Spiegellose Systemkameras sorgten zur photokina für Aufsehen, allen voran die neuen Modelle von Canon, Nikon und Panasonic. Wir haben uns unter Profifotografen umgehört, wie sie die Entwicklung beurteilen.
Das wollten wir wissen:
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Bevorzugen Sie persönlich digitale Spiegelreflexkameras oder setzen Sie auf Spiegellose?
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Qual der Wahl oder Mittel zum Zweck? Ist Ihre Entscheidung grundsätzlich oder entscheiden Sie je nach Auftrag oder Aufgabe?
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Sensor, Strom, Support? Wie wichtig sind Ihnen die technische Ausstattung und die Services?
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Lassen sich Kunden von schwerem Gerät beeindrucken oder ist dieser Aspekt unerheblich?
Martin Remmers
Fotograf
Foto: © Mohssen Assanimoghaddam
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Ich bin gerade bei der Umstellung von Spiegel auf Spiegellos. Meine persönliche Tendenz geht eher in Richtung Spiegellos. Das hat mit dem Gewicht zu tun. Wenn ich 12 Stunden auf einer Hochzeit bin und zwei Kameras mit je drei bis fünf Kilo Gewicht am Körper trage, bin ich zwei Tage lang ziemlich fertig. Bei Spiegellos ist es deutlich weniger Gewicht, wenn ich auf MFT setze. Meine Kunden sehen im Bildergebnis keinen Unterschied. Deshalb mache ich mir das Leben etwas leichter. Aber die Entscheidung ist noch nicht endgültig gefallen.
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Zur Zeit ist es eine Entscheidung je nach Auftrag und Aufgabe. Ich teste aber die Spiegellose in immer mehr Bereichen aus. Wenn es keine Bereiche mehr gibt, in denen ich eine Kamera mit Spiegel brauche, wird komplett umgestellt.
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Ich habe gerne viele technische Möglichkeiten an meinen Kameras. Diese nutze ich auch vermehrt aus. Eine lange Akkulaufzeit ist für mich schon kaufentscheidend. Ebenso ein professioneller Service wie zum Beispiel bei Canon Professional Service mit kurzen Reparaturzeiten. Die Größe des Sensors spielt eine immer geringere Rolle.
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Die Kunden lassen sich von „schwerem“ Gerät schon beeindrucken. Aber es kommt dabei nicht auf das tatsächliche Gewicht oder die Größe an, sondern auf den professionellen Eindruck. Das gilt besonders auch für das persönliche Auftreten.
Almut Adler
Fotografin, Fotocoach
Foto: © Claudia Klemm
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Ich bin von einer Nikon D700 SLR-Digitalkamera auf Olympus OMD1 Mark II umgestiegen, weil ich das Gewicht (der Ausrüstung, nicht meins) reduzieren wollte und mich die Technik überzeugte und begeisterte.
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Nicht Qual der Wahl, sondern aus Überzeugung. Ich sehe die Ergebnisse und verwende diese Kamera nun ausschließlich in meinen Kursen, Workshops und für Aufträge.
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Die Olympus. Okay, der Akku ist etwas schwach auf der Brust, aber das wird sich auch noch entwickeln. Wir waren ja früher auch mit 36er-Filmen zufrieden. Der Support ist super, denn ich brauchte ihn noch nicht. Die Objektive der M.Zuiko PRO Serie ist erste Sahne. Das Blitzlicht ist gewöhnungsbedürftig, aber ich verwende es sehr selten.
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Nicht-Profi-Kunden lassen sich bestimmt davon beeindrucken und nicht nur aus meinen Kursen weiß ich, dass sich vor allem Männer von schwerem Gerät beeindrucken lassen und es auch lieben, dies zu zeigen. Bei Frauen zieht das gar nicht, im Gegenteil. Ich glaube, dass die spiegellose Zukunft wesentlich mehr Frauen begeistern wird, weil diese Art der Ausrüstung leichter und unauffälliger daher kommt.
Stefan Sobotta
Fotojournalist, Multimediaproduzent
Foto: © Günter Beer
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Seit circa drei Jahren arbeite ich bei den meisten Aufträgen mit Messsucherkameras. Vor allem im Bereich Reportage bin ich auch davor schon auf Leica M umgestiegen. Mittlerweile favorisiere ich die Fujifilm X-Pro2. Diese Art der Kameras passt perfekt zu meiner Art zu arbeiten. Gleichzeitig schätze ich die hohe Qualität von Kameras und Optiken. Ich bin beweglicher und mit leichtem Gepäck unterwegs. Die Kamera blockiert weniger den Zugang zum Gegenüber. Ich falle als Fotograf weniger auf.
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Zu 80 Prozent arbeite ich mittlerweile mit Spiegellosen und zu 20 Prozent mit DSLR. Um auf100 Prozent spiegellos zu gehen, fehlen noch spezielle Objektive wie das 120-300/ 2,8 von Sigma, das ich für spezielle Jobs gerne nutze. Da ich neben Fotos auch Videos produziere, hat sich die Kombination aus Messsucherkamera und kompakter Videokamera, ich habe zum Beispiel die Sony PXW FS5 im Einsatz, bewährt.
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Der Service bei Leica war bisher sehr gut und schnell, bei Fuji habe ich ihn bisher nicht benötigt und kann daher dazu keine Aussage treffen. Der Canon Profi Service ist für mich in den letzten Jahren durch diverse Umstellungen seitens Canon immer schlechter und uninteressanter geworden. Ein großer Vorteil der Akkus für die Fuji ist die Möglichkeit sie via USB nahezu überall aufladen zu können, ohne zusätzliche mobile Ladegeräte mitzuschleppen. Im Notfall reicht eine Powerbank. Ansonsten, Vollformat vermisse ich nicht. Der Bildeindruck bei den Fuji steht für mich dem einer Vollformatkamera in nichts nach.
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Meine Kunden buchen mich wegen meiner Bildsprache. Sie interessieren sich für den Output und nicht für die Hardware,
Bernd Lauter
Fotograf
Foto: © Christian O. Bruch
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Ich arbeite zur Zeit ausschließlich mit Spiegelreflex – aus Gründen der Einsatzmöglichkeiten: je nach Anforderung packe ich Shift-Objektive, lange Brennweiten oder die kleine Reportage-Ausrüstung ein, diese Bandbreite habe ich bei spiegellosen Systemen (noch) nicht. Vor ein paar Jahren hatte ich eine Lumix GH2 als kleine Kamera „für immer dabei“ – als sich dann vier Objektive in der Tasche fanden, drei weitere und ein zweites Gehäuse auf der Wunschliste, habe ich den Versuch abgebrochen, seitdem nehme ich entweder das iPhone oder doch die „Große“ mit.
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Ganz pragmatisch: das kommt drauf an. Im Moment trage ich mich mal wieder mit dem Gedanken, ganz oder teilweise zur Spiegellosen zu wechseln. Das Dilemma: Welche? Die „eierlegende Wollmilchsau“ für Foto und Film sehe ich im Moment nicht auf dem Markt, und zwei oder drei verschiedene System sind – von den Anschaffungskosten mal abgesehen – im Produktionsalltag nicht wirklich praktikabel.
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Da ich hauptsächlich „On location“ arbeite und viele Jobs wenig planbar sind, müssen die Geräte in erster Linie unter allen Bedingungen einwandfrei funktionieren. Support nützt mir in der Regel wenig, wenn dies mitten in der Nacht mitten in der Pampa nicht der Fall ist. Gute RAW-Daten sind wichtig, um die Postproduction zu minimieren. Stromverbrauch ist auf jeden Fall ein wichtiger Faktor, weil ich für meine Geschichten oft länger unterwegs bin.
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Kunden, die nach Ausrüstungsgewicht oder dem roten Punkt auf dem Gehäuse bezahlen, passen nicht zu meiner Arbeitsweise und mir. Für meine Kunden stehen das Bild und die damit verbundene Message im Vordergrund, nicht die Megapixel. Dafür liebe ich sie. Wie das Ganze zustande kommt, ist dabei eher nebensächlich. Für das superschnelle Bild für Social Media darf´s dann auch schon mal das iPhone sein.
Kai-Uwe Knoth
Fotograf
Foto: © Kai-Uwe Knoth
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Ich setze zunehmend auf Spiegellose. Für Events, Konferenzen und Interviews ist das leise oder sogar gar nicht vorhandene Auslösegeräusch ein Riesenvorteil. Geringes Gewicht und unauffälliges Reisen sind weitere Pluspunkte.
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Eindeutig Mittel zum Zweck. Eine volle DSLR-Ausrüstung steht auch noch bereit, je nach Auftrag und Anforderung kommt auch die „alte“ Ausrüstung noch zum Einsatz.
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Der Sensor, also Qualität und Lichtempfindlichkeit ist ein ganz wichtiger Faktor. Technische Ausstattung auch, ein funktionierender Augen-AF ist mit hochlichtstarken Objektiven ein echtes Plus. Support natürlich auch – wobei der ja sehr von persönlichen Bedürfnissen abhängt und auch vom Fachhändler vor Ort mit abgedeckt wird. Sony und Fuji bemühen sich sehr, die Qualität des Profi-Supports zu erreichen. Das ist nur noch eine Frage der Zeit, denke ich.
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Kunden sehen sich die Ausrüstung des Fotografen eigentlich nicht an, Hauptsache, das Ergebnis stimmt und die Arbeitsweise ist professionell. In ganz seltenen Fällen wird auch mal „gefachsimpelt“. Dafür hänge ich dann gern noch die Leica Monochrom um.
Bernardo Peters-Velasquez
Fotograf
Foto: © Bernardo Peters-Velasquez
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Ich habe beides.
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SLR benutze ich bei anspruchsvollen Aufgaben wie zum Beispiel Sport, Low-Light-Situationen. Spiegellose kommen aus Gewichtsgründen zum Einsatz, also wenn ich die komplette Ausrüstung mitnehmen muss oder wenn ich unauffällig fotografieren will, sprich Auslösegeräusche nicht gebrauchen kann. Im Reportageeinsatz nehme ich in der Regel die Ausrüstung, die ich gerade im Auto habe, allerdings plane ich bei festen Terminen schon vor und habe gegebenenfalls zwei Koffer im Auto.
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Jede Menge Reserveakkus sind immer Pflicht. In Sachen Sensorgröße entscheide ich je nach Aufgabenstellung, ich fotografiere überwiegend mit Nikon D800, Nikon Df und Fujifilm X-Pro 2. Da die Nikon mehr strapaziert wird, nutze ich den Professional Service. Aber eine Reservekamera halte ich trotzdem vor.
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Kunden und überhaupt meinen Gesprächspartnern hat das egal zu sein, die stört es auch meist nicht, weil sie meine Arbeit kennen. Im Urlaub ist es anders, da protzen vor allem Hobbyknipser gern mit ihren Ausrüstungen. Ich hole dann ganz verschämt meine simple Leica V-Lux hervor, und dann ist meist sehr schnell Ruhe.
David Klammer
Visual Storyteller
Foto: © David Klammer
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Ich arbeite seit zwei Jahren fast ausschließlich mit dem Fujifilm X-System, vorher über 20 Jahre mit Canon.
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Ich entscheide nach Aufgabe. Bei persönlichen Arbeiten, journalistischer Fotografie bevorzuge ich spiegellos, weil die Kameras diskreter sind, durch den elektronischen Auslöser auch lautlos. Bei Portraitjobs, die sehr schnell sein müssen, nehme ich noch die Canon mit dem 24-105mm-Objektiv. An der Fuji nutze ich nur Festbrennweiten.
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Die Batterien sind immer noch ein Problem an der DSLM. Wenn sie zur Neige gehen, und das passiert das leider sehr schnell, dann ist die Kamera aus. Fuji hat einen guten Profisupport, im Reparaturfall bekomme ich sehr schnell eine Leihkamera zugeschickt. Der Sensor ist zwar kleiner als Vollformat, dafür sind die Objektive aber auch wesentlich handlicher. Im Vergleich zur Canon EOS 5D Mark 3 ist die Bildqualität jedenfalls auch bei hohen ISO wesentlich besser.
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Komischerweise werde ich eher auf die X-Pro2 angesprochen, da gibt es viel Interesse. Viele halten sie für eine analoge Kamera. In der Werbefotografie mag das anders sein. Da zählt eventuell Größe. Ich glaube, durch den anderen Look geht der Kunde auch von einem anderen Look bei den Fotos aus. Den bekommt er dann ja auch.
Oliver Fantitsch
Fotograf
Foto: © Jörg-Martin Schulze
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Ich bevorzuge für meine Arbeit als Theaterfotograf spiegellose Kameras, da sie mir die Möglichkeit geben, geräuschlos zu arbeiten. Das wird von meinen Kunden auch sehr geschätzt wird. Ich habe lange die Wahl meiner Kamera nach den Auslösegeräuschen betrieben, als es begann, dass es dort Unterschiede gab.
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Für mich einfach Mittel zum Zweck. Die Kamera ist Handwerkszeug und je besser es mir meine Arbeit erleichtert, desto besser ist das für mich. Ich habe auch schon einige Marken gekauft und mich recht schnell wieder davon verabschiedet. Meine digitale MF ist noch immer mit Spiegel, da spielt geräuschlose Auslösung und Messfelder bis in die Ecke keine so große Rolle. Da Blitzen eh nur mit Verschluss geht, stört da auch nicht das Spiegelgeräusch.
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Ein Sensor, der bei hohen Empfindlichkeiten sehr gute Ergebnisse liefert, ist mir schon wichtig. Die Frage nach der Akkuleistung habe ich mir nie gestellt, denn im Zweifel muss man halt einen Akku mehr dabei haben. Das finde ich auch gewichtsmäßig im Vergleich zur restlichen Ausrüstung vernachlässigbar. Ich schaue immer fasziniert auf Diskussionen, wie viele Auslösungen man mit einem Akku schafft. Ein guter Kundenservice ist Klasse, aber ob die vollmundigen Versprechen auch immer dann gehalten werden ist ja doch immer eine zweite Sache. Bei jedem Profiservice gibt es positive und negative Berichte. Ich hatte bisher meistens Glück, wenn ich denn mal Service brauchte.
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Meine Kunden lassen sich zum Glück gar nicht davon beeindrucken, sondern von meinen Bildern. Die haben über die letzten Jahre meistens nicht mal mitbekommen, dass ich verschiedene Systeme im Einsatz hatte.
Sascha Hirschner
Fotograf
Foto: © Mohamed El Hamdaoui
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Ich fotografiere nur noch und ausschließlich spiegellos. Ein Spiegel bietet für mich keinerlei Vorteile.
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Normal entscheide ich nach Aufgabe – ich wüsste aber keinen Einsatzzweck für den eine DSLR noch besser geeignet wäre als eine Spiegellose
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Ein guter Sensor, ein gutes Objektiv – mehr brauche ich nicht…
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Ich punkte bei meinen Kunden mit Leistung und Professionalität – das Angeben überlasse ich den Amateuren. Wenn ich partout Eindruck schinden möchte oder muss, nehme ich die Fuji GFX.
Sascha Rheker
Fotograf
Foto: © Sascha Rheker
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Ganz pragmatisch: Arbeitspferde sind derzeit Canon EOS-Kameras. Dazu kommt ein Leica M System. Geht es aber darum, ältere manuelle Objektive zu nutzen oder bei kompakten Sucherkameras, kann ich mich durchaus mit elektronischen Suchern anfreunden.
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Ganz klar: Mittel zum Zweck. Auf Reisen und überall wo Gewicht und Volumen zählen, oder wo eine Kamera möglich unauffällig sein muss, nehme ich die M und zwei, drei Objektive; die passen in die Jackentasche.
Ansonsten greife ich zur klassischen Spiegelreflex, was sicher auch daran liegt, dass man ein über 20 Jahre gewachsenes System nicht einfach über Bord wirft. Zumal die spiegellosen Systeme, wenn man den klassischen Kleinbildsensor und 2,8er Zoomobjektive mit AF will und vor allem auch braucht, schnell ihren Größenvorteil verlieren und ich die größeren Spiegelreflexgehäuse dann sogar angenehmer finde.
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Ich habe keinen wirklichen Leidensdruck, der mich dazu nötigen würde die Spiegelreflex als Technologie aufzugeben. Ansonsten muss man für mich eine Kamera auf Zeit, Blende, Empfindlichkeit und AF reduzieren können und das mit angenehmen Bedienelementen einstellen können.
Was mir wirklich wichtig sind, das sind „meine“ Objektive, die will ich nicht aufgeben müssen. Da ist eine Spiegellose durch das geringe Auflagemaß und Focus-Peaking eine feine Sache für alte Schätzchen, aber wirklich wichtig ist, dass sie auch mit meinen vorhandenen AF-Objektiven spricht und, bei Punkten wie Akkulaufzeit, Speicherkarten-Slots, Robustheit et cetera kein Rückschritt vom Gewohnten ist.
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Mich hat noch nie ein Kunde jenseits des Smalltalks gefragt, welche Kamera ich benutze, besitze oder zu benutzen gedenke.
Stefan Gregor
Fotograf
Foto: © Rainer Reichert
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Nachdem ich seit Ende der 1970er-Jahre mit Spiegelreflexkameras fotografiert habe (Canon und Nikon sowie die klassische Leicaflex SL2 mot), arbeite ich seit September 2017 nur noch spiegellos. Als Bildjournalist beim Aschaffenburger „Main-Echo“ bin ich, wie die meisten Fotografen bei regionalen Tageszeitungen, Generalist, was die zu fotografierenden Bereiche angeht. Also von Sport über Politik und Kultur bis zum Lokaltermin. Seit die Leica SL 2015 auf den Markt kam, habe ich mit diesem System geliebäugelt, vor einem guten Jahr dann kam der Umstieg, natürlich nicht ohne vorheriger Testphase im Alltagsbetrieb. Seitdem habe ich nicht mehr mit der Spiegelreflex fotografiert und ich vermisse sie auch nicht. Ehrlich gesagt kann ich mir inzwischen gar nicht mehr vorstellen, mit einem Reflexsucher zu arbeiten. Für Brillenträger, wie ich einer bin, ist der elektronische Sucher ein ideales Arbeitsgerät, denn die Kontrolle der geschossenen Fotos kann am Sucher erfolgen, den ich auf meine Augen eingestellt habe. Zudem ist die Darstellung des Motivs, so wie es auf den Sensor kommt, ein unglaublicher Gewinn. Und das bietet so halt nur die Spiegellose. Back- oder Frontfokus gibt es auch nicht mehr, da die Scharfeinstellung über den Sensor erfolgt.
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Die Entscheidung ist für mich eine grundsätzliche, denn ich habe ungern gleichzeitig verschiedene Kamerasysteme, die im Grunde das gleiche Segment bedienen. Im Bereich der klassischen Kleinbildkamera, des sogenannten Vollformates, brauche ich kein Nebeneinander von Spiegelloser und Spiegelreflex, denn das würde in meinem Fall die Pflege zweier Systeme für den gleichen Aufnahmebereich bedeuten. Ich fotografiere seit einigen Jahren Reportagen sehr gerne und bevorzugt mit der Leica M, denn, und das höre ich auch immer wieder von anderen Kollegen, man „sieht“ anders mit der Sucherkamera. Deren Objektive kann ich nun mittels Adapter auch an der SL betreiben, insofern runden sie das System ab. Es gibt Situationen, da brauche ich die schnelle Kamera, zum Beispiel Sport, hier wäre eine Sucherkamera nicht das richtige Arbeitsgerät. Insofern entscheide ich schon nach Aufgabe und Auftrag. Inzwischen jedoch nur noch spiegellos.Früher, zu Filmzeiten, hatte ich drei Systeme: Kleinbild, Mittel- und Großformat. Das brauche ich heute so im Regelfalle nicht mehr. Die Daten, die meine Kameras liefern, reichen problemlos auch für den Magazindruck, ich habe auch schon Ausdrucke von 1,4 Meter Seitenlänge für Ausstellungen anfertigen lassen, die Qualität hat gepasst. Sollte es nötig werden, würde ich im Zweifel ein digitales Mittelformatsystem mieten oder anschaffen.
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Die Frage erinnert mich ein bisschen an die Zeit, als Nikon die F3 auf den Markt brachte, die ja als erste Profi-Nikon batterieabhängig war. Da gab es Geschichten über Fotojournalisten, die in Panik noch zwei F2-Gehäuse gekauft haben sollen, um unabhängig von Strom zu bleiben. Natürlich habe ich als Berufsfotograf für jedes Gehäuse mindestens einen dreifachen Akkusatz, im Auto ist das Ladegerät immer dabei. Das war auch schon zu DSLR-Zeiten so. Systembedingt brauchen die Spiegellosen mehr Strom, aber das heißt für mich nur, entsprechend vorbereitet zu sein. Wer hier spart, macht etwas grundsätzlich falsch. Es soll ja auch Leute geben, die mit nur einer oder zwei Speicherkarten auf einem Termin erscheinen. Das meiste, das inzwischen in Kameras an Einstellmöglichkeiten geboten wird, interessierte und interessiert mich im Grunde nicht. Ich brauche keine Motivprogramme, ebenso hat mich die Einstellungsorgie, die ich bei meiner zuletzt verwendeten Canon EOS 1Dx Mark II alleine für den Autofokus machen konnte, eher abgeschreckt und hilflos zurückgelassen. Technische Ausstattung heißt für mich in erster Linie ein robustes, gegen Flüssigkeiten und Dreck abgedichtetes Gehäuse, große Akkus, wenig Knöpfe und Untermenüs. Das Thema „Service“ ist ein heikles: In meinen langen Jahren als Canon-Anwender habe ich nie wirklich gute Erfahrungen mit dem sogenannten Profi-Service gehabt, bei dem ich als Berufsfotograf registriert war. Während meiner Nikon-Jahre gab es eine Werkstatt in Frankfurt, ich wohne circa 35 Kilometer davon entfernt, die Reparaturen oft binnen eines Tages erledigt hat. Richtig klotzen die Hersteller in der Regel bei großen Sportereignissen, dort sind sie mit Heerscharen von Servicekräften und Ersatzgeräten präsent. Der „Otto-Normal-Berufsfotograf“ kommt eher selten in den Genuss dieser Segnungen. Da ich am Rande des Rhein-Main-Gebietes wohne, ist für mich der Weg nach Wetzlar mit einer Stunde Fahrzeit kein Problem. Dort bin ich als Profi registriert und erhalte entsprechend schnellen und bevorzugten Service, zudem ist der Hersteller quasi „vor Ort“ und nicht im fernen Japan. Das ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Ich habe, seit ich die Leica M besitze, nur die besten Erfahrungen mit dem Service in Wetzlar gemacht. Das war durchaus ein Kriterium, das mir den Wechsel des Systems von der Spiegelreflex zur Spiegellosen leichter gemacht hatte.
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Teils, teils. Große Objektive machen immer noch Eindruck. Ansonsten spielt das keine große Rolle (mehr). Wichtig ist das Ergebnis. Es gibt zwar bestimmte Veranstaltungen, bei denen eine dicke Ausrüstung oft mehr wirkt als ein Presseausweis, das ist aber inzwischen eher die Ausnahme.