Andreas Neumanns Leidenschaft ist die analoge Fotografie. Mit körnigen Schwarzweiß-Aufnahmen setzt er einen Gegenpol zur Perfektion digitaler Bilder.
Während Hightech-Kameras in Sekundenschnelle ein Bild nach dem anderen produzieren, bevorzugt Neumann die Langsamkeit der Lochkamera.
Mit seinen Werken „Orbita 13“ und „The Creation“ ist Andreas Neumann noch einen Schritt weitergegangen: Er setzt einzelne Lochkamerabilder zu Bewegtbild-Werken zusammen. Diese Schwarzweiß-Videos brechen mit modernen Sehgewohnheiten. Sie entführen den Betrachter in eine Welt ohne Zeit und Raum.
Die „Orbita 13“ und „The Creation“ des Mannheimer Fotografie- und Film-Künstlers scheinen die Grenzen der menschlichen Wahrnehmung zu überwinden. Denn die Fantasiewelten der Videos folgen anderen Gesetzen als die bekannte Realität: Die Menschen sind sprachlos, Gefühle werden in Gesten ausgedrückt. Durch die von Neumann entwickelte Aufnahmetechnik gibt es keinen klar begrenzten Raum. Die stummen Gestalten umgibt geheimnisvolles Dunkel. Jede Szene wird zweimal abgespielt. Die hypnotische Wirkung der Filme wird durch die Musik des österreichischen Musikers Ziggy Has Ardeur noch verstärkt.
Andreas Neumann arbeitet mit selbst erstellten Lochkameras. Für seine Filme hat er 100 Lochkameras im Kreis angeordnet. Im Inneren des Kreises werden die einzelnen Szenen der Geschichte arrangiert. Der Blitz, den Neumann über der Szene aufleuchten lässt, ist zugleich der Verschluss der Kameras. Die Schwierigkeit dabei: Bevor die Fotos entstehen, liegt die Szene komplett im Dunkeln. Bewegliche Objekte wie Seifenblasen, Tücher oder Blütenblätter, die im Raum schweben sollen, müssen ohne Sicht in die Szene geworfen werden. Auch der Schwarzweiß-Kleinbildfilm, den der Künstler verwendet, wird im Dunkeln eingelegt.
„Es ist ein handwerklicher Prozess, der zum großen Teil dem Zufall unterworfen ist“, erklärt Neumann. Bis das gewünschte Ergebnis erreicht ist, kann viel Zeit vergehen. Manche Aufnahmen müssen wiederholt werden. Dann wird der Film entwickelt und die 100 Einzelbilder werden zu einem Bewegtbild animiert.
The Creation – eine Liebesgeschichte in zehn Szenen
Während „Orbita 13“ einzelne Szenen ohne direkten Bezug aneinanderreiht, entwickelt Neumann in seinem zweiten Film „The Creation“ eine Story. In zehn Szenen wird eine Liebesgeschichte erzählt, die zugleich als Schöpfungsgeschichte interpretiert werden kann. Adam und Eva oder einfach ein Mann und eine Frau finden und verlieben sich. Und wie das so oft auch im wahren Leben ist: Im Laufe der Geschichte verlieren sie sich, um sich am Ende wiederzufinden – große Emotionen inklusive Happy-End. Requisiten des Films sind Komponenten aus dem Badezimmer: Waschbecken, Wanne, Schrank und Spiegel. Denn „The Creation“ ist eine Auftragsarbeit des Sanitärprodukteherstellers Geberit.
Wer erfahren möchte, wie aufwändig die Produktion von „The Creation“ war, kann sich unter www.the-creation.de ein Bild machen. Auf der Website sind sowohl das Kunstwerk als auch ein Making-of-Video zu sehen.
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