Die Jury hat entschieden: Die DZ BANK Kunstsammlung vergibt zwei Arbeitsstipendien an Tatiana Lecomte und Sara-Lena Maierhofer.
Einvernehmlich hat sich die Jury für die Produktideen von Tatiana Lecomte und Sara-Lena Maierhofer entschieden, die unter 45 Bewerbungen am stärksten überzeugten. Alle zwei Jahre schlägt eine Jury Kandidatinnen und Kandidaten vor, die für das Projektstipendium f/12.2 der DZ BANK Kunstsammlung in Frage kommen. Sie werden eingeladen, sich mit Arbeitsproben und Projektideen zu bewerben, die im weitesten Sinne mit fotografischen Bildern zu tun haben. Mit dem Stipendium wird den auserwählten Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit geboten, ein Jahr lang intensiv an einem künstlerischen Projekt zu arbeiten.
Neben der monatlichen Projektförderung von 1.000 Euro für die Dauer von 12 Monaten werden ausgewählte Werke aus dem realisierten Projekt für den Bestand der DZ BANK Kunstsammlung angekauft. Die Arbeitsergebnisse der beiden Stipendiatinnen werden ab dem 2. November 2018 gemeinsam mit ausgewählten Werken von Ketuta Alexi-Meskhishvili, Gwenneth Boelens und Eiko Grimberg, die zu den ersten fünf Kandidaten zählten, im ART FOYER der DZ BANK Kunstsammlung gezeigt.
Tatiana Lecomte, 1971 in Bordeaux geboren, lebt und arbeitet in Wien. Sie setzte sich bereits in früheren Arbeiten mit vorgefundenen Fotografien auseinander, die historische Ereignisse und Orte dokumentieren, so u.a. in den Serien „Die El-Alamein-Stellung“ oder „Zement“. In dem Projekt, das sie während ihres Stipendiums durchführen wird, arbeitet sie mit einer historischen Quelle, dem sogenannten „Stroop-Bericht“. Jürgen Stroop, Befehlshaber der SS sowie verschiedener Polizei- und Wehrmachtseinheiten, protokollierte in diesem Bericht anhand von täglichen Aufzeichnungen und Bildmaterial die Auslöschung des Warschauer Ghettos. Lecomte will sich der Sprache und den Bildern dieses Dokuments nähern. So möchte sie beispielsweise die Amtssprache Stroops durch Abschrift einzelner Wörter in einer von Hitler1941 gegen die „jüdische“ (vormals als „urdeutsch“ geltende) Fraktur erlassenen „deutschen Normalschrift“ ad absurdum führen.
Sara-Lena Maierhofer 1982 in Freudenstadt/Schwarzwald geboren, lebt und arbeitet in Berlin und untersucht in ihrem Projektvorhaben den Umgang mit der kolonialen Vergangenheit Deutschlands, wie er sich in Völkerkundemuseen und ethnologischen Sammlungen niederschlägt. Der aktuelle Diskurs soll durch eine verkleinerte Wiedergabe der Museumsräume sichtbar gemacht werden, die von Fotografien der Artefakte und Darstellungen der Objektbiografien überblendet werden. Bereits in bestehenden Arbeiten wie den Serien „Dear Clark“ oder „The Great“ gelingt es Maierhofer, mit unterschiedlichsten künstlerischen und fotografischen Herangehensweisen virulente Themen zu visualisieren und dadurch beim Betrachter neue Gedankengänge wachzurufen.
Die diesjährige Jury setzte sich zusammen aus Stefanie Böttcher (Künstlerische Leitung / Kunsthalle Mainz), Florian Ebner (Kustos für Fotografie, Centre Pompidou, Paris), Dr. Astrid Ihle (Ausstellungskuratorin, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen), Dr. Christina Leber (Leiterin DZ BANK Kunstsammlung, Frankfurt am Main), Maren Lübbke-Tidow (Autorin, Kritikerin, Kuratorin, Berlin), Christoph Tannert (Geschäftsführer, Künstlerhaus Bethanien, Berlin) und Matthias Wagner K (Direktor, Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main).
Bild oben: Die Jury: v.l.n.r. Stefanie Böttcher, Dr. Astrid Ihle, Christoph Tannert, Matthias Wagner K, Dr. Christina Leber, Florian Ebner und Maren Lübbke-Tidow
Bild links: Tatiana Lecomte Bild rechts: Sara-Lena Maierhofer