Die Herangehensweise und die Jobabwicklung von Fotografen für einen Kundenauftrag sind verschieden. Was für die einen zum Standard der Auftragsplanung und Durchführung zählt, ist für andere Fotografen eher die Ausnahme. Damit Fotografen einen Job nicht nur bekommen, sondern ihn professionell angehen und umsetzen, können sie schon im Vorfeld der Fotoproduktion und bei dem Erstkontakt mit ihrem Kunden einiges im Blick behalten. Denn eine gute Auftragsabwicklung von A bis Z ist mehr als Bilder machen und liefern.
Dass viele Auftraggeber nicht wissen, was eine professionelle Fotoproduktion ausmacht und was ein guter Fotograf aus einem simplen Briefing herausholen kann, kommt gar nicht so selten vor. Manchen Budget-Verantwortlichen fehlt Know-how – oft sind die zuständigen Mitarbeiter unerfahren oder nicht gut geschult und haben wenig Kenntnis darüber, wie ein hochwertiges Shooting läuft. Zudem werden die Fotojobs oft an günstige Anbieter vergeben, die es auch nicht besser wissen, denn nicht jeder Berufsfotograf ist Profi. Wenn Kunden einen Fotografen beauftragen, dem es an Erfahrung oder Einblick mangelt, ist das Ergebnis bestenfalls durchschnittlich. Dabei kann ein Profi schon im Vorgespräch grundlegende Ideen und Erfahrungswerte in die Planung einbringen und damit die Fotoproduktion erfolgreicher für die Marke oder das Produkt des Kunden machen.
Auftragsfotografie beginnt mit einem Briefing – falls es eins gibt, umfasst es oft nur Timing, Motivanzahl und Budget. Manchen Fotografen reicht das, um ein Angebot zu erstellen. Die gewünschte Wirkung der Bilder und die Ausstattung (Styling, Models, Requisiten, etc.) der Motive oder die geplanten Nutzungsabsichten lassen sie dabei nicht selten außer Acht. Na klar, der Kunde weiß manchmal selbst nicht viel darüber oder findet die Angabe von Nutzungsrechten unnötig, weil er sowieso nichts dafür zahlen will. Schon in dieser Phase der Auftragsanbahnung hilft gute Kommunikation und Informationsaustausch, denn hier lauern Gelegenheiten, aus einer Anfrage einen Job zu machen.
Was macht eine professionelle Auftragsproduktion aus? Profifotografen haben nicht nur ein gutes Auge und visuelles Gespür, sie überlassen nichts dem Zufall. Sie kennen den besten Weg, um ein gewünschtes Ergebnis zu erzielen. Dabei sind sie nicht nur Dienstleister, sondern kreativer Berater im Sinne der jeweiligen Marke, für die sie fotografieren. Außerdem sind sie sicher in der technischen und handwerklichen Umsetzung verschiedener Bildstile und Inszenierungen. Sie beherrschen nicht nur die Standards im „Licht setzen“, sondern empfehlen das beste Lichtkonzept. Sie können ein Bild oder eine Serie wiederholen, weil sie wissen, wie sie das Ergebnis erzielt haben. Sie verstehen, was der Kunde mit der Produktion erreichen will und sagen ihm, wenn eine Idee sich schlecht umsetzen lässt. Sie verfügen über gute Kontakte, um ein erfahrenes Team für eine Produktion zusammenzustellen – vom Digitalassistenten bis zum Foodstylisten, vom Requisitenbauer bis zum Produktionsversicherer. Und auch das Kostenmanagement zählt dazu. Ob Stylist, Requisiten oder Modelle. Sie verhandeln nicht nur das eigene Honorar, sondern auch die Nebenkosten der Produktion und die Honorare der Teammitglieder.
Professionelle Auftragsproduktion setzt sich aus vier Projektphasen zusammen, die Fotografen beachten sollten: 1. Briefing und kreative Ausstattung der Produktion, 2. Kostenkalkulation und Kommunikation, 3. Vorbereitung und Organisation, 4. Produktion und Qualitätssicherung.
Auch bei „kleineren“ Kunden, berücksichtigen Sie die Phase des Briefings. Führen Sie mit Kunden das Gespräch, anstatt nur ein Dokument mit Zahlen zu versenden. Ermitteln Sie Hintergrund und Idee für das Shooting, ergänzen Sie das Briefing, in dem Sie Fragen stellen. Beraten Sie Ihren Kunden zur Umsetzung der bestmöglichen Fotoproduktion. Die Summe unter dem Strich ist zwar ein wichtiges Entscheidungskriterium, aber auch mit anderen Skills können Sie punkten. Für ein gutes Bildkonzept lohnt es sich, größer zu denken. Auch wenn Kunden nicht in allem folgen, kann das Niveau der Fotoproduktion verbessert werden. So passen Anspruch und Ergebnis zusammen. Am Ende ist nicht nur der Kunde zufriedener.
Und was ist Ihr Standard?
Silke Güldner berät Fotografen und Kreative bei der richtigen Positionierung, einem erfolgreichen Auftritt und der digitalen Strategie.