Jedes Jahr absolvieren viele angehende Fotografen das Studium oder die Ausbildung, um mit der Berufsfotografie ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Hinzu kommen jährlich viele Einsteiger und Umsteiger aus anderen Berufen. Fotografie ist im Trend und für viele ein Traumberuf. Dabei ist der Markt nicht gerade aussichtsreich. Viele etablierte Berufsfotografen sind unzufrieden mit den Kunden, der zähen Auftragslage und der hohen Konkurrenzsituation. Und trotz alledem mangelt es nicht an Nachwuchs.
Schon verwunderlich, denn Fotografen müssen weit ambitionierter sein und mehr Durchsetzungsstärke beweisen, um Erfolg zu haben, als in manch einem anderen Beruf. Was macht diesen Beruf so attraktiv?
Ein Blick auf das Berufsbild zeigt: Stark schwankende Umsätze und viel (unerwartete) Freizeit, es erfordert Nervenstärke, Belastbarkeit sowie Flexibilität, beinhaltet lange Arbeitstage, kaum Feedback und Anerkennung von Kunden und unglaublich viel Zeit geht für das Kalkulieren von Jobs drauf, die dann doch ein anderer macht.
Die Aufzählung könnte so weitergehen. Trotzdem ist die Attraktivität des Berufs hoch. Die Arbeitsbedingungen ermöglichen mehr Freiraum als in anderen Berufen, zumindest wenn man Selbständig ist. Auch ein hohes Maß an Gestaltungsfreiheit und Kreativität sowie Selbstverwirklichung in der Umsetzung von Themen und Ideen. Hinzu kommen Unabhängigkeit, Individualismus und ein Spielfeld für Technikinteressierte und Multimedia-fans. Jedenfalls sind es nicht die Verdienstaussichten, die Sicherheit oder das Prestige, die der Beruf bietet.
Besonders die Umsteiger aus anderen Berufen – oft Unternehmensberater, IT-Spezialisten, Einkäufer, Anwälte oder Ingenieure – suchen nach einer neuen inhaltlichen Ausrichtung. Sie haben in ihrem Herkunftsberuf viel mit Zahlen, Projektarbeit, Paragraphen oder Zielvereinbarungen zu tun gehabt, und wollen eine Berufung, die ihnen mehr Gestaltungsfreiraum lässt. Die Fotografie ist kreativ, die Einstiegshürde niedrig. Man benötigt vergleichsweise wenig Kapital, um zu gründen. Der Beruf ist gesetzlich ungeschützt und kann in Deutschland frei ausgeübt werden. Oft sind Berufsumsteiger erfolgreich, weil es ihnen leichter fällt, unternehmerisch zu denken und strategisch zu arbeiten.
Aber, ab welchem Zeitpunkt ist man (Berufs-)Fotograf? Reicht ein Businessplan? Genügt es, Fotos zu machen und zu verkaufen oder haben Fotografen auch eine Art inhaltliche Verpflichtung, sowas, wie einen Auftrag für gehaltvolle, visuelle Kommunikation? Jedenfalls haben sie die Möglichkeit mit ihren Bildern Verantwortung zu übernehmen, zu unterhalten, zu informieren oder auf etwas „hinzuweisen“. Ob das eine gesellschaftliche Reportage ist, eine Modestrecke oder Food- und Landschaftsfotografie.
„Schöne“ Bilder gibt es massenhaft und auf Instagram beispielsweise kann man sie endlos konsumieren. Für manchen ambitionierten Fotografen ist das ein ausreichender Grund, sich zur Berufsfotografie zu orientieren und nach Anerkennung für seine Bilder durch Follower und Reichweite zu streben. Das Maß der Anerkennung und der Erfolg einer Serie liegt dabei im Auge der Betrachter. Das Publikum entscheidet, ob die Sichtweise interessant, neu oder emotional ist. Dabei findet leider manches gute Thema keine oder zu wenig Beachtung und anderes eine Öffentlichkeit oder Reichweite, was eher simpel erscheint.
Ob Smartphone-Fotografie oder Fachkamera, wer „nichts zu sagen“ hat, sollte sich die Berufswahl gut überlegen, denn die Fotografie ist kein einfacher Beruf zwischen Dienstleistung und Kreation. Sie fordert eine vielfältige Sichtweise. Ob verantwortungsvoll, ernsthaft oder verspielt, witzig oder formal, immer geht es um inspirierende Interpretationen und den Einsatz des richtigen Kommunikationsmediums zur Verbreitung. Zugleich ist sie ein Beruf, der viel unternehmerisches Denken erfordert, Verhandlungsgeschick, Reflektionsfähigkeit, Mut und Offenheit.
Erfolg als Fotograf hängt nicht davon ab, ob man sich im Rahmen einer Ausbildung, eines Studiums oder jahrelanger Assistenzen ausreichend qualifiziert hat. Fotograf ist, wer sich selbst als solcher versteht. Er hat nicht nur ein gutes Netzwerk und ein Händchen für Planung und Zahlen, er hat Haltung. Er bezieht Position, ist relevant und kann eine Öffentlichkeit für seine Arbeiten gewinnen.
Und ist die Fotografie für Sie ein Traumberuf?
Silke Güldner berät Fotografen und Kreative bei der richtigen Positionierung, einem erfolgreichen Auftritt und der digitalen Strategie.
www.silkegueldner.de