Der Berufsverband Freie Fotografen und Filmgestalter, BFF, hat sich in den letzten zehn Jahren neu aufgestellt. ProfiFoto sprach mit BFF Vorstandssprecher Frank Stöckel über den neuen BFF.
PROFIFOTO: Frank Stöckel, Sie sind seit vier Jahren Sprecher des BFF Vorstands. Welches Erbe haben Sie angetroffen?
Frank Stöckel: Der vor knapp 50 Jahren gegründete BFF segelte als träger werdendes Schiff, das sich den Wogen der Digitalisierung zu stellen versuchte, durch die 2000er Jahre. Das Fahrwasser wurde zusehends enger, nicht zuletzt auch deshalb, weil sich Sponsoren aus unterschiedlichsten Gründen von ihrem Engagement zurückzogen.
Der letzte der großen BFF-Kongresse fand zum 40-jährigen Bestehen des Verbandes im Jahr 2009 in Stuttgart statt. Gleichzeitig sanken die Mitgliederzahlen stetig. Sicher war Überalterung ein Thema, aber der Verband wirkte vor allem zunehmend weniger „sexy“, besonders für die jüngere Generation der Fotodesigner. Der BFF erschien vielen als ein elitärer, abgeschotteter Verein gut verdienender, anerkannter – oder schlimmer, früher mal anerkannter – Fotografen. Über Sinn und Zweck dieser Institution war nur wenig bekannt.
Und was hat der BFF unternommen, um diesen Herausforderungen zu begegnen?
Eines der ersten Mittel gegen diesen Trend war die Idee der Stärkung der regionalen Arbeit. Aber auch der Habitus des Verbandes änderte sich zu einem eher partnerschaftlichen als elitären Umgang miteinander und dies auch in der Darstellung nach außen. Auf Veranstaltungen beispielsweise setzten wir mit einem Augenzwinkern unseren Job als Dienstleister fort und bedienten unsere Gäste und Kunden selbst. Mit einem Augenzwinkern setzen wir hier unseren Job als Dienstleister auch bei Veranstaltungen fort und bedienen unsere Gäste und Kunden selbst.
Statt dem legendären BFF Jahrbuch spielt heute die Online-Präsenz eine wichtige Rolle …
Der BFF-Blog bot 2013 den Mitgliedern endlich eine zeitgemäße Plattform zur Präsentation aktueller Bilder. Dank verbandsinternem „Crowdfunding“ legten wir gemeinsam den Grundstein für die Entwicklung einer neuen Webseite, die nach langem Warten im Frühjahr 2016 online ging.
Nach einigen Jahren Unterbrechung hatte der BFF 2016 wieder einen Stand auf der Photokina.
Dieser Neu-Auftritt fand sehr weitgehend Beachtung, besonders die Partnerschaft mit Olympus. Hier zeigt sich das wieder erwachte Interesse
der Fotoindustrie am neuen BFF. Neben Olympus als Premium-Partner stehen Epson, Halbe Rahmen oder auch das Fotofestival Horizonte Zingst uns als Competence-Partner bei unterschiedlichsten Projekten zur Seite.
Wieso Olympus, wenn der BFF sich doch so sehr als Professional-Verband fühlt und darstellen will?
Olympus war, als ich anfing zu fotografieren, ein durchaus ernst zu nehmender Player in der professionellen Fotografie, hat sich dann mehr im Consumer-Markt bewegt und vollzieht in den vergangenen Jahren eine neuerliche Annäherung an den professionellen Markt. Wir haben nach der Photokina ein Gesamtkonzept für die Partnerschaft Olympus/BFF entwickelt, den Premium-Partner-Status aus der Taufe gehoben und im Nachgang beschlossen, mehr miteinander zu machen. Dabei ist dann auch der neue BFF-Förderpreis heraus gekommen.
Welche Rolle spielen die unterschiedlichen Mitglieder-Kategorien im BFF?
Einer der wesentlichen Schritte, im Rahmen einer tiefgreifenden Satzungsänderung im Jahr 2013, war die Einführung des neuen Student- und Member-Status, um den bis 2012 stetig sinkenden Mitgliederzahlen zu begegnen. Der Tiefpunkt der Mitgliederzahl war mit knapp 430 Mitgliedern erreicht. Heute sind wir bei gut 530 Mitgliedern, seit 2014 konnten wir 193 neue Mitglieder aufnehmen. Die zur Zeit 44 Juniormitglieder stehen für das große Interesse an einer Begleitung und Beratung für Einsteiger in das fotografische Berufsleben.
Und wie bewährt sich der Member-Status als Alternative zur Professional-Mitgliedschaft?
Bei der Mitgliederversammlung im Februar in Düsseldorf haben wir grad auch in diesem Bereich korrigierende Satzungsänderungen vorgenommen. Bisher brauchte man zwei Bürgen, um Member zu werden und der Status war unbefristet. Immer wieder haderten wir mit der Frage, ob wir hier eine Mitgliedschaft „zweiter Klasse“ institutionalisiert hatten, statt im Sinne einer Solidargemeinschaft nur einen Status mit gleichen Voraussetzungen und Rechten für alle Mitglieder.
Die vor zwei Jahren vorstandsseitig postulierte Exzellenzinitiative zielte jedoch immer auf ein kollegiales Miteinander ab, den kompetenten Blick auf die Qualität des Einzelnen zu Gunsten aller. Der Member-Status dient daher zukünftig als Einstieg für bereits länger im Beruf tätige Fotografen, die nicht mehr als Junior aufgenommen werden können, sich aber genau wie diese um eine Professional-Mitgliedschaft bewerben sollten, nachdem sie den Verband intensiv drei Jahre erleben konnten. Wir sind ein Berufsverband von Fotografen, die sich untereinander und nach außen mit gleicher Wertschätzung begegnen, und diese auch klar in alle Richtungen kommunizieren.
Kurs-Korrektur
Auf seiner 43. Mitgliederversammlung wurden die Vorstände Darius Ramazani, J. Konrad Schmidt und Frank Stöckel bestätigt. Zusätzlich wurde als vierter Vorstand Klaus Mellenthin gewählt, um die Aufgaben im Hinblick auf das 50-jährige Bestehen des BFF 2019 bewältigen zu können. Ein inhaltlicher Schwerpunkt waren Korrekturen an der 2013 beschlossenen neuen Satzung: Am wichtigsten die Stärkung der BFF-Professionals als zentraler Status der möglichen Mitgliedschaft.
Bild ganz oben: Der BFF-Vorstand (v.l.n.r.): J. Konrad Schmidt, Frank Stöckel, Klaus Mellenthin, Darius Ramazani, Foto: © Tobias Habermann