Auch Jahrzehnte nach der ersten Mondlandung, die vor 50 Jahren am 20. Juli 1969 stattfand, haben die dabei entstandenen Bilder nichts von ihrer Faszination verloren. Die Kameras, die den historischen Moment der ersten Menschen auf dem Mond dokumentierten, waren Hasselblads, die Objektive kamen von Zeiss.
Dass sich das Ereignis der ersten Mondlandung so stark im Gedächtnis vieler Menschen verankert hat, liegt vor allem an den einzigartigen Fotos der Apollo-Missionen. Nicht nur die ersten Aufnahmen vom Mond, auch der Blick vom Mond zurück auf die Erde inspiriert bis heute Generationen.
Hasselblad & Zeiss
Kurz nachdem das Mondlandemodul Eagle heute vor 50 Jahren auf der Tranquillity Base landete, legten die Astronauten Buzz Aldrin und Neil Armstrong an Bord der Apollo 11-Mission ihre sperrigen Raumanzüge an und traten vorsichtig auf den staubigen Boden. Dies war der erste Besuch der Mondoberfläche durch Menschen. Dabei waren die Werkzeuge, die zur Aufzeichnung und Dokumentation dieses bedeutsamen Ereignisses ausgewählt wurden, die besten ihrer Zeit – einschließlich der Fotokamera der Wahl, einer Hasselblad mit Objektiven von Zeiss.
Diese Auswahl war das Ergebnis einer jahrelangen engen Zusammenarbeit zwischen dem schwedischen Kamerahersteller und der amerikanischen Raumfahrtbehörde, um sicherzustellen, dass die Mittelformatkameras den harten Bedingungen mit extremen Temperaturen, starken Vibrationen und der verringerten Schwerkraft im Weltraum standhalten.
Die Mondlandung war das erste große globale Medienereignis. Bei einer weltweiten Einschaltquote von 50 Prozent verfolgten laut Medienberichten mehr als 500 Millionen Menschen das Ereignis live vor dem Fernseher. Viele wissen heute noch genau, wo sie damals waren. Zeitungen und Magazine erstellten Sonderausgaben und druckten anlässlich dieser Fotos sogar erstmalig in Farbe. Diese ersten Fotos vom Mond haben nicht nur unter Sammlern bis heute Kultstatus.
Die gemeinsame Reise von Hasselblad und der NASA begann sieben Jahre vor der Mission Apollo 11 – 1962 im Rahmen des Mercury-Programms. Als Foto-Enthusiast besaß der Marine-Kapitän und Mission Pilot Walter „Wally“ Schirra bereits eine Hasselblad 500C. Im Wissen um die hohe Qualität der Kamera schlug Schirra der NASA vor, dass sie zur Weltraumdokumentation eine Hasselblad benutzen, da das bisher verwendete Kameramodell enttäuschende Ergebnisse lieferte. Nach dem Kauf einiger 500C Kameras folgte als nächstes ein Gewichtsspar-Programm mit der Entfernung der Belederung, des Hilfsverschlusses, des Spiegels und des Suchers. Ein neues Filmmagazin wurde konstruiert, um statt der standardmäßigen 12 Aufnahmen nun 70 Aufnahmen möglich zu machen. Schließlich minimierte ein mattschwarzer Außenanstrich die Reflexionen im Fenster des Orbiters. Die modifizierte Hasselblad sollte sich im Oktober 1962 in der Nutzlast für die Mercury 8 (MA-8) befinden. Die gelungenen, qualitativ hochwertigen Bilder, die Schirra auf seinen sechs Erdumrundungen aufgenommen hatte, eröffneten ein neues Kapitel in der Geschichte von Hasselblad und eine lange, enge und für beide Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit zwischen der amerikanischen Weltraumbehörde und dem schwedischen Kamerahersteller, dessen Objektivlieferant Zeiss war.
So wurden gleichzeitig auch immer mehr Objektive aus Oberkochen im Erdorbit eingesetzt, die in den Laboren von Zeiss weiter verfeinert und so ausgestattet wurden, dass auch sie den Herausforderungen im All gewachsen waren.
Im Oktober 1968 schließlich wurde ein Objektiv für die erste Mondlandung bei Zeiss in Auftrag gegeben. Bis zum Praxiseinsatz bei der Apollo 11 Mission vergingen nur neun Monate. Wurden beim Vorgängermodell Zeiss Biogon 4.5/38 die Optikdaten noch äußerst zeitaufwändig per Hand ausgerechnet, lagen die mathematischen Ergebnisse für das Mondobjektiv mithilfe eines Großrechners in nur wenigen Wochen vor.
Das „Mondobjektiv“ Zeiss Biogon 5.6/60 musste diverse Anforderungen erfüllen, um einerseits an der handlichen Hasselblad zu funktionieren, gleichzeitig aber auch der wissenschaftlichen Zielvorgabe gerecht zu werden, das Mondlandegebiet präzise zu kartographieren. Durch den symmetrischen Aufbau des Objektivs wurden Verzeichnung und alle anderen Bildfehler korrigiert: Gerade Linien blieben gerade, die Bilder sind detailreich und scharf bis in die Ecken.
Außer dem Zeiss Biogon für den Einsatz auf der Mondoberfläche hat Zeiss in den 1960er Jahren noch weitere Spezialobjektive für den Weltraum entwickelt: Objektive, die auch für UV-Lichtwellen durchlässig sind, oder extrem lichtstarke Objektive, wie das Zeiss Planar 0.7/50. Von den Erkenntnissen dieser Entwicklungen profitierten die Ingenieure bei Zeiss noch heute, zum Beispiel bei der Entwicklung von professionellen lichtstarken Filmobjektiven, von Luftbildobjektiven für die Vermessung der Erdoberfläche oder von Lithographie-Objektiven zur Herstellung von Mikrochips.
The camera has landed …
Als einer der kultigsten Momente gilt der Abstieg und die Erkundung der Mondoberfläche durch Apollo 11. Auf der Oberfläche befand sich eine Hasselblad Data Camera (HDC), die mit einem 70-mm-Filmmagazin ausgestattet war, das einen speziellen Kodak-Film auf dünner Basis enthielt, der 200 Bilder pro Magazin ermöglichte. Eine zweite elektrische Hasselblad-Kamera (HEC) mit einem Zeiss Planar f/2,8 80m-Objektiv wurde verwendet, um aus dem Eagle-Mondmodul zu schießen. In der HDC wurde eine Réseau-Platte installiert, durch deren Kreuzmarkierungen photogrammetrische Messungen auf dem resultierenden Negativ möglich wurden.
Die HDC wurde speziell für die Anforderungen der Mondoberfläche entwickelt. Sie wurde silbern lackiert, um die Kamera zu stabilisieren, wenn sie Temperaturen zwischen -65 ° C (-85 ° F) bis über 120 ° C (248 ° F) ausgesetzt war. Armstrong führte die gesamte Fotografie auf der Mondoberfläche selbst aus, wobei die HDC – zuvor noch nie im Weltraum getestet – an seiner Brust befestigt war, was den Druck dieses einmaligen Augenblicks auf ihn noch verstärkte. Würde diese eine Hasselblad-Kamera die Ergebnisse liefern, auf die alle gehofft hatten?
Die HDC arbeitete unter den extremen Bedingungen der Mondoberfläche perfekt und produzierte einige der berühmtesten Fotografien der Geschichte. Nach dem erfolgreichen Shooting am 21. Juli 1969 wurde die Hasselblad mit einer Schnur zur Mondfähre hochgezogen. Nach dem Entfernen der Filmmagazine wurden beide Kameras mit Objektiven und Befestigungs-Zubehör zusammen mit anderen Sammlungswerkzeugen, Komponenten und Abfällen über Bord geworfen, um die enge Gewichtsgrenze für einen erfolgreichen Rückstart zu erreichen. Die folgenden fünf Apollo-Missionen zu Mond sollten bei dieser Praxis bleiben, sodass insgesamt 12 Hasselblad-Kameragehäuse mit Objektiven auf dem Mond geblieben sind.
Die Zusammenarbeit zwischen der NASA, Hasselblad und Zeiss sollte sich bis ins 21. Jahrhundert fortsetzen, wobei die ständig aktualisierten Kameras und Objektive ein wesentlicher Bestandteil der bemannten Raumfahrt und des Shuttle-Programms wurden. Bei jeder Entwicklung, die gemeinsam von NASA-Ingenieuren und den Teams der beiden Hersteller durchgeführt wurden, sollten die gemeinsamen Ergebnisse auch den Serienprodukten zugutekommen. Merkmale wie vergrößerte Bedienoberflächen für sperrige Raumanzug-Handschuhe führten zu Änderungen am Design der professionellen Kamerasysteme von Hasselblad, während spätere Missionen von dem internen Messsystem bei späteren Kameramodellen profitierten.
Interview
ProfiFoto im Gespräch mit Dr. Vladan Blahnik, Forschung und Entwicklung bei Zeiss, über die technischen und fotografischen Herausforderungen bei der Mondmission.
ProfiFoto: Dr. Blahnik, wie haben sich die Astronauten auf den Einsatz der Kameras vorbereitet?
Dr. Vladan Blahnik: Es waren ja keine ausgebildeten Fotografen, sondern Ingenieure und Piloten, und sie wurden extra geschult. Sie mussten quasi blind fotografieren, durch den Helm konnten sie nicht durch einen Sucher gucken. Sie mussten sich also den Bildausschnitt des Mondobjektivs einprägen. Auf dem Handschuh wurden wie in einem Drehbuch die gewünschten Motive notiert – als Checkliste, um nichts zu vergessen.
ProfiFoto: Mondstaub und Lichtverhältnisse – was mussten die Astronauten beachten?
Dr. Vladan Blahnik: Der Staub hat die Aufnahmen nicht getrübt. Die Astronauten sind zwischen den insgesamt 2,5 stündigen Mondspaziergängen immer wieder in die Mondlandefähre gegangen und haben die Objektive geputzt. Zum Glück waren die Lichtverhältnisse durch fehlende Atmosphäre und ohne Wetter gut kalkulierbar, so dass die Kameraeinstellungen weitgehend vorab festgelegt und nach Position zur Sonne etwas angepasst wurden.
ProfiFoto: Wie ist die optische Qualität der Fotos zu bewerten?
Dr. Vladan Blahnik: Die Schärfe und Brillanz der Bilder auf dem Mond spricht für sich: So bleiben im stark nachvergrößerten „Man-on-the Moon“- Bild selbst kleine Bildausschnitte hochaufgelöst und kontrastreich, wie etwa die winzigen Schriftzeichen auf dem Astronautenanzug. Aus den detaillierten Panoramaaufnahmen ist eine exakte Karte des Landegebiets entstanden. Die Qualität der Fotoausrüstung wie auch ihre angepasste, einfache Bedienbarkeit unter diesen schwierigen Bedingungen waren die Grundvoraussetzungen für viele ikonische Aufnahmen der Mondmissionen.
Die Fotos der Apollo 11 Mission
Insgesamt wurden 1.407 Aufnahmen mit neun Magazinen gemacht. 857 sind in Schwarz-Weiß, 550 in Farbe. Sämtliche Aufnahmen sind online einsehbar: Bei allen Apollo-Missionen wurden mehr als 30.000 Fotos mit Hasselblad Kameras und Zeiss Objektiven gemacht.