Ein Kunde, der nervt, ein Job, der nicht gut läuft oder wieder beim Mitbewerber gelandet ist. Fotografen kennen diese Situationen, manchmal kommt alles zusammen und treibt die Stimmung in den Keller. Wenn diese Verfassung länger anhält, quasi chronifiziert, leidet nicht nur die Motivation. Die freundliche Ausstrahlung nimmt ab und auch die Menschen im persönlichen und beruflichen Umfeld, bekommen es zu spüren.
Besonders dann, wenn der Beruf Fotograf noch viele Jahre wirtschaftlich tragfähig sein soll und sich Situationen dieser Art häufen, liegt es nahe zu überlegen, ob das so weitergehen sollte. Die Sinnfrage stellen sich viele Fotografen im Angesicht der sich wandelnden Branche mit unsicheren Aussichten für das Geschäftsmodell Auftragsfotografie. Doch oft sind sie so sehr mit dem „Problem“ beschäftigt, dass es ihnen schwerfällt, eine Perspektive zu finden.
Nicht selten treffe ich Fotografen, die mehr oder weniger genervt von ihrem Job berichten. Die Stimmung schwankt zwischen enttäuscht über aufgebracht bis ratlos. Sie arbeiten in der Auftragsfotografie für Werbeagenturen, Unternehmenskunden oder Magazine und sind gestandene Profifotografen mit viel Expertise. Was sie berichten erleben gerade viele Fotografen in dieser Branche. Sie haben das Gefühl, einer der Mitbewerber ist immer günstiger und den Job bekommt ein anderer. Schrumpfende Budgets und hoher Kostendruck schlagen dazu auf die Psyche. Der Wandel der Anforderungen in der Auftragsfotografie stresst die etablierten Fotografen. Manche Geschäftsbeziehung löst sich auf und kann nicht so rasch ersetzt werden. Kaltakquise bringt zu wenig und die gebotenen Honorare sind oft lachhaft. Deshalb stehen manche Fotografen sprichwörtlich mit dem „Rücken zur Wand“ und können sich nur wenig für ihren Job motivieren. Kein Wunder, dass sie in dieser Stimmung keinen Pitch gewinnen oder eine überzeugende Präsentation hinlegen.
Wenn sich so eine (Sinn-)Kriese einstellt, handeln manche Menschen nach dem „Totstellreflex“. Sie verharren bis zur Handlungsunfähigkeit und blenden diese Aspekte aus. Das Prinzip der Verdrängung ist in vielen Situationen hilfreich, aber nicht in dieser. Was kann helfen und wie kommt man da wieder raus? Nach dem Motto „Augen auf und durch!“ kann es gelingen. Denn kontraproduktiv ist es, sich gedanklich immer weiter in der Problemsituation zu bewegen. Nützlich dagegen, sind zwei einfache Methoden aus der Psychologie, die Lösungsorientierung und das Refraiming.
Eigentlich naheliegend und logisch, dass man mit einem Problem nach einer Lösung Ausschau hält. Trotzdem schwer, denn Fotografen arbeiten vorwiegend allein und machen ihre Probleme mit sich aus. Im Coaching gibt es zielführende Techniken, um im Gespräch Lösungen zu entwickeln. Der „Solution Focus“ ist eine Methode, die das Problem gründlich erforscht, quasi würdigt, und sich erst dann der Lösungsfindung zuwendet. Von außen betrachtet lassen sich leichter Lösungen finden. Wichtig dabei ist, dass die Lösung nicht von einer anderen Person vorgegeben, gewissermaßen „verschrieben“ wird, sondern der Betreffende seine eigene Lösung entwickelt. Eine Lösung, die auf den eigenen Ressourcen und Werten fußt. Der Coach liefert dafür den Rahmen, die Technik und die Struktur.
Die andere Methode, das Refraiming ist eine Umdeutung von Situationen oder Blickwinkeln. Das bekannteste Beispiel für Umdeutung ist das halbleere oder halbvolle Glas. „Ich schaffe es nicht, meine Kunden anzurufen und Akquise zu machen“ höre ich beispielsweise. Ich frage dann „in welchen Situationen entscheiden Sie sich dagegen, ihre Kunden anzurufen?“ Oder „wie machen Sie es, dass Sie Ihre Kunden nicht anrufen?“ Refraiming bedeutet, sich nicht mehr als Opfer zu fühlen, sondern eine aktive Rolle einzunehmen. Das gelingt, wenn wir unsere geistige Festlegung verlassen und neue Vorstellungen und Deutungsmöglichkeiten entwickeln.
Mit oder ohne Methode, es ist nicht leicht, sich „seinen“ Themen zu stellen und zu prüfen, ob etwas verändert werden kann. Neues zu erschließen ist für junge Kreative sicher leichter, da sie nicht in langjährigen Gewohnheiten verharren. Und es erfordert Mut zu erkennen, dass Weiterentwicklung wichtig ist, um mit einer positiven Haltung aufzutreten. Oder auch den Markt zu verlassen. Aber einen Versuch ist es wert, bevor Sie den Job womöglich an den Nagel hängen. Als Beraterin und Coach kann ich den Markt nicht ändern, aber dabei helfen, die Wahrnehmung und den Standpunkt zu verändern und eigene Lösungen zu entwickeln.
Und haben Sie die Augen auf?
Silke Güldner berät Fotografen und Kreative bei der Ziel- & Visionsfindung und einem erfolgreichen Auftritt sowie in der Honorar- und Nutzungsrechtegestaltung und der Kommunikation mit Kunden.