Um auf die prekäre Situation Kreativer in der Coronakrise aufmerksam zu machen, haben der Fotograf und RAW Festivalleiter Jürgen Strasser und Björn Herrmann die „Aktion Künstlerbrot“ ins Leben gerufen. Mit einer Postkartenaktion sollen die zuständigen Verantwortlichen in den jeweiligen Bundesländern aufgefordert werden, endlich passgenaue Hilfen aufzulegen, statt Künstler und Kreative in Hartz IV fallen zu lassen.
„Die Debatte über den Wert der Kultur für die Gesellschaft ist nicht neu“, so Jürgen Strasser. „Neu ist aber, dass Kunst- und Kulturschaffende in Corona-Zeiten bisher vielfach durch alle Raster staatlicher Hilfen fallen und zum großen Teil auf unabsehbare Zeit keine Möglichkeit haben werden, wieder in ihren Berufen zu arbeiten und Geld zu verdienen. Daher ist die Aussage, Künstler arbeiten für die Gesellschaft wie andere auch, aktueller denn je.“
Damit zitiert Strasser den Worpsweder Künstler Heini Linkshänder (1938-2012), der unter diesem Titel 1980 eine Straßen-Performance in Szene gesetzt hat. Der in Bayern geborene Linkshänder bezog sich in seinen Arbeiten vielfach auf Joseph Beuys und dessen erweiterten Kunstbegriff und provozierte mit seinen gesellschafts-kritischen Kunstaktionen und Installationen vielfach die Öffentlichkeit.
„Die Aktualität dieser Frage spüren Künstlerinnen und Künstler, Kulturschaffende und Kreative in der Corona-Krise massiv“, so Strasser. „Denn ihre Existenz ist bedroht. Kaum jemand ist in der Lage, monatelang ohne Einnahmen zu überleben. Dennoch haben die zuständigen Politiker in Bund und Ländern trotz aller Beteuerungen bisher nicht erkannt, wie sehr die bisherigen Hilfspakete an den Lebensrealitäten der zumeist solo-selbstständigen Betroffenen vorbeigehen. Ihr Kapital ist die eigene Kreativität, die eigenen Einnahmen reichen vielfach gerade zum Leben und um Steuern, Versicherungen und Wohnung zu finanzieren. Nur nachgewiesene Betriebsausgaben zu fördern, geht genauso an der Realität vorbei, wie die Vorstellung, eine nur vorübergehende Aussetzung der strengen SBG-II-Prüfregeln könnte dazu führen, diese Gruppe von Menschen über HARTZ IV `abzusichern´. Dazu ist die Gruppe der Betroffenen viel zu groß. Rund 1,5 Millionen Menschen arbeiten als Solo-Selbstständige in der so genannten Kreativwirtschaft und zahlen Steuern und Sozialabgaben, obwohl ihre Einkommen vielfach erheblich unter den Mindestlöhnen anderer Branchen liegen.“
Gemeinsam mit Björn Herrmann startet Strasser daher die „Aktion Künstlerbrot“ in Niedersachsen. Nach und nach soll die Aktion auf weitere Bundesländer ausgeweitet werden. Institutionen, Organisationen und Privatpersonen, die die Initiative unterstützen wollen, können bei den Initiatoren Postkarten zum Selbstkostenpreis abrufen oder die Druckdaten anfragen, um die auf das jeweilige Bundesland angepassten Entwürfe in Eigenregie zu drucken. Die Postkarte zeigt auf der Vorderseite die Originalarbeit Heini Linkshänders, auf der Rückseite ist der folgende Text – adressiert an den jeweils zuständige(e) Minister – aufgedruckt:
„Sehr geehrter Frau/Herr Minister*in …,
die Corona-Krise ist für alle selbständigen Kunst- und Kulturschaffenden eine Bedrohung ihrer Existenz. Kaum jemand ist in der Lage, monatelang ohne Einnahmen zu überleben. Ich fordere Sie deshalb auf, dafür Sorge zu tragen, dass Kunst und Kultur in diesem Land eine Zukunft haben. Das „Betriebskapital“ von Künstlerinnen und Künstlern ist ihre Gabe, die Gesellschaft zusammenzuhalten und Impulse für Veränderungen zu geben. Sorgen Sie bitte dafür, dass dies auch nach Corona noch möglich ist. Sorgen Sie bitte dafür, dass Künstlerinnen und Künstler endlich Zugang zu schneller und unbürokratischer Hilfe jenseits von Arbeitslosengeld II (Hartz IV) erhalten. Vielen Dank!
Mit freundlichen Grüßen“
ANFRAGEN FÜR POSTKARTEN:
Jürgen Strasser
+49 (0) 1177 – 5 61 33 65 // mail@juergenstrasser.de
Björn Herrmann
+49 (0) 175 1 75 73 50 // bjoern.herrmann@concept-cultur.de