Nachwuchsfotografen, die neu im Markt der Auftragsfotografie sind, sollten nicht nur an das nächste Fotoprojekt denken, sondern ihr gesamtes Business professionell aufstellen. Ob Umsatzplanung oder Preisgestaltung, auch wenn Sie „nur“ freiberuflich selbständig sind, ist eine planvolle Organisation des „Workflow“ oder des „Backoffice“ die Basis für ein erfolgreiches Unternehmen.
Einige Neueinsteiger in der Berufsfotografie haben nicht nur ein interessantes Portfolio, sondern glänzen auch mit hoher Motivation und Engagement für Kunden-Projekte. Das spiegelt sich nicht nur in ihren Arbeiten wieder, sondern auch im Umgang mit den Rahmenbedingungen, der Kommunikation und der Abwicklung. Leider gilt das nicht für alle. Manche Newcomer übernehmen einen Auftrag auch für „ein Bier“ oder ähnlich unprofessionelle Bedingungen. Besonders junge Fotografen sind oft noch nicht gut organisiert, haben wenig Struktur in den Arbeitsprozessen oder einen mangelhaften Versicherungsschutz. Das betrifft nicht nur Quereinsteiger, auch Studenten der Fotografie und ausgebildete Fotografen sind nicht immer gut informiert über professionelles Verhalten im Berufskontext. Böse Absicht ist das sicher nicht, es hat allerdings durchaus negative Auswirkungen auf die Berufsfotografie insgesamt. So werden zum Beispiel die Verhandlungspositionen bei den Themen Honorargestaltung und Nutzungsrechte auf Dauer deutlich schwieriger. Umso wichtiger ist es, dass insbesondere bei Neueinsteigern eine solide unternehmerische Basis geschaffen wird. Das geht von Honorarverständnis, Büroorganisation und Datensicherung bis hin zu notwendigen Versicherungspaketen. Für den Start in den Beruf sollten Nachwuchsfotografen folgende Punkte auf dem Zettel haben: VERSICHERUNGEN: Eine Berufshaftpflicht und Equipmentversicherung ist essentiell. Für Berufsfotografen besteht die Pflicht zur Mitgliedschaft in der Berufsgenossenschaft Druck und Papier, es sei denn, der Fotograf ist als Künstler anerkannt und wird von der Künstlersozialkasse (KSK) versichert. FORMULARE: Als Geschäftsgrundlage ist die Verwendung von Allgemeinen Geschäftsbedingungen für Bildautoren üblich. Über das richtige „Aufsetzen“ von Formularen, wie Rechnungen und Kostenvoranschlägen sollten sich Fotografen informieren. Das gilt auch für die Berücksichtigung der geltenden KSK-Abgabe in ihren Angeboten. RECHTLICHES: Umgang mit Vertragsvereinbarungen und Rahmenverträgen, juristischer Rat bei Bilderklau oder nicht zahlenden Kunden. BUSINESSPLAN: Monatliche Kosten und Ausgaben sollten erfasst und projektiert werden, um eine vernünftige Umsatzplanung und das eigene Honorar bestimmen zu können. Rücklagen für Unvorhergesehenes wie Krankheit, Urlaub oder wichtige Anschaffungen sind einzuplanen. HONORARBILDUNG: Je nach Auftragsmarkt sollte ein Tages- oder Stundenhonorar festgelegt werden, Verhandlungsspielräume mit Kunden zu Nutzungsrechtepauschalen oder Vereinbarungen sind auszuloten. STEUERBERATER: Fragen, wie „Welcher Mehrwertsteuersatz und welche Geschäftsform ist für mich richtig und ist es sinnvoll, als Kleinunternehmer auf die Mehrwertsteuerpflicht so lange wie möglich zu verzichten?“, sollten geklärt sein. OFFICE MANAGEMENT: Die Organisation der Buchhaltung, Kontakte und Kunden sollte am Besten in einer Verwaltungs-Software erfasst werden. AUFTRAGSFOTOGRAFIE: Dokumentation ist wichtig. Sollte z.B. ein Kunde ein besonderes Bild aus dem Portfolio nachstellen lassen für sein Produkt, ist es sehr hilfreich die Produktionsparameter, die zu dem Bildergebnis geführt haben (Licht, Tageszeit, Location, Blende, Looks, etc.), zu kennen. Professionelle Kunden erwarten eine entsprechende Qualität und Auflösung. NETZWERK & TEAM: Ein tragfähiges Netzwerk mit „Dienstleistern“, die für eine professionelle Fotoproduktion benötigt werden wie Stylist, Bildbearbeiter, Assistent, Kulissenbauer oder Drohnenpilot sollte aufgebaut werden.
Einige der aufgezählten Punkte werden von Berufsverbänden für Fotografen im Rahmen der Servicepakete, die eine Mitgliedschaft beinhaltet, angeboten oder abgedeckt. Für Nachwuchsfotografen ist es besonders sinnvoll, Teil eines professionellen Netzwerkes zu sein und von dem Austausch und dem Feedback der Kollegen zu profitieren. Und manchmal ergibt sich auch ein interessanter Assistenz-Job oder ein Auftrag durch Empfehlung.
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