Vor 100 Jahren wurde am 1. Februar 1920 das Unternehmen „Franke & Heidecke“ ins Handelsregister in Braunschweig eingetragen, das seinen Weltruf mit der zweiäugigen Rolleiflex begründete. Was blieb, ist der bis heute legendäre Markenname Rollei.
Die Werkstatt für Feinmechanik und Optik, Franke & Heidecke wurde vom damaligen Fertigungsleiter im Braunschweiger Kamerawerk von Voigtländer, Reinhold Heidecke, und dem Fotokaufmann Paul Franke gegründet, um eine zweiäugige Spiegelreflexkamera zu fertigen. In den 1950er Jahren setzte praktisch jeder Pressefotograf eine Rolleiflex ein, und auch bei Fotoamateuren fand man diese Kamera ausgesprochen häufig. Die Kamera war derart populär, dass es über 500 Nachbauten gab, davon mehr als die Hälfte aus Japan. Das Werk wuchs rasant, 1956 hatte es bereits 1.600 Mitarbeiter und verkaufte die millionste Kamera, 1957 waren es sogar 2.000 Mitarbeiter.
Doch kurz darauf war der Markt mit zweiäugigen Mittelformatkameras allmählich gesättigt, Amateure und Reportagefotografen wandten sich zunehmend dem Kleinbild zu und Studiofotografen einäugigen Mittelformatkameras wie der Hasselblad. Diese Einäugigen waren zwar sehr teuer, sie boten aber Wechselobjektive und Filmmagazine.
Die Rollei Unternehmensführung unter Horst Franke verschlief diese Entwicklung und versäumte es, der Hasselblad ein Konkurrenzmodell entgegenzustellen, woraufhin Franke & Heidecke Absatzprobleme bekam und in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet. Horst Franke gab die Unternehmensleitung schließlich ab. Das Unternehmen änderte in den folgenden Jahrzehnten mehrfach den Firmennamen und die Rechtsform unter wechselnden Eigentümern und Managern. Ende der 1960er Jahre wurden die Produktionsstätten und das Sortiment vergrößert, was das kleine Unternehmen nicht verkraftete. Der Start der eigenen Produktion in Singapur 1970 war zwar eine Pioniertat in der Fotoindustrie, unter der jedoch der Ruf der Firma als deutscher Präzisionshersteller litt. Nach mehreren fehlgeschlagenen Sanierungsversuchen erfolgte 1982 eine Konzentration auf Mittelformatkameras und wenige weitere Produkte. Ab 1986 wurden Vermessungssysteme, ab 1991 Digital- und Kompaktkameras in das Sortiment aufgenommen. 2007 schließlich wurde Rollei in drei Unternehmen aufgespalten. Franke & Heidecke GmbH (Braunschweig) betreute den Bereich der Profiprodukte und ist seit 2009 insolvent. Ein Teil der Insolvenzmasse wurde von der DHW Fototechnik GmbH aufgekauft, welche digitale und analoge Mittelformatkameras, Fachkameras, Diaprojektoren und Kleinserien weiter produzierte, bis sie 2014 ebenfalls Insolvenz anmelden musste.
Was von Rollei blieb, ist der Markenname, der bis Anfang 2010 durch die Rollei GmbH mit Firmensitz in Berlin verwaltet wurde. Für den nicht-professionellen Bereich übernahm die RCP-Technik GmbH & Co KG 2007 die Lizenzrechte für Europa und schließlich die weltweiten Markenrechte drei Jahre später. 2015 wurde aus der RCP-Technik GmbH die Rollei GmbH & Co. KG mit Unternehmenssitz in Norderstedt, während die Rollei Metric GmbH das Geschäft im Bereich Photogrammetrie weiterführt. Filme unter der Markenbezeichnung Rollei vertreibt die Hans O. Mahn & CO. KG (Maco).
Foto: Das Rollei Stammhaus in der Viewegstaße in Braunschweig