshalb, weil Fotografinnen und Fotografen ihrer Arbeit nahestehen und emotional mit ihr verbunden sind. Das macht es manchmal schwer, Bilder auch verbal auf professionelle und beeindruckende Art zu präsentieren. Anstatt die Worte bewusst zu wählen, ob informativ oder emotional, überhäufen Präsentierende ihre Zuhörer mit Wortbergen und Endlossätzen, die das Wesen der Arbeit nicht gut transportieren. Das schmälert die Präsentation und wird der Fotoidee oft nicht gerecht.
Viele junge Fotografen nutzen die Gelegenheit, ihre Arbeiten bei Fotografie-Förderpreisen einzureichen. Die Fotokonzepte werden persönlich und mündlich präsentiert und die Bewerberin oder der Bewerber kann seine Idee und die Umsetzung persönlich vorstellen. Ich bin oft begeistert von den interessanten Konzepten der Fotografen und es sind mitunter beeindruckende Bilder dabei. Aber das Zuhören macht nicht immer Spaß.
Sie kennen das bestimmt auch, als Zuhörer muss man oft viele „Hmms“ und „Ähhs“ während der inhaltlichen Präsentation ertragen. Nicht nur der verbale Schliff fehlt, manche Vortragende stehen wie ein Schluck Wasser in der Kurve vor ihrem Publikum und vermeiden oft jeden Blickkontakt zu ihrem Publikum. Nicht selten hört man nur Genuschel, weil in der Aufregung vergessen wird, in das Mikro zu sprechen. Ehrlich gesagt, steige ich an dem Punkt aus jeder Präsentation aus, egal wie gut das Konzept ist. Wirklich schade und vermeidbar, wenn sich die Fotografen neben der inhaltlichen Ebene auch auf die verbale und nonverbale Präsentation vorbereiten würden.
Nicht nur Nachwuchsfotografen müssen regelmäßig präsentieren. Im Berufsleben von Fotografen gibt es viele Situationen, in denen das Portfolio, eine freie Arbeit, ein Konzept oder der Fotojob vor Kunden präsentiert und erläutert werden muss. Leider ist die Kunst der Präsentation oft nicht gleichzusetzen mit der Fotografiearbeit. Eine gute Präsentation erfordert mehr Vorbereitung, als Bilder, Power-Point Folien oder Portfolio-Seiten zusammenzustellen. Was will ich zu den Bildern sagen, wie drücke ich das aus und vor allem: was kann ich weglassen? Bei so manchem Vortrag denke ich mir, dass dies oft die größte Kunst ist, das Weglassen aus Respekt vor dem Publikum und für die bessere Wirkung der Arbeit.
Aber beginnen wir mit der nonverbalen Präsentation. Wussten Sie, dass der wichtigste Kommunikationsanteil die Körpersprache ist? Gefolgt von der Stimme und mit nicht einmal 10 % entscheidet die Wortwahl darüber, ob wir gerne zuhören und den Beitrag positiv bewerten. Zur Körpersprache zählt viel, Gestik (Handhaltung), Blick und Mimik (ein Lächeln in den Augen), die Körperhaltung (offen und aufrecht oder verschlossen und schlapp) und auch, wie wir uns im Raum bewegen, wenn wir beispielsweise einen Vortrag halten. Achten Sie mal darauf, wie Sie stehen, sitzen oder gehen, wenn Sie präsentieren. Falls Sie die Arme verschränken und die Beine im Sitzen übereinanderschlagen, womöglich beides gleichzeitig, könnte ihr Zuhörer das als Verschlossenheit und Desinteresse deuten.
Was den Wortbeitrag ihrer Präsentation betrifft gilt eine simple Regel: „Keep ist short and simple“. Stellen Sie sich vor, Sie präsentieren vor einer komplett ahnungslosen und branchenfremden Person. Beginnen Sie am besten mit ihrer Vorstellung. Geben Sie auch einen Überblick über das, was Sie zeigen möchten und wie es gegliedert ist. Auch wie viel Zeit Sie dafür eingeplant haben oder wie viele Seiten oder Folien das Publikum erwarten. Bitte lassen Sie lieber etwas weg, zeigen Sie nur so viel, wie ihr Gegenüber aufnehmen kann und von Ihnen erinnern soll.
Klar sollte es nicht auswendig gelernt klingen und darf auf jeden Fall Ihren persönlichen Charme wiedergegeben, aber eine inhaltliche Struktur für Ihren Wortbeitrag hilft Ihnen, nicht den Faden zu verlieren und auf dem Punkt zu kommen. Kombiniert mit guter Körperhaltung, sicherem Stand und der richtigen Bauch-Flankenatmung können Sie sich so auch bei Aufregung gut konzentrieren und die richtigen Worte finden.
Und fehlen Ihnen die Worte?
Silke Güldner coacht Fotografinnen und Fotografen dabei, ihre Begeisterung und ihre Kompetenz im Foto-Business zu entwickeln, zu kommunizieren und zu präsentieren.