Instagram boomt derzeit, aber lohnt sich für Profifotografen im Hinblick auf ein Umsatzplus die Präsenz in diesem oder in anderen sSozialen Netzwerken wie Flickr, Snapchat, Facebook & Co.? Wie steht es um professionelle Online-Plattformen wie http://vor-ort-foto.de/? ProfiFoto hat Fotografen nach ihren Erfahrungen mit Social Media gefragt.
Das wollten wir wissen:
1. Soziale Netzwerke helfen dabei, die eigene Homepage bekannter zu machen. Was sollte der Fotoprofi dabei beachten?
2. Soziale Netzwerke, Foren- und Gruppeneinträge sind entweder kostenfrei oder mit nur geringen Gebühren verbunden. Ein wenig teurer ist das Hervorheben von Postings oder Werbung in sozialen Netzwerken beziehungsweise im Web. Bringt der erhöhte finanzielle Aufwand eine Umsatzsteigerung?
3. Dienstleister wie vor-ort-foto.de, fotograf.de, oder portraitbox.de bringen gegen Gebühr Fotografen und Kunden zusammen. Lohnt sich das für den Fotografen?
4. Wieviel sind Follower wert? Wieviele Klicks müssen es sein, damit sich Social Media lohnt? Warum sollte der Fotograf seine Bilder quasi umsonst im Internet hergeben?
Calvin Hollywood, Fotograf, Fotorainer und Dozent, calvinhollywood-fotografie.de
1 Die eigene Website ist das Zuhause. Daher kann ich allen Fotografen nur empfehlen via Social Media auch ständig auf das Zuhause hinzuweisen. Der Hinweis sollte einen Grund liefern. Was findet man auf der Website/dem Blog, was es auf der Social Media Plattform nicht gibt?
2 Social Media wird immer voller und um gesehen zu werden macht es Sinn, in Werbeanzeigen zu investieren. Allerdings empfehle ich das nur, wenn ausreichend Wissen darüber vorhanden ist. Ansonsten ist es in meinen Augen herausgeschmissenes Geld. Seine Seite für Likes zu bewerben empfehle ich nicht. Viel eher sollte man eine Werbeanzeige, die speziell auf die Zielgruppe abgestimmt ist, auf seine Homepage schalten.
3 Ich selbst nutze keinen dieser Dienste und kann daher keine Erfahrungen dazu beitragen. Sollte ein Dienst aber dabei helfen, seine Ziele zu erreichen, finde ich es angemessen, dafür auch etwas abzubekommen.
4 Es kommt immer darauf an, was man daraus macht und daher spielt die Anzahl der Follower für mich keine entscheidende Rolle. Wichtig ist, dass man sich an die Zielgruppe richtet. Viele Fotografen posten ihre Bilder in Gruppen voller Fotografen und wundern sich dann, wenn sie nicht gebucht werden. Ich empfehle auch eher die Homepage, um Bilder zu zeigen. Die Social Media würde ich stets nur auf die Website verlinken. Wichtig finde ich, stets zu zeigen, was man kann und macht und da ist Social Media einfach super.
Jörg Nicht, Auftragsfotograf Porträt, Produkt, Reportage und Dokumentation, www.joergnicht.com
1 Wenn ich andere Fotografen wegen Sozialer Netzwerke berate, frage ich sie, welche Geschichte sie erzählen und wen sie erreichen wollen. Der Hochzeitsfotograf, der seine besten Aufnahmen zeigen und lokale Kunden ansprechen möchte, ist bei Facebook richtig. Dort kann er auch punktgenaue Werbung schalten. Für den Fotografen, der Kunden aus der ganzen Welt mit emotionalen und komplexen Hochzeitsgeschichten begeistern möchte, ist Instagram eher geeignet. Generell gilt, dass ein Fotograf seine Präsentation in Sozialen Netzwerke genauso ernst nehmen sollte wie jede andere Präsentation auch. Soziale Netzwerke sind keine Resterampe für nicht genutzte Fotos. Wer in Soziale Netzwerke nicht hinreichend Zeit investieren kann oder will, sollte es auch nicht tun. Zu beachten ist auch, dass Fotos, die auf einem Smartphone-Bildschirm wirken sollen, in ihrer Komplexität reduziert sein sollten.
2 Soziale Netzwerke kosten Zeit, die womöglich fehlt, um Fotos zu machen, die wiederum verkauft werden können. Insofern ist Werbung nicht per se „teurer“. Zu bedenken ist sicherlich, dass Soziale Netzwerke die eigene Sichtbarkeit erhöhen und insofern auch geeignet sind, Umsätze zu steigern. Allerdings hat sich der Kampf um Aufmerksamkeit in eine problematische Richtung entwickelt, denn durchaus namhafte Fotografen tendieren mittlerweile dazu, sich Follower und Likes zu kaufen. Sie erwecken damit den Anschein, ihre Accounts und Fotos seien bedeutsamer, erfolgreicher, beliebter als andere. Ich denke, diese Verzerrungen werden über kurz oder lang auch zum Problem für Agenturen und Kunden, die solche Fotografen buchen.
3 Das hängt vermutlich vom Geschäftsmodell und vom Kundenkreis ab. Ich selbst habe damit bisher keine Erfahrungen gemacht.
4 Oft wird behauptet, man könne mit einem Instagram-Account, der mehr als 200.000 Follower hat, von den Produktplatzierungen leben. In Zeiten, in denen die Hemmschwelle sinkt, Follower und Likes zu kaufen, sind solche Zahlen freilich mit Vorsicht zu genießen. Letztlich suchen die meisten Kunden in Sozialen Netzwerken nach interessanten Fotografen. Wer noch über kein Netzwerk oder keinen Kundenstamm verfügt, der kann das Marketing über die eigene Homepage und Profile in Sozialen Netzwerken betreiben. Niemand verlangt, die besten Bildideen vor der Realisierung preiszugeben. Aber wenn eine Serie entstanden ist, die publiziert oder gar in einer Ausstellung gezeigt wird, sollte diese zumindest teilweise in sozialen Medien zu sehen sein, etwa als Making-of. Dass andere Fotografen eine Bildidee zu kopieren versuchen, lässt sich wohl nicht vermeiden. Das ist aber nicht erst ein Problem der Online-Medien.
Diese und weitere Antworten von Lars Poeck, Engin Citak, Peter Meulmann und Mario Jakob sind in ProfiFoto 5/17 zu finden.