Die Opelvillen-Kuratorin Dr. Beate Kemfert reiste Mitte der Woche nach Litauen, um mit dem Fotografen Antanas Sutkus die letzten Absprachen für seine Ausstellung in den Opelvillen zu treffen, die am Sonntag 27. Januar 2019 um 11 Uhr eröffnet wird.
Kemfert traf den Künstler in seinem Wohnhaus in Vilnius, in dem sein Archiv in mehreren Zimmern untergebracht ist. Der 1939 bei Kaunas geborene Sutkus beschäftigt sich seit einigen Jahren zunehmend intensiver mit seinen archivierten Fotografien, von denen er viele noch nicht veröffentlich hat.
So werden in Rüsselsheim verschiedene Vintage-Abzüge, das heißt Abzüge, die unmittelbar nach der Erstellung des Negativs entstanden sind, zum ersten Mal zu sehen sein. Für die Ausstellung „Antanas Sutkus. Fotografieren“ konnte Dr. Beate Kemfert mit Hilfe des Berliner Fotografen, Galeristen und Sammlers Norbert Bunge bislang noch unbekannte Landschaftsfotografien und Stadtansichten sowie Luftaufnahmen aus deutschen Privatsammlungen zusammentragen. Da diese von Sutkus weder vollständig betitelt noch datiert worden sind, ging Beate Kemfert Blatt für Blatt mit dem litauischen Fotografen während ihres Besuchs durch. Trotz des langen Zeitraums von über vierzig Jahren erinnerte Sutkus jedes einzelne Foto genau: „Diese Luftaufnahme habe ich aus dem Hubschrauber gemacht. Nach anfänglichen Versuchen aus wackeligen Sportflugzeugen fand ich zum ersten Mal die Möglichkeit, mit ruhiger Hand aus der Vogelperspektive zu fotografieren.“ Auf die Frage, wer ihn beauftragte, in die Luft zu steigen, um Fotos zu machen, entgegnete Sutkus: „Niemand. Die Idee hatte ich ganz allein.“
Das Ergebnis sind bestechend schöne schwarz-weiß-Aufnahmen von litauischen Seelandschaften oder der einzigartigen Kurischen Nehrung. Daneben sind in der Opelvillen-Ausstellung vor allem Fotografien zu sehen, in denen er liebevoll die Menschen seines Heimatlandes Litauen zeigt. Sutkus begann in den 1950er-Jahren, zu fotografieren, und zählt zu den großen humanistischen Fotografen Europas. Kunstpolitischen Doktrinen der Sowjetherrschaft folgte Sutkus nicht, so dass er viele seiner Fotografien erst nach 1990 veröffentlichen konnte. Fotogeschichte schrieb Sutkus auch durch eine Aufnahme von Jean-Paul Sartre. 1965 besuchte der französische Philosoph gemeinsam mit Simone de Beauvoir Litauen und erklärte sich einverstanden, dass Sutkus ihn auf der fünftägigen Reise fotografierte. In Nida auf der Kurischen Nehrung gelang dem jungen Litauer jenes Foto von Sartre, das zur Ikone wurde. Es zeigt den existenzialistischen Schriftsteller beim Streifzug in den Dünen als Diagonale im Raum, gegen den Wind gestemmt, im dunklen Mantel auf hellem Sand. Die gesamte Fotoserie „Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvois in Litauen“ wird in den Opelvillen zentral und umfangreich präsentiert.
Nun hofft Antanas Sutkus, dass es sein Gesundheitszustand zulässt, mit seiner Frau Rima Sutkiene zur Eröffnung seiner Ausstellung mit über 100 Fotografien nach Rüsselsheim zu kommen. Ihm ist sein Kommen auch aufgrund der ausgewählten Aufnahmen sehr wichtig, da von einigen Abzügen keine Negative mehr existieren. Darüber hinaus freut sich der renommierte Fotograf auf den Besuch der Freunde der Stiftung Opelvillen, die im Juli 2019 nach Litauen und zu ihm nach Vilnius reisen werden.