Viel Raum in meinen Gesprächen mit Fotografinnen und Fotografen nimmt das Thema Preisgestaltung ein. Die Kunst der Honorargestaltung in der Kommunikation mit dem Kunden ist wichtig für den Erfolg als Berufsfotograf. Um ein gutes Standing beim Kunden zu haben und damit eine bessere Argumentationsgrundlage für Preisverhandlungen hilft es, sich den Wert der (eigenen) Fotografie vor Augen zu führen. Denn wertvolle Inhalte und Leistungen sind essenziell für Fotografen im Gespräch mit ihren Kunden.
Die Fotografie ist beliebt und zieht Nachwuchs und Berufs-Umsteiger weiter magisch an. Ob ich mit Fotografinnen und Fotografen spreche, mit Verbänden oder Ausbildungsinstitutionen – der Tenor bleibt gleicht. Die Fotografie ist unter Druck. Die Branche beschäftigt sich mit den Fragen zur Zukunft der Berufsfotografie und sucht nach Wegen und Maßnahmen, den Preisverfall und die mangelnde Wertschätzung für die professionelle Fotografie zu stoppen. Das Bildermeer, die Fotografenflut und Kunden, die wie ein aufbrausender Sturm die Preise durcheinander wirbeln, wirken erschütternd und disruptiv auf den Markt.
Aber es gibt auch einen Lichtblick, denn es macht einen Unterschied, ob Fotografen Profis sein wollen oder ob sie es auch sind. Genau hier können Gespräche und Verhandlungen mit Kunden ansetzen, die Leistung und Können des Fotografen herausstellen. Deshalb lohnt ein Blick auf die für mich wichtigsten fünf Kernpunkte der Profifotografie. Dieser „Business Parcour“ hilft, die Phasen und den Wert der professionellen Auftragsfotografie zu erkennen und das eigene Foto-Business zu verbessern.
Akquise: Im Gespräch mit Spiegel Bildredakteur Thorsten Gerke über mein Buch „Erfolg im Foto-Business“ wurde deutlich, wie wichtig Persönlichkeit und verbindliche professionelle Kommunikation sind. Denn ohne persönliches Kennenlernen und die Selbstvorstellung gibt es keinen Job. Und als Auftragnehmer sind Fotografen Botschafter des Magazins oder der Brand und ihr Auftreten im Job zählt.
Marketing: Ein guter Job ist die beste Eigenwerbung und führt zu neuen Jobs und Empfehlungen. Daneben sind Social Media und Portfolio-Plattformen geeignete Teaser für Kunden, um Fotografen anzufragen. „Gib mir mal deinen Instagram-Kontakt“ ist mittlerweile eine branchenübliche Verknüpfung, die oft mehr Bedeutung hat, als eine Visitenkarte.
Auftragsvergabe: Der Look und die Bildsprache macht ein Portfolio besonders und ist Grundlage für die Auftragsanbahnung. Fotografen benötigen ein Verständnis für die Verwendung ihrer Bilder und den Bedarf ihrer Kunden. Content Creator sein, Foto und Film anzubieten, ist die Zukunft. Die Tendenz geht zu mehr und schneller liefern und Leistungen auch für kleinere Budgets zu kalkulieren, auch weil die Technik es möglich macht.
Auftragsabwicklung: „Was mache ich, wenn ein Protagonist ausfällt oder wie reagiere ich, wenn mein Kunde mehr Motive fordert?“ Im Job kommt es darauf an, auch Unvorhergesehenes mit Teamgeist, Netzwerk und Erfahrung zu handhaben. Neben einem überzeugenden Produktionsergebnis zählen positive Grundhaltung und smarte Kommunikation. Kunden wollen keine Bedenkenträger sondern Lösungsorientierung und gute Stimmung. Die Performance im Job ist nicht nur für die jeweilige Produktion relevant. Jetzt entscheidet sich auch, ob der Fotograf wieder angefragt wird.
Qualitätssicherung: Die Positionierung, die ein Fotograf erreicht hat, sollte er immer wieder verteidigen und an seinem kreativen Portfolio arbeiten. Denn der Wert des Fotografen ist das Portfolio, sein USP (Alleinstellungsmerkmal), die Persönlichkeit und die Expertise seiner Jobs.
Zu jedem dieser fünf Punkte kann man noch viel mehr sagen. Aber ich bin sicher, Sie haben ein Gespür für Ihre Situation und können sich mit diesen Punkten und folgenden Fragen gut selbst reflektieren. Es lohnt sich zu überlegen, was davon mache ich schon ganz gut und wo kann ich mehr tun? Wo fehlt mir Wissen oder Zeit, was kann ich eventuell delegieren oder kann ich mich mit jemandem zusammentun?
Den Wert der Fotografie bilden Wissen und Erfahrung, komplexe und wertvolle Produktionen zu planen, zu organisieren und zu produzieren. Dabei den richtigen Ton für die persönliche Kommunikation auch mit schwierigen Kunden zu treffen, ist das i-Tüpfelchen.
Denken Sie bitte daran, nach dem Job ist vor der nächsten Auftragsanfrage. „Was kann ich als nächstes für meinen Kunden tun?“ ist eine sinnvolle Überlegung für die neue Runde im „Business Parcour“.
Und was ist der Wert Ihrer Fotografie?
Silke Güldner coacht Fotografinnen und Fotografen dabei, ihre Begeisterung und ihre Kompetenz im Foto-Business zu entwickeln, zu kommunizieren und zu präsentieren.