Robert Frank, einer der einflussreichsten Fotografen des 20. Jahrhunderts, ist am 9. September 2019 im Alter von 94 Jahren in Inverness (Nova Scotia, Kanada) verstorben. Mit seinem Fotobuch The Americans (1958) revolutionierte er die Ästhetik des Fotobuchs.
Tausende von Kilometern hatte Robert Frank zwischen der amerikanischen Ost- und Westküste zurückgelegt und dabei fast 30.000 Aufnahmen auf über 600 Filmen belichtet. Eine sehr kleine Auswahl von nur 83 Schwarzweißbildern aus dieser Mischung von Tagebuch und Gesellschaftsporträt hat Generationen von Fotografen geprägt. Eingeleitet von keinem Geringeren als dem Beat-Literaten Jack Kerouac erschien The Americans zunächst in Paris, bevor es 1959 in Amerika publiziert wurde. Mit seinem Buch bewegte sich Robert Frank auf einem feinen Grat zwischen Erzählung, dokumentarischem Blick und fotografischem Roadmovie. Schräge Einstellungen, angeschnittenen Figuren und Bewegungsunschärfen kennzeichneten einen neuen fotografischen Stil, der die Nachkriegsfotografie nachhaltig verändern sollte. 1985 waren Franks Fotografien erstmalig in Deutschland zu sehen – im Amerika Haus in Berlin.
Dort präsentiert C/O Berlin mit der Ausstellung Robert Frank . Unseen* aktuell ausgewählte Arbeiten aus dem Frühwerk des Fotografen, darunter Kontaktbögen, diverse Erstausgaben und einmalige Vintage-Bilder sowie bis heute unveröffentlichte und unbekannte Aufnahmen aus Franks Schweizer Zeit und von seinen Reisen durch Europa und Südamerika. Auch viele Bilder, die in den USA der 1950er-Jahre entstanden sind und aus editorischen Gründen unpubliziert geblieben sind, werden dort zusammen mit berühmten Klassikern aus The Americans gezeigt.
Robert Franks Bildsprache zeichnet eine große erzählerische Kraft aus, die sich schon früh entwickelte, aber erst später internationale Anerkennung erfuhr. Robert Frank zählt zu den bedeutendsten und einflussreichsten visuellen Künstlern unserer Zeit.
Robert Frank wurde 1924 in Zürich geboren. Nach einer Ausbildung zum Fotografen in der Schweiz reiste er 1947 zum ersten Mal nach New York, wo er im Studio von Harper’s Bazaar eine Anstellung fand. Nur kurze Zeit später zog es ihn jedoch nach Südamerika und wieder zurück nach Europa. 1950 wurde er von Edward Steichen eingeladen, an der Gruppenausstellung 51 American Photographers im Museum of Modern Art in New York teilzunehmen. Danach pendelte er zwischen Europa und den USA und arbeitete als Freelancer für Magazine wie Life, McCall’s, Look und Vogue. 1955 erhielt er als erster Europäer ein Stipendium der renommierten Guggenheim-Stiftung, um eine umfassende Bildreportage über die USA zu fotografieren. Das seit Ende der 1950er-Jahre entstandene Filmwerk ist dagegen wenig bekannt. Franks Fotografien wurden weltweit ausgestellt, wie zuletzt auf dem Fotofestival Les Rencontres d’Arles (2018), in der Albertina, Wien (2018), in The Art Institute of Chicago (2017), im Museum Folkwang, Essen (2014) sowie in der Tate Modern, London (2004).
*C/O Berlin präsentiert noch bis 30. November 2019 die Ausstellung Robert Frank . Unseen (Amerika Haus in der Hardenbergstraße 22–24, 10623 Berlin)
Foto: Katy Grannan’s earlier work // The New York times