Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung vergibt in Zusammenarbeit mit der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwang zwei Preise in Höhe von je 10.000 Euro im Rahmen ihres Stipendienprogramms „Zeitgenössische deutsche Fotografie“ in diesem Jahr an Karina Nimmerfall und Michael Danner.
Das seit 1982 existierende Stipendium gehört zu den renommiertesten Auszeichnungen für zeitgenössische Fotografie in Deutschland. Die internationale Jury entschied sich aus 162 Bewerbungen für den Vorschlag von Karina Nimmerfall für ihre virtuelle Raumrekonstruktion The Building und für das Projekt von Michael Danner mit dem Titel Zivilgesellschaft – Demokratie im „Post-Faktischen“ Zeitalter. Nimmerfall und Danner erhalten je 10.000 Euro, um die eingereichten Projekte umzusetzen.
Karina Nimmerfall (*1971, Deggendorf), lebt und arbeitet in Berlin. Ihre künstlerische Arbeit entwickelt sie aus fotografischen Untersuchungen von historischer Architektur und wie diese von politischen, ökomischen und ideologischen Fragestellungen durchdrungen ist. In ihren Werken fügt sie Dokumente, Texte und Interviews, Fotografien und Baupläne zusammen und eröffnet mit Hilfe von virtuellen Renderings räumliche Inszenierungen und damit neue Interpre- tationsspielräume. In ihrem geplanten Projekt The Building wird sie sich der wenig erforschten und höchst innovativen RAND Corporation mit Sitz in Los Angeles zuwenden. Das minimalisti- sche jedoch heute zerstörte Gebäude (1953-2007) wird Nimmerfall mit forensischen Mitteln in seinen technologischen und ideologischen Qualitäten erfahrbar machen.
Michael Danner (*1967, Reutlingen), lebt und arbeitet in Berlin. Danner verfolgt in seinen Pro- jekten einen politisch-anthropologischen Ansatz, in dem er kontroverse Orte und Geschichte/n untersucht. Oft verbindet er aktuelles Bildmaterial mit historischen Texten. In Critical Mass untersucht er das Wirken der Atomindustrie und unser Verhältnis zu dieser Technologie, während er in Migration as Avant-Garde den Begriff der Migration als ein historisches und nicht tagespolitisches Phänomen benutzt. Seine Bilder und Videoinstallationen schaffen Raum für einen Dialog von Bild und Rezipienten, der über das eigentliche Sujet hinausgeht und in direkter Wei- se an die Lebenswirklichkeit des Betrachters anknüpft.
Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung vergibt die Stipendien zur Förderung zeitgenössischer Fotografie seit 1982 in Zusammenarbeit mit der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwang. Das Förderprogramm richtet sich an Fotografen, die unabhängig von einer Auftragsarbeit ein fotografisches Vorhaben über einen längeren Zeitraum erarbeiten. Die Fotografische Sammlung im Museum Folkwang betreut dieses Förderprogramm. Die Ausschreibung ist weder thematisch gebunden noch einem bestimmten Bereich der fotografischen Praxis zugeordnet. Die Stiftung fördert mit diesem offen gehaltenen Förderprogramm eine zeitgemäße bildnerische Auseinandersetzung mit fotografischen Sicht- und Darstellungsweisen. Alle zwei Jahre werden jeweils zwei Stipendien ausgeschrieben. Die Auswahl der Stipendiaten erfolgt durch eine Jury mit Vertretern der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, des Museum Folkwang und von den beiden Institutionen ausgewählten, unabhängigen Fachleuten. Die nächste Ausschreibung erfolgt voraussichtlich 2020.