Bildsprachgewaltig ist die Auswahl der OstLicht Photo Auction, am 2. Oktober, in der Galerie OstLicht mit ihren 150 Losen.
Bilder sprechen: Aufgerissene Kinderaugen, in Gedanken versunkene Malerfürsten, posierende Models, verstörte Feministinnen, Menschen aus einem längst versunkenen China oder tanzende Priester: Ein Foto erzählt mit seiner Bildsprache meist mehr als es jedes Wort könnte.
Moriz Nähr wusste genau, wie er den Jugendstilmeister Gustav Klimt im Profil, zwischen Würde und Vergeistigung, darzustellen hatte. Das bedeutende Stück österreichischer Fotogeschichte gelang am 8. Juli 1909 auf der Internationalen Kunstausstellung in Wien. Frühe großformatige Abzüge wie der angebotene sind überaus selten, ganz besonders, wenn sie auch noch signiert und in so perfektem Zustand erhalten sind (Schätzpreis: 20.000-25.000 €).
Eine geradezu sensationelle Rarität sind neun kürzlich entdeckte Daguerreotypien, darunter die früheste bekannte fotografische Ansicht von Shanghai (Schätzpreis: 350.000-400.000 €). Zu verdanken sind die Aufnahmen vermutlich dem französischen Historiker und Ökonom Natalis Rondot, der sie während einer diplomatischen Mission in China zwischen 1844 und 1845 gemacht hat. Diese Daguerreotypien werfen ein völlig neues Licht auf die Anfänge der Fotografie in China.
Helmut Newtons Kerndisziplinen Mode und Akt vereinen sich exemplarisch in »Naked and Dressed, Fashion Models Sitting, Paris«, 1981, auf zwei jeweils 48 x 48 cm großen Silbergelatine Prints. Sie sind auf 50.000-60.000 € geschätzt und damit ein weiteres großes Highlight der Auktion.
Bilder mit Aussagekraft auch im Folgenden: Die jüngst 80 gewordene österreichische Medienkünstlerin VALIE EXPORT hat sich in ihrer Serie
»Körperkonfigurationen« mit der Körpersprache als geschlechtsspezifisch, sozial und historisch kodiertem Konzept auseinandergesetzt. So wie im angebotenen Abzug »Einschluss« (Inclusion), 1972, 37 x 49 cm (Schätzpreis: 26.000-30.000 €) setzt sie ihren Körper ein, um patriarchale Sehkonventionen und Strukturen aufzubrechen.
Kindergesichter lässt dagegen Alfred Eisenstaedt in seinem »Children at a Puppet Theatre«, 1963, sprechen. Dem in die USA emigrierten Deutschen gelang ein Schnappschuss, der in unnachahmlicher Weise Angst, Schrecken, Aufregung und Freude der kleinen Puppentheater-Zuschauer im Tuilerien-Park zeigt, als der heilige Georg gerade den Drachen erschlägt (Schätzpreis: 16.000-20.000 €).
Nicht minder fasziniert die weltfern kindliche Freude in Mario Giacomellis (1925- 2000) »Io non ho mani che mi accarezzino il volto« (Ich habe keine Hände, die mir zärtlich das Gesicht streicheln), 1961-1963, als er eine Gruppe von Priestern beim gemeinsamen Tanzen beobachtet hat (Schätzpreis: 8.000-10.000 €).
Online-Katalog: www.ostlicht-auction.com
Foto oben: HENRI CARTIER-BRESSON (1908–2004), Calle Cuauhtemoctzin, Mexico City 1934
© OstLicht Photo Auction