Das Aushängeschild von Fotografen ist das eigene Portfolio. Es hilft dabei, neue Kunden zu gewinnen, indem es ausgesuchte Projekte und die spezielle Bildsprache des Fotografen zeigt. Vor Jahren ist das Print-Portfolio in eine Krise geraten, weil sich Vorlieben und Praxis der Kunden verändert haben, z.B. werden Fotografen-Mappen kaum noch zur internen Sichtung und Besprechung angefordert. Stattdessen werden kreativer Stil, Bildsprache und Referenzen eines Fotografen zunächst über die Website und andere digitale Kanäle untersucht und bewertet. Umso mehr kommt es darauf an, dass Fotografen nicht nur eine gut zusammengestellte Print- oder Digital-Mappe pflegen, in der sie ihre kreative und jobbezogene Leistung zeigen, sondern ihre Arbeit auch im Web-Portfolio fokussiert und stimmig präsentieren.
„Was soll in die Mappe, was zeige ich auf der Website und was mache ich eigentlich mit dem ganzen Rest?“ Es fällt Fotografen nicht leicht, die beste Auswahl und Zusammenstellung ihrer Bilder zu entscheiden. Sie sind oft zu nah dran an ihrer Arbeit und den Bildern, um wichtige strategische Überlegungen in die Zusammenstellung eines Print- oder Web-Portfolios einzubeziehen. Denn für ein erfolgreiches und anziehendes Portfolio sind nicht nur emotionale Faktoren relevant.
Wikipedia definiert das Portfolio als „künstlerischen Nachweis“ und als „Sammlung und Dokumentation von Lernerfahrungen“ sowie als „Reflexion des eigenen Stils“. Kurz, das Portfolio ist die visuelle Biografie des Fotografen. Ich möchte ergänzen, dass es auf jeden Fall nur Arbeiten zeigen sollte, die den aktuellen Stil des Fotografen und seine Haltung zeigen sowie eine Auseinandersetzung mit gegenwärtigen Trends im jeweiligen Genre. Es macht deutlich, womit sich der Fotograf kreativ auseinandersetzt und bildet die wichtigsten Arbeiten ab, an denen der Fotograf beteiligt war.
Was kann Ihr Portfolio für Sie tun? Die kreative Gestaltungshöhe Ihres Portfolios orientiert sich zuallererst daran, welche Ziele Sie verfolgen. Soll es Sie beispielsweise bei der Kundengewinnung von Werbeagenturen oder Magazinen unterstützen oder möchten Sie ein Portfolio für die Akquisition von Kunden im Business-Bereich und welche Art von Portfolio ist dafür das richtige? Ein schönes Print-Portfolio als Lederbuch und auf hochwertigem Papier gedruckt eignet sich besonders für die ersten beiden Kundengruppen, weil sie designaffin sind. Business Kunden hingegen wollen neben der Website oft kein Portfolio sehen, bzw. sind mit einer digitalen Präsentation auf dem Tablet zufrieden.
Wenn es an die Auswahl Ihrer Themen und Bilder für Ihre Business-Kunden geht, gelten andere Maßstäbe, als für Werbeagenturen. Vereinfacht gesagt, zählt die schöpferische Leistung hier eher weniger, vielmehr kommt es auf Expertise in Bezug auf passgenaue Auftragsarbeiten und gute Referenzen an. Dagegen erwarten Kreative in den Agenturen, dass das Fotografen-Portfolio eine erkennbare schöpferische Leistung neben den Auftragsarbeiten zeigt. (Und wie immer bestätigen Ausnahmen die Regel).
Wenn Sie Ihr Portfolio erneuern möchten, ob Print-, Digital- oder Web-Portfolio, machen Sie keine Unterschiede! Zeigen Sie in allen Präsentations-Medien weitgehend dieselben Serien. So schaffen Sie eine gute Wiedererkennung und stärken sich als Marke. Wählen Sie zunächst die Strecken aus, die Ihr Profil und Ihre Zielsetzung am besten repräsentieren. Beschränken Sie sich je nach Zielkunde, auf zwei bis maximal drei Genres, die aus Sicht der professionellen Auftragsfotografie vereinbar sind und sich nicht gegenseitig „stören“. Betonen Sie das Serielle anstatt einzelne Motive herauszulösen. Kunden beurteilen einen Fotografen auch nach seiner konzeptionellen Stärke, die in Serien erkennbar wird. Im Web-Portfolio können Sie dieselben Serien ausführlicher zeigen und Motive ergänzen. Achten Sie auf die Mischung zwischen freien Arbeiten und Referenzen. Der Start ins Portfolio sollte immer eine starke und aktuelle Strecke sein, die nicht zu kurz ist. Variieren Sie die Themenabfolge. Die Strecken, die aufeinander folgen, sollten keinen großen Kontrast bilden, so dass ein schöner „Blick-Fluss“ im Portfolio entsteht. Benutzen Sie im Web-Portfolio nur wenige Filter, bzw. Menü-begriffe, ergänzt mit einem schnell erreichbaren Bereich für Veröffentlichungen oder kommerzielle Arbeiten. Und: Eine Arbeit, hinter der Sie nicht stehen, hat nichts im Portfolio zu suchen. Weniger ist mehr!
Und wie sieht Ihr „Ein und alles“ aus?
Silke Güldner berät Fotografen und Kreative bei der richtigen Positionierung, einem erfolgreichen Auftritt und der digitalen Strategie.
www.silkegueldner.de