Das an Fotoinstitutionen, -Ausstellungslocations und -Museen bereits reiche Berlin soll bis Ende 2022 eine neue Dependance des schwedischen Fotografiska im ehemaligen Kunsthaus Tacheles erhalten.
In den Jahren nach dem Mauerfall war das Tacheles die Heimat einer Künstlergruppe, die über den Tellerrand hinaus dachte. Als privatwirtschaftliche Initiative betreibt Fotografiska bereits seit 2010 ein Fotomuseum in Stockholm sowie Dependancen in New York und Tallinn. Außer in Berlin sind aktuell weitere Niederlassungen in London, Kopenhagen sowie in China und im asiatisch-pazifischen Raum geplant. In den letzten zehn Jahren hat Fotografiska mehr als 180 Ausstellungen gezeigt, die in Zusammenarbeit mit den Künstlern, Galerien und direkt involvierten Institutionen entwickelt wurden.
Gegründet wurde die Institution von den Brüdern Jan und Per Broman, zu deren Kapitalgebern der Berliner Investor, Sammler und Fotokünstler Yoram Roth zählt. Der 1968 in Berlin geborene Unternehmer gilt als treibende Kraft hinter der internationalen Expansion des Unternehmens
Yoram Roth studierte unter anderem Fotografie bei Larry Fink und ist als Aktfotograf anerkannt. Seit 2012 wird er mit seinen Arbeiten von der Galerie Camera Work in Berlin vertreten. Er hat bisher drei Fotobücher veröffentlicht, zuletzt „Akt in Stahl“, das bei teNeues erschienen ist. Yoram Roth sammelt aktiv Kunstfotografie mit Schwerpunkt auf inszenierten Bildern.
Das Konzept von Fotografiska kombiniert kulturelle Veranstaltungen, eine Foto-Akademie, einen Museumsshop und Gastronomie unter einem Dach. Fotokurse sollen von einem Team aus erfahrenen Pädagogen und Fotografen angeboten werden.
Fotografiska Berlin soll außerdem ein Fotostudio beinhalten, das als Werkraum den kreativen Rahmen für Fotografen bietet, die ein Semester-Stipendium erhalten haben. In diesem Zusammenhang will Fotografiska mit einer der Berliner Fotoschulen kooperieren. In den Veranstaltungsräumen sind Konzerte, Buchpräsentationen, Künstlergespräche und multimediale Events geplant. Im Rahmen einer fortlaufenden Konzertreihe sollen Live- Streams über Instagram und andere soziale Medien gezeigt werden. Ein jährlich ausgeschriebener Fotografie-Preis soll sich um lokale und soziale Themen drehen.
In die Kritik geriet Fotografiska als profitorientiertes Museum in den letzten Jahren unter anderem aufgrund seiner Vertragskonditionen im Rahmen von Ausstellungen und mangels einer eigenen Sammlung und eigener Forschung.