Sie kommt regelmäßig wie ein Uhrwerk, die Umfrage zur Kalkulation von Fotografen-Honoraren. Mit ihren Ergebnissen soll sie für eine angemessene und gerechte Entlohnung von Berufsfotografen sorgen. Schön und gut, nur interessiert das viele Auftraggeber nicht. Sie drücken die Preise. Ungeachtet jeder Statistik ignorieren sie gerne, dass fotografische Leistungen auch Nutzungsrechte umfassen. Das ist ärgerlich, allerdings ist es zu kurz gesprungen, nur den Kunden die Schuld an den Dumpingpreisen zu geben. Auch Fotografen selbst tragen hierfür die Verantwortung, wenn sie Preise anbieten, die den Markt ruinieren.
Das neue Geschäftsjahr ist schon fast zur Hälfte rum und die Frage nach dem zu erwartenden Umsatz für das Jahr beschäftigt viele Fotografen. Seit meiner letzten Kolumne über Preise sind rund zwei Jahre vergangen. Zeit, um den Blick mal wieder auf den Markt der Honorare für Auftragsfotografie zu richten. Das Thema ist ein Dauerbrenner und es wird immer noch nicht genug darüber gesprochen. Allein 2018 habe ich rund 10 Workshops für zahlreiche Fotografenverbände in der DACH-Region zum Thema „Honorargestaltung und Nutzungsrechteskalierung für Berufsfotografen“ gegeben. Neben Newcomern, Studierenden und Professionals sind oft auch Quereinsteiger in die Fotografie dabei. Besonders sie machen sich über ihre Preisgestaltung und die Vergabe von Nutzungsrechten oft wenig Gedanken. Nicht selten kennen Quereinsteiger weder die „MFM-Honorarempfehlung“ noch andere Richtlinien für eine professionelle Geschäftsgrundlage. Auch sind sie nicht Mitglied in einem Fotografen-Berufsverband. Ihnen fehlen grundlegende Informationen, damit die eigene Preisgestaltung das professionelle Niveau in der Berufsfotografie erreicht. Dabei hat ihr Handeln Einfluss auf die gesamte Branche.
In einer Umfrage* sagen rund 40 % der befragten Berufsfotografen, dass sie von der Fotografie gut leben können. Ein guter Grund, sich für Honorare mehr einzusetzen. Nur 25 % berechnen meistens Nutzungshonorare. 70 % der befragten Fotografen inkludieren zeitlich, räumlich und inhaltlich uneingeschränkte Nutzungsrechte im Arbeitshonorar. Und 90 % der befragten Fotografen kalkulieren ihre Preise nach Bauchgefühl. Hinzu kommt, dass nicht wenige weder das Datenmanagement noch die Organisation einer Fotoproduktion in Rechnung stellen. Nur rund 60 % der Befragten halten eine transparente Preisstruktur für wichtig. Es gibt Fotografen, die EINEN Preis für alles anbieten.
Nur um einen Job zu bekommen, den eigenen Preis so niedrig wie möglich anzusetzen, ist ein Fehler. Auch auf die Kalkulation von Nutzungshonoraren zu verzichten, ist ein Fehler. Denn der Wert der Fotografie definiert sich über Nutzungsmedien und Faktoren. Leider gibt es keine Statistik, die alle relevanten Faktoren für die Honorargestaltung in der Berufsfotografie berücksichtigt. So bleibt für die Berufsfotografen ein großer Entscheidungsspielraum und oft wenige verlässliche Anhaltspunkte, auf die sie sich im Verkaufsgespräch mit Kunden berufen könnten. Je nach Auftraggeber muss das Fotohonorar und die Nutzungsrechteskalierung nach Marke, Art und Umfang des Jobs angepasst werden. Hier zählen Bauchgefühl UND Erfahrungswerte.
Neueinsteiger tragen genauso viel Verantwortung dafür wie Professionals, dass Fotografie als kreative Dienstleistung ein Qualitätsprodukt ist und bleibt. Wie soll ein Kunde die Arbeit der Fotografen wertschätzen, wenn die Fotografen selber nicht wertschätzend mit ihrer Arbeit umgehen? Das Verkaufen von Honoraren will begründet sein. Gute Argument ezählen, um Preise durchzusetzen. Nur leider fehlen manchen Fotografen dazu das Hintergrundwissen und die richtigen Worte.
Fotografen verkaufen keine Bilder, sie verkaufen Nutzungsrechte für Bilder. Ähnlich wie in der Musikbranche, wo für jede Nutzung Gebühren erhoben werden, fällt auch für die erweiterte oder verlängerte Nutzung von Fotos eine Gebühr an. Das sollten sich Fotografen immer wieder klarmachen, wenn sie Kunden ihre Arbeit verkaufen wollen.
Wenn Sie Neueinsteiger sind, versauen Sie sich und anderen nicht die berufliche Zukunft mit Preisen unter Wert. Ihr Handeln zählt, um die Zukunft der Auftragsfotografie wertbewusst zu gestalten.
Und brauchen Sie eine Honorarberatung?
Silke Güldner berät Fotografen und Kreative in der Honorar- und Nutzungsrechtegestaltung, der Angebotserstellung und der Kommunikation mit Kunden.
www.silkegueldner.de
Quelle: Umfrage Berufsfotografen.com 2018