Auch wenn es die Kreativbranche ist, zu der sich viele Fotografinnen und Fotografen zählen, ist der Umgangston nicht grundsätzlich unkonventionell. Eine feine Unterscheidung zwischen dem „Du“ und dem „Sie“ in der persönlichen Anrede ist angebracht. Besonders in den Phasen der Kundenansprache, wie in der Kaltakquise oder der Auftragsabwicklung kommt es immer wieder zu Unsicherheiten, wer „geduzt“ werden darf und wann die förmlichere Form des „Siezens“ höflicher ist und sogar erwartet wird. Eine einfache Regel hilft dabei am besten. Denn egal, um was es geht, der erste Eindruck beginnt mit der richtigen Anrede.
Wie formuliere ich die Anrede in der E-Mail an den Bildredakteur? Soll ich den Art Director im PPM* „Duzen“ oder „Siezen“? Was die persönliche Anrede des Kunden betrifft, gibt es immer wieder Fragen. Man möchte ja auch nichts falsch machen und (schon vor dem ersten Job) durch eine unpassende persönliche Ansprache auffallen.
In der Tat ist der Umgang mit diesem Thema ganz unterschiedlich. Es gibt Fotografen, die konsequent „Duzen“ und beschlossen haben, sich darum wenig Gedanken zu machen. Sie nehmen den einen oder anderen verwunderten Kunden in Kauf, der sich nicht richtig angesprochen fühlt. Manche lassen die persönliche Anrede in der E-Mail sogar ganz weg. Auch ich bekomme hin und wieder E-Mails, in denen ich mit „Hallo“ oder „Hey“ angeredet werde – ganz ohne Namen. Das ist unpersönlich und keine gute Form für den Erstkontakt, denn es wirkt wie eine Art Rundmail an viele Personen.
Grundsätzlich „Duzen“ junge Fotografinnen und Fotografen ihre Kunden gern, wenn sie im selben Alter scheinen. Unter dieser Voraussetzung wird sich schneller „geduzt“, das stärkt die junge (Kunden-)Beziehung. Aber Vorsicht, das „Du“ gaukelt eine Art von Nähe oder Vertrauen vor, obwohl sich das in der Zusammenarbeit erst noch beweisen muss.
Am häufigsten stellt sich die Frage nach der richtigen Anrede in der Kundenakquise beim Erstkontakt mit einer unbekannten Person. In der Regel wird die fotografische Botschaft und die Selbstvorstellung telefonisch oder als E-Mail formuliert. Und im Zweifel startet die Kommunikation mit einem zwar distanzierten, aber höflichen „Sie“. Ob Redakteur, Art Buyer, Art Director oder Marketingleiter, alle Ansprechpartner sollten erst einmal „gesiezt“ werden. Und die Annahme, dass ein „Du“ hilft, das Fremdeln zu überbrücken oder Vorteile in der Aufmerksamkeitsskala bringt ist trügerisch, denn oft ist das Gegenteil der Fall: Hast Du mal darüber nachgedacht, wie es auf deinen Gesprächspartner wirkt, wenn Du ihn „Duzt“? Oder haben Sie mal überlegt, ob Sie Ihren Gesprächspartner besser Siezen und das „Du“ sich evtl. später ergibt? Wie wirkt das auf Sie?
Manchmal ist das „Du“ zu persönlich und auch wenn viele von uns mit Kreativen zu tun haben, ist die höfliche Sie-Form zu Beginn eines direkten Kontaktes angebracht. Im Gespräch und in der Zusammenarbeit mit einem Redakteur, einem Art Buyer oder Art Director ergibt sich das „Du“ meist rasch. Trotzdem ist es wichtig, dass der Kunde den Impuls gibt und das „Du“ anbietet. Auch wenn er oder sie jünger ist als der Fotograf.
Mit einem Unternehmenskunden hingegen bleibt das „Sie“ oft die gebräuchlichste Anrede. In einer langfristigen und vertrauensvollen Zusammenarbeit kann sich das später ändern.
Ist es nicht auch ein Zeichen von Höflichkeit und Wertschätzung, sich Gedanken über die passende persönliche Anrede einer Person zu machen? Nicht nur im beruflichen Kontext, auch privat kommen wir ja immer wieder in Situationen, in denen wir entscheiden müssen, was passt oder von uns erwartet wird. Einen kreativen aber angemessenen Umgang damit zu pflegen, ist Teil der Foto-Business-Etikette. Zusammengefasst: Neue Kunden und unbekannte Personen, auch in der Kreativbranche, besser „Siezen“. Das kann ein „Guten Tag Frau …“ oder ein „Hallo Herr …“ und auch ein „Liebe Frau Kunde“ sein. „Duzen“ bitte nur Personen, die schon bekannt sind oder wenn es eindeutig ist, dass sie positiv auf diese Anrede reagieren. Zum Beispiel mit „Hallo Vorname“ oder Lieber Vorname“. No-Gos sind lustige Mischformen wie „Du Frau Kundin“. Alles schon passiert.
Und finden Sie es besser, wenn ich Dich Duze?
Silke Güldner coacht Fotografinnen und Fotografen dabei, ihre Begeisterung und ihre Kompetenz im Foto-Business zu entwickeln, zu kommunizieren und zu präsentieren.
www.silkegueldner.de
*Pre Production Meeting