Unter anderem für freie Fotografen hat die Corona-Krise negative Auswirkungen auf ihre Auftragslage. Kulturstaatsministerin Monika Grütters verspricht staatliche Unterstützung für die Kultur- und Kreativwirtschaft und will „auf unverschuldete Notlagen und Härtefälle reagieren“, so eine offizielle Stellungnahme.
Wie eine Online-Umfrage von ProfiFoto vom 12. März 2020 zeigt, stellt der Corona-Virus auch viele Fotografen vor große wirtschaftliche Herausforderung. „Leider wirkt sich die Krise ziemlich direkt auf unser Geschäft aus: Marketingbudgets werden eingefroren, Entscheidungen vertagt, Zahlungsziele missachtet. Messerelevante Jobs sind geplatzt. Geplante Jobs im Ausland sind von mehreren Kunden gecancelt… Nicht schön, da die laufenden Kosten und Gehälter bleiben, leider auch wenig Zeit um Gegenmaßnahmen einzuleiten“, so der Profi-Fotograf Rolf Nachbar. Die Fotografin Jutta Stegers ergänzt: „Die aktuellen Projekte werden noch umgesetzt, aber es gibt so gut wie keine neuen Anfragen oder Auftragsbestätigungen“.
Rene Gummert: „Nicht mal mehr TFP Shootings laufen gerade, werden alle abgesagt, als ob meine Cam Corona verbreitet.“
Monika Grütters stellt sich hinter Kreative: „Mir ist bewusst, dass diese Situation eine große Belastung für die Kultur- und Kreativwirtschaft bedeutet und insbesondere freie Künstlerinnen und Künstler in erhebliche Bedrängnis bringen kann“, so die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Sie empfiehlt bundesgeförderten Kultureinrichtungen, sich an den Hinweisen des Robert-Koch-Instituts zu orientieren. Demnach sind größere Veranstaltungen abzusagen, insbesondere solche, die in begrenzten Räumlichkeiten stattfinden.
Der Fotograf Michael Wolf: „Ich bin direkt von den aktuellen Messeabsagen betroffen.
Es bleibt abzuwarten und zu hoffen, dass die Messen und Kongresse nachgeholt werden und dass die Epidemie schnell über das Land rauscht. Gut wären direkte finanzielle Zuwendungen für die Betroffenen, die dann das Geld durch die nachgeholten Veranstaltungen wieder zurückzahlen könnten“.
Bei kleineren Veranstaltungen müsse man sich mit Blick auf die Umstände des Einzelfalls fragen, ob eine Durchführung verantwortbar ist, so Grütters. Damit sind auch Hochzeitsfotografen in der gerade anlaufenden Heirats-Saison betroffen: „Durch die Limitierung der Teilnehmer von Indoor-Veranstaltungen in Österreich auf 100 Personen wurden schon einige Hochzeiten bei Kolleginnen abgesagt“, so Veronika Phillipp.
Grütters: „Wenn wir in dieser Situation dennoch empfehlen, Veranstaltungen abzusagen, tun wir das, weil wir es zur Zeit mit einer außergewöhnlichen Notsituation zu tun haben“. Für Profifotograf Michael Kremer bedeutet die Absage von Terminen, ohne konkrete Aussicht auf Ersatztermine oder Ausfallzahlungen: „Sollte diese Sperre erweitert werden, muss ich mein Business aufgeben“. Auch bei Profi Christian Lietzmann sind alle Jobs bis Mitte Mai abgesagt worden: „Null Euro Umsatz, Ausfallhonorare sind nicht durchsetzbar“.
Doch Grütters versucht zu beruhigen: „Künstler und Kultureinrichtungen können sich darauf verlassen, gerade mit Blick auf die Lebenssituationen und Produktionsbedingungen der Kultur-, Kreativ- und Medienbranche: Ich lasse sie nicht im Stich! Wir haben ihre Sorgen im Blick und werden uns dafür einsetzen, dass die speziellen Belange des Kulturbetriebs und der Kreativen miteinbezogen werden, wenn es um Unterstützungsmaßnahmen und Liquiditätshilfen geht.“
Christoph Mischke: „Zwei größere, mehrtägige Aufträge gingen mir bisher aufgrund von Veranstaltungsabsagen verlustig – Honorarausfall rund 3500 Euro. Wie ich damit umgehe? Ich knirsche mit den Zähnen und wasche mir regelmäßig gründlich die Hände. Ich wünsche mir vom Staat eine volle Erstattung des entgangenen Honorars (man wird ja wohl noch träumen dürfen…)“.
Grütters hat jedenfalls in der Bundesregierung angeregt, zu den anstehenden Gesprächen über Hilfsmaßnahmen auch Vertreterinnen und Vertreter aus Kultur und Medien einzuladen. „Wir müssen auf unverschuldete Härten und Notlagen reagieren und sie ausgleichen. Das muss uns nicht nur die Wirtschaft, sondern auch unsere durch die Absagen schwer gebeutelte Kulturlandschaft wert sein“, so die Kulturstaatsministerin.
Doch es gibt auch andere Erfahrungen in der Profiszene. „Bei mir ist bis jetzt erst eine Absage eines Events – sonst volle Auftragsbücher und Werbefotografie oder Businessportraits laufen wie geplant. Mal schauen, wie es sich entwickelt“, so eine Teilnehmerin der ProfiFoto Umfrage unter dem Pseudonym Anna Logue. „Ich geb jetzt nur keine Hände mehr, aber sonst ist Abstand zu Portraitkunden zu halten kein Problem…“. Und Stefan Lindauer kann berichten: „Ich habe gerade einen 3-Tagesjob bekommen, weil eine Kollegin vor Corona Panik kurzfristig abgesagt hatte“.
Foto: Petra Gerwers