„Drohnen bieten ein großes Potenzial – privat wie gewerblich. Immer mehr Menschen nutzen sie.“ Das sagt Bundesminister Dobrindt, der Anfang des Jahres eine Drohnen-Verordnung erlassen hat. Wir wollten wissen, wie bisher die Erfahrungen mit diesem Regelwerk in der Praxis sind und wo sonst noch Herausforderungen der Fotografie „von oben“ liegen.
Wir baten Experten um ihre Meinung zu diesem brisanten Thema. Zwei Meinungen haben wir hier veröffentlicht. Weitere finden Sie in der aktuellen Ausgabe der ProfiFoto 07/08/2017 jetzt am Kiosk.
Das wollten wir wissen:
1 Was macht für Sie die Faszination der Drohnenfotografie aus? Ist es die Technik oder die Perspektive?
2 Die Drohnen-Fotografie ist unter Profifotografen längst verbreitet. Reicht es mit der Kamera in die Luft zu gehen? Wie wichtig ist die Bild-idee?
3 Die „Drohnenverordnung“ vom April 2017 formuliert neue Regularien: Stellen diese für gewerbliche Nutzer die versprochene Chance dar oder sind sie Innovationsbremse?
4 Ohne Einarbeitung in Recht und Technik geht es nicht: Wie groß ist der Bedarf? Lohnt die Einarbeitung und der beträchtliche finanzielle Aufwand?
Michael Hirschler, Referent für Bildjournalisten beim DJV djv.de/bild
Foto: © Wolfgang Bickelmann
1 Die anfängliche Faszination für die Technik verfliegt (im wahrsten Sinne des Wortes) recht schnell, anschließend handelt es sich um ein Arbeitsgerät wie andere auch. Spannend ist auf Dauer die Möglichkeit, Geschichten ganz anders zu erzählen. Und Kunden ganz neue Projekte anbieten zu können. Weniger faszinierend ist natürlich, wenn die Kunden den Aufwand beim Honorar nicht angemessen berücksichtigen möchten.
2 Zeit ist Geld und der gute Fotomoment rar und auch schnell verflogen. Also sollte ein klarer Ablaufplan für die Produktion vorhanden sein.
3 Die Drohnenverordnung ist aus Sicht einiger Fotografen hochproblematisch, weil einzelne Behörden jetzt offenbar überhaupt keine Genehmigungen mehr ausstellen wollen. Wenn auf 100 Meter Nähe zu einer Straße nicht mehr geflogen werden darf, wo gibt es denn in Deutschland interessante Orte, wo keine Straßen hinführen? Andere Behörden scheinen sich pragmatischer zu verhalten. Einige Fotografen klagen über die Praxisferne der Verordnung, andere schummeln sich ein wenig drum herum. Wegducken kann aber auf Dauer auch keine Lösung sein. Der DJV sammelt zur Zeit Stellungnahmen von Fotojournalisten, um daraus eine Position gegenüber der Politik und dem Ministerium zu erarbeiten.
4 Es gibt eine ganze Reihe an Dienstleistern, die jetzt entsprechende Schulungen anbieten. Der DJV wäre der letzte, der von einer Investition in eine Ausbildung abraten wird. Er appelliert an die Arbeitgeber sowie ständige Auftraggeber von Freien, die Kosten für die Ausbildung ihrer Mitarbeiter zu übernehmen. Ein Abnehmer von Drohnenfotos und -videos sollte sich solche Nebenkosten klar machen, wenn es um die Frage der Kalkulation der Kosten geht. Die traurige Realität ist allerdings, dass viele Freie diese Kosten nicht erstattet bekommen und daher auf „Learning by doing“ setzen müssen.
Heiner Müller-Elsner,
Fotograf, www.mueller-elsner.de
1 Einzig und allein die Perspektive. Die Drohnentechnik ist nur Mittel zum Zweck. Meine Fotostrecke im Stern „Marmor, Stein und Eisen spricht“ über deutsche Denkmäler wurde nur möglich durch den Einsatz einer Drohne. Nur so konnte ich Hermann oder dem Erzengel Michael ins Auge sehen, die filigrane Struktur des Kettenhemdes der Germania kennenlernen. Selbst wenn es möglich gewesen wäre, an allen Standorten Mobilkrane oder Gerüste aufzustellen, niemals wären diese Ansichten dabei herausgekommen, weil man eben auch während einer Produktion unvorhersehbare Perspektiven/Details und Lichtsituationen erkennt.
2 Das hat noch nie gereicht, einfach in die Luft zu gehen. Die Bildidee und deren Umsetzung ist alles was zählt. Kein Betrachter eines Bildes interessiert sich in erster Linie dafür, wie es (technisch) gemacht ist. Erst wenn ein Bild den Leser/Betrachter „fesselt“, kommt vielleicht die Frage nach dem „wie ist das entstanden?“. Wenn in der Bildunterschrift steht: „fotografiert mit einer Drohne!“ wird das Bild auch nicht besser.
3 Das ist ein heikles Thema. Es gibt viele Drohnenpiloten, die meinen, dass die neue Gesetzeslage ihre Existenz gefährde und überhaupt die freie Ausübung ihres Berufes. Ich meine, dass zum Beispiel Eigentümer/Nutzer von Grundstücken durchaus ein Recht darauf haben müssen zu entscheiden, was auf oder über ihrem Grundstück geschieht. Das betrifft sowohl die Abbildung eines Hauses/Grundstückes wie auch das Überfliegen eines fremden Grundstücks. Die sogenannte Panoramafreiheit (die von einigen in diesem Zusammenhang gern zitiert wird) erlaubt nämlich gerade nicht, etwas abzulichten was nicht von öffentlichen, frei zugänglichen Flächen aus ohne technische Hilfsmittel wie zum Beispiel einer Leiter oder einer Drohne zu sehen ist. Es ist aber sicher so, dass die Bedingungen insgesamt schwieriger werden (keine Überraschung, da ja auch die Drohnendichte explosionsartig zunimmt), und auch Berufspiloten machen Fehler bzw. deren Drohne kann technische Probleme bekommen. Man sollte nicht vergessen, dass diese Technik noch in den „Kinderschuhen“ steckt, und daher ist das Risiko, dass etwas passiert schlicht nicht von der Hand zu weisen.
4 Es gibt bereits eine Menge Anbieter in diesem Bereich und ein Einstieg ist sicher nicht ganz so einfach, wie noch vor ein paar Jahren. Aber, wenn man gute Ideen hat und auch technisch versiert ist, sollte ein Einstieg auch jetzt funktionieren. Die „goldenen“ Zeiten sind immer nur vorbei für diejenigen, die sich nicht richtig positionieren können/konnten und meinen, schon der Besitz einer Drohne mache einen schönen Sommer. Der finanzielle Aufwand ist gar nicht mehr so beträchtlich. Die Entwicklung geht rasend schnell voran und im Bereich der Hersteller gibt es unglaublich viele Anbieter. Das hilft natürlich, die Preise nicht in den Himmel wachsen zu lassen. Andererseits ist es auf Fotografen-/Pilotenseite so, dass mehr und mehr Anbieter in den Markt drängen und die Honorare für die meisten Anbieter sicher nicht steigen werden.
Lesen sie wietere Meldungen zum Thema in der ProfiFoto 07/08/2017 – jetzt am Kiosk