Eine von insgesamt 130 Milliarden des am 4. Juni von der Bundesregierung verkündeten Konjunkturprogramms ist unter dem Titel „Neustart Kultur“ für die Wiederbelegung des kulturellen Lebens in Deutschland vorgesehen. Fotografen und andere Kreative werden davon kaum etwas sehen, befürchtet ProfiFoto Chefredakteur Thomas Gerwers.
Die Bundesregierung will mit ihrem umfangreichen Rettungs- und Zukunftsprogramm den Neustart des kulturellen Lebens in Deutschland unterstützen. Die Staatsministerin für Kultur und Medien will jedoch vor allem, dass die vielen Kultureinrichtungen in die Lage versetzen, so schnell wie möglich ihre Tore zu öffnen.
Ziel der Maßnahmen soll sein, das durch die Corona-Pandemie lahmgelegte kulturelle Leben wieder anzukurbeln und dadurch indirekt auch wieder Arbeitsmöglichkeiten für Künstlerinnen, Künstler und allen im Kulturbereich Tätigen zu schaffen, also auch für Fotografen.
Der Schlüssel dazu liege in Erhalt und Sicherung der kulturellen Infrastruktur in Deutschland, erklärt Kulturstaatsministerin Monika Grütters. „Mit einer Milliarde Euro unterstützen wir den Neustart des kulturellen Lebens und stellen die Weichen auf Zukunft. Mit Stolz sage ich: Das ist ziemlich genau die Hälfte unseres Jahreshaushalts, der ja ohnehin in den vergangenen Jahren kräftig gewachsen ist“, so Grütters weiter. Was sie verschweigt ist, dass der Betrag exakt 1/130 des Gesamtpakets ausmacht, und freie Kreative nicht direkt, sondern wenn überhaupt, dann höchstens indirekt davon profitieren werden.
Rund 250 Millionen Euro sind eingeplant, um Kultureinrichtungen wieder fit zu machen für die Wiedereröffnung. Mit 450 Millionen Euro sollen vor allem die vielen kleineren und mittleren, privatwirtschaftlich finanzierten Kulturstätten und –projekte darin unterstützt werden, ihre Arbeit wiederaufzunehmen und damit unter anderem neue Aufträge an freiberuflich Tätige und Soloselbständige zu vergeben. Das es so in der Realität nicht läuft, scheint der Kulturstaatsministerin nicht klar zu sein.
Die Mittel sind nach Sparten aufgeteilt: Neben Musik (150 Millionen Euro), Theater und Tanz (ebenfalls 150 Millionen Euro) sind für den Filmbereich 120 Millionen Euro vorgesehen. Für Galerien, soziokulturelle Zentren sowie die Buch- und Verlagsszene stehen 30 Millionen Euro zur Verfügung. Für alternative, besonders digitale Angebote, stehen 150 Millionen Euro bereit. Weitere 100 Millionen Euro gibt es für regelmäßig geförderte Kultureinrichtungen, um coronabedingte Einnahmeausfälle und Mehrausgaben auszugleichen. Bedacht werden außerdem private Hörfunkveranstalter mit Bundeshilfen in Höhe von 20 Millionen Euro. Content-Provider kommen in der Budgetplanung jedoch nicht vor.
„Wir wollen unsere einzigartige Kulturlandschaft retten und den Künstlerinnen und Künstlern eine Perspektive geben“, so Grütters, doch anstatt letztere konkret und direkt zu unterstützen, finanzieren die Bundeshilfen vor allem die Verwerter der Leistungen freier Kreativer. „Kultur ist kein Luxus, den man sich nur in guten Zeiten leistet“, betont Grütters. Gerade in Zeiten der Krise trage sie zu gelebter Vielfalt und lebendiger Demokratie bei. In den Ohren Kulturschaffender klingt das wie Hohn.