Rolf Walther
Fotograf, DGPh
walther-fineart.de
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Ich arbeite fast ausschließlich Schwarz-Weiß und erlebe bei meiner eigenen Galeriearbeit immer wieder, dass ein in allen seinen feinen Tonwerten ausgearbeiteter brillanter, gerahmter und perfekt präsentierter Schwarz-Weiß-Print beim Betrachter seine Wirkung nie verfehlt – ein hervorragendes Motiv natürlich vorausgesetzt. Bei meinen Schwarz-Weiß-Workshops mache ich zudem häufig die Erfahrung, dass Fotografen einen ganz anderen Bezug zu Ihrer Arbeit entwickeln, wenn Sie ihre eigenhändig ausgearbeitete mit einem hochwertigen Fotodrucker zu Papier gebrachte Schwarz-Weiß-Fotografie in den Händen halten – ähnlich wie früher in der analogen Dunkelkammer, nur eben mit anderen Mitteln. Wie weit dabei die Qualitätsansprüche gehen, ist natürlich sehr subjektiv. Wie sieht ein gut ausgearbeiteter Schwarz-Weiß-Print überhaupt aus, welche Ausarbeitung passt zum Motiv? Viele junge Fotografen, die nie in der klassischen Dunkelkammer gearbeitet haben, tun sich hier oft schwer und verschenken Potential. Es ist in den letzten Jahren im Zuge der Digitalisierung leider sehr viel Wissen für die Schwarz-Weiß-Fotografie verloren gegangen. Was heute teilweise für eine gute Ausarbeitung gehalten wird, war früher nicht selten für den Papierkorb bestimmt. Dabei ist es möglich, mit digitalen Mitteln Ergebnisse zu erzielen, die der Haptik und Qualität klassischer Schwarzweißprints entsprechen, diese bei korrekter Anwendung und entsprechender Fachkenntnis sogar übertreffen.
Gehört der klassische Print der Vergangenheit an? Diese Frage ist für mich leicht zu beantworten. Zumindest der vom Künstler handsignierte Schwarz-Weiß-Print, ob nun mit digitalen oder analogen Mitteln angefertigt, wird nach meiner Meinung in der anspruchsvollen Kunstszene seinen Stellenwert behalten und sich für Kunstsammler und Kunstliebhaber in seiner Wertigkeit auch künftig von anderen Präsentationsmethoden abheben. Zudem ist der Lerneffekt für die fotografische Arbeit nicht zu unterschätzen.
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Meine ersten digitalen Schwarz-Weiß-Prints fertigte ich vor vielen Jahren mit Epson Tintenstrahldruckern (Bürodrucker und Plotter) und spezieller Rip-Software an. Diese Drucker waren damals noch keine echten Fotodrucker, aber die entsprechende Rip-Software (das legendäre Piezography-Rip aus den USA) verfeinerte das Druckraster dramatisch und ermöglichte bereits damals eine Detailauflösung, die visuell den Ergebnissen heutiger High-End Fotodrucken entspricht. Die Drucker hatte ich seinerzeit aufwändig auf reine Graustufen umgerüstet und erzielte bereits damals mit meinen eigenen verfeinerten Graustufentintenmischungen und meinen speziellen Kalibriertechniken auf Naturpapieren Ergebnisse nach heutigem Standard. Seit der Einführung der Epson Ultrachrome-Technologie und der Verwendung von drei Graustufen über den optimierten Schwarz-Weiß-Modus des Druckertreibers gehört das Umrüsten der Drucker auf reine Graustufen bei mir der Vergangenheit an. Meine damals ausgetüftelte ganz spezielle Kalibriertechnik wende ich allerdings auch heute noch zur Feinabstimmung meiner diversen Epson Drucker (Formate DIN A2 bis A1) an und erziele damit Ergebnisse, die meinen Ansprüchen für die perfekte Umsetzung jedes feinen Tonwerts gerecht werden. Für den Print verwende ich (motivabhängig) Fine Art Papiere der Hersteller INNOVA, Ilford und Hahnemühle und drucke ausschließlich auf Papieren, die der Haptik klassischer Silbergelatine-(Baryt)-Prints entsprechen.
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Um meinem Qualitätsanspruch gerecht zu werden, drucke ich grundsätzlich selbst. Der einzige Arbeitsschritt, der bei mir außer Haus stattfindet, ist das Schneiden der Passepartouts. Alle anderen Arbeitsschritte wie Aufzieharbeiten, Rahmung et cetera nehme ich eigenhändig vor. Wer von mir eine Fotografie erwirbt, kann sich sicher sein, dass alle genannten Arbeitsschritte von mir selbst vorgenommen wurden.
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Keine. Meine Signatur in Verbindung mit meinem Atelierstempel, der sich auf der Rückseite eines jeden Werkes befindet, dokumentiert meine eigenhändige Anfertigung und ist für Kunstinteressierte der Garant ein individuelles und archivfestes Kunstwerk in limitierter Auflage zu erwerben. Bei der Ausarbeitung werden von mir nur die besten archivsicheren Materialien verwendet und ich gewähre zu meinen Lebzeiten eine Garantie hinsichtlich der Archivfestigkeit der Werke, sofern diese nach konservatorischen Grundsätzen behandelt werden. Zertifizierungs-Verfahren spielen daher für mich keine Rolle.
Foto:© Rolf Walther
Luigi Toscano
Fotograf
www.gdv-2015.de
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Naja, sicherlich hat sich all unser Tun auf die digitale Technik verschoben und die Farbverbindlichkeit in der digitalen Welt hat sich sehr stark entwickelt. Dennoch brauche ich für das finale Druckergebnis immer noch einen gedruckten Proof vorab. Da ist es egal, ob ich den Druck großformatiger Bilder vorbereite oder an meinen aktuellen Bildband „Gegen das Vergessen“ arbeite. Ich bin auch bei jeder Druckabnahme dabei, soweit sich das einrichten lässt. Zumal ich immer wieder fasziniert bin, dass sich in den meisten Fällen meine Vorstellungen auch tatsächlich umsetzen lassen. Von daher hat der klassische Print noch längst nicht ausgedient und hat zumindest in meiner Arbeit eine Zukunft. Ich kann nicht ohne Prints arbeiten.
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Papier, Material, Formal – das ist immer abhängig von der jeweiligen Aufgabe. Ich habe da keine Vorlieben.
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Zum Vorabdrucken benutze ich immer wieder gerne einen einfachen Drucker hier in meinem Studio. Mir ist bewusst, dass dies noch keine Verbindlichkeit darstellt, aber im Laufe der Zeit habe ich ein Gefühl dafür bekommen, inwieweit ich diesen einfachen Print interpretieren kann. Für das Endergebnis braucht es aber einen Proof aus dem Fachlabor oder der Druckerei. Mit diesem persönlichen Workflow habe ich bisher immer sehr gute Ergebnisse erzielt.
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Digigraphie spielt für meine Arbeit eine wichtige Rolle. Sie bietet ein verlässliches Verfahren. Ansonsten habe ich kaum Erfahrung mit anderen Zertifizierungsverfahren. Ich verlasse mich da hauptsächlich auf die Fachleute in der Lithografie oder suche eben das persönliche Gespräch mit dem Druckfachmann.
Foto: © Luigi Toscano
Jens Erbeck
Fotograf
jenserbeck.de
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Ich arbeite seit 1991 mit Photoshop (Version 1.5), habe aber an der FH Dortmund zur gleichen Zeit noch das Entwickeln und Printen von Hand im Labor gelernt. Bei technischen Neuheiten bin ich der Erste, der begeistert mit dabei ist. Die Realität im Job als Werbefotograf ist jedoch immer noch die Druckvorlage in 4C, DIN A2 300dpi. In den Produktionshäusern stehen erstaunlicherweise auch weiterhin die Trommelscanner immer noch nicht still.
Mein Portfolio präsentiere ich als Fotobuch in DIN A3 quer, gedruckt auf Fotopapier. Sicherlich würde auch ein iPad Pro reichen. Das entscheidende Wort in dem Satz ist „reichen“. Möchte ich meiner Arbeit einen bestimmten Wert geben – also auch einen entsprechenden Preis – benötige ich mehr als das rein Visuelle. Als Vergleich: Ein Schnellrestaurant kann man nicht mit Sterneküche vergleichen. Benötigt man noch Stoffservietten und silbernes Besteck und einen gut ausgebildeten Kellner? Nein, nicht um „satt“ zu werden. Bietet man Schnellgerichte – oder Bilder – mit einem schnellen Finger-Wisch auf dem Bildschirm an, Lieferheld & Co lässt grüßen, dann befindet man sich in dieser Kategorie auch im Preiskampf. Natürlich bin ich kein Sternekoch, möchte meiner Arbeit aber trotzdem den Wert geben, den ich ihr beimesse.
Mit Zeitgeist hat das alles wenig zu tun. Das iPad, das ich auch dabei habe, nimmt niemand mehr in die Hand, wenn die haptische Alternative, das gedruckte Fotobuch, daneben liegt. Das hat auch mit unserem „Mensch sein“ zu tun. Wir sehen und denken und erinnern immer noch mit den Fingern. Da hat sich in der Evolution wenig getan. Da ich im Bereich „inszenierte Reportage“, Unternehmensdarstellung, Geschäftsbericht et cetera tätig bin, erscheinen Auftragsarbeiten On- und meist Offline. Reine Werbejobs in der Regel als Großplakat.
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Da ich auch die Post Production anbiete, werden alle retuschierten Motive final und druckfertig als Proof in Größen von DIN A3 bis A2 präsentiert. Die geforderte Datengröße ist bei den Werbeagenturen 6000 bis 9000 Pixel. Ich persönlich bevorzuge DIN A3, da in der Regel der Proof auf dem Tisch liegt. Berücksichtigt man den Betrachtungsabstand zum Bild ist es das optimale Format um Details zu beurteilen.
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Die zertifizierten Proofs lasse ich bei Appel Grafik anfertigen. Einfache Fotos bei Saal, High End Lambda bei HSL in Düsseldorf.
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Druckstandard ist in Deutschland ISOcoatedV2 beziehungsweise der Nachfolger PSO. Als Basis eciRGB_V2 beziehungsweise sRGB für Web. Als Anbieter druckreifer Motive muss ich mich natürlich an den Workflow der Werbeagenturen und Druckereien anpassen.
Foto: © Jens Erbeck
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Foto oben: Hahnemühle