Wie geht es nach dem Lockdown weiter und was verändert sich für die Berufsfotografie? Sicher ist nur: Es geht weiter. Obwohl wir zur gewohnten Ordnung mit den vertrauten Abläufen in unserem Joballtag nicht so schnell zurückkommen werden. In meinen Gesprächen mit Fotografinnen und Fotografen habe ich festgestellt, dass nicht wenige zuversichtlich und positiv in die Zukunft blicken. Bemerkenswert, denn manche von ihnen haben Grundsicherung beantragt und sehr viele hoffen und warten auf die Bewilligung der Sofortsicherung.
In der Krise steckt trotz großer Betroffenheit auch eine Chance. Auch wenn wir uns den Zeitpunkt nicht aussuchen konnten, sollten wir versuchen, der Situation für unseren Beruf jetzt das Beste abzugewinnen.
Wir sind in der 4. Woche des Lockdowns, aber diese Kolumne soll kein Corona-Diary sein. In den ersten beiden Wochen haben viele Fotografen auf meine Frage, wie es ihnen geht, geantwortet, dass sie ganz froh sind, dass sie durch die Krise endlich mal zur (Zwangs-)Ruhe kommen. Sie haben zwar gerade gar keine Jobs mehr, können dafür aber endlich den sich türmenden Berg an Aufgaben im Büro erledigen. Die Ruhe ist trügerisch, denn worauf es jetzt besonders ankommt, ist, den Kontakt zu Auftraggebern und die Kommunikation mit Kunden nicht abreißen zu lassen. In dieser Situation, in der keine Jobs anstehen und alle Aufträge auf unbestimmte Zeit verschoben sind, ist gerade deshalb das „In-Verbindung-Bleiben“ neben einer Reihe anderer Aufgaben, das A und O. Hier eine kleine Checkliste mit Punkten, die Sie nicht nur während eines Lockdowns im Blick behalten müssen:
1. Prüfen Sie Ihre Marktpositionierung: Kommt eine neue oder erweiterte Ausrichtung in Frage? Nicht nur Ihr Business, auch das vieler Kunden verändert sich. Was brauchen Ihre Kunden jetzt und nach der Krise an Bildkommunikation? Gibt es Anhaltspunkte, dass Ihre Positionierung und Ihr Angebot Zukunft haben oder können Sie es neu anpassen?
2. Überdenken Sie Preisgestaltung und Umsatzplanung: Fotografen, die in den ersten Jahren nach der Gründung sind, trifft dieser Lockdown besonders. Aber warum manch etablierter Berufsfotograf keine Rücklagen bilden konnte, um zumindest einige Monate seinen Beruf abzusichern, ist fraglich. Ein Grund mehr, nach der Krise noch sorgfältiger auf die Preisgestaltung zu achten, keine Jobs zu unverschämten Bedingungen anzunehmen und eine vernünftige Einnahmen- und Ausgabenplanung zu machen. Denn sonst kann bald kein Fotograf mehr von diesem Beruf leben.
3. Lassen Sie sich fördern, holen Sie sich Unterstützung: Besonders jetzt greifen bestehende Förderprogramme. Versuchen Sie nicht alles allein zu bewältigen. Ob eine geförderte Beratung, wie durch die regionale Kultur- und Kreativwirtschaft oder ein Coaching. Mit dem richtigen Sparringspartner nimmt das Foto-Business schneller und ergebnisorientiert wieder Fahrt auf. Auch Soforthilfe oder günstige Kredite nehmen den Druck raus. Informieren Sie sich in Ihrem jeweiligen Bundesland über die Programme. Die Websites der Fotografenverbände informieren laufend über Fördermöglichkeiten.
4. Bleiben Sie bei Ihren Kunden auf dem Schirm: Halten Sie den Kontakt zu Auftraggebern durch persönliche Kommunikation. Am besten mit einem Videotelefonat. Auch mit einem Anruf oder einer persönlichen E-Mail können Sie Ihre Kunden gut ins Bild setzen und signalisieren, dass Sie verfügbar sind und es Ihnen gut geht.
5. Investieren Sie in Marketing und Akquise: Auch wenn persönliche Akquise jetzt nur bei Bestandskunden und in wenigen Ausnahmen sinnvoll ist, gibt es eine Reihe an wichtigen Aufgaben, wie zum Beispiel Research von neuen Zielkunden, Website und Portfolio aktualisieren, Inhalte für Social Media planen oder ein Konzept für eine freie Arbeit erstellen.
Zur gewohnten Ordnung wird das Foto-Business nicht so schnell zurückfinden. Besonders Foto Aufträge mit großen Teams werden sich nachhaltig verändern. Und Fotografen, die schon vor der Krise unzufrieden waren, müssen diese Situation nutzen, um sich jetzt besser aufzustellen. Ob vor, in oder nach der Krise, eines ändert sich nicht: Es geht auch zukünftig um die Sichtbarkeit und die Relevanz der Arbeit von Fotografen für Kunden.
Und was ändert sich bei Ihnen?
Silke Güldner berät Fotografen und Kreative bei der Ziel- & Visionsfindung und einem erfolgreichen Auftritt sowie in der Honorar- und Nutzungsrechtegestaltung und der Kommunikation mit Kunden.