Giovanni Troilo wurde der 1. Platz der World Press Photo Kategorie „ContemporaryIssuesstory“ nachträglich wieder aberkannt, weil herausgekommen war, dass er gegen die Teilnahmebedingungen verstoßen hat; anders, als 22 Prozent aller Einreichungen allerdings nicht aufgrund offenkundiger Bildmanipulation, sondern weil Teile seiner Arbeit inszeniert waren.
Troilo hatte die Jury mit seinem Projekt ‘La Ville Noir – TheDarkHeart of Europe’ überzeugt, eine Story über die belgische Stadt Charleroi. Nach der Beschwerde des dortigen Bürgermeisters kamen immer mehr Ungereimtheiten zutage. So war eines der Bilder nicht wie vom Fotografen angegeben vor Ort, sondern in Brüssel entstanden – ein klarer Verstoß gegen die Teilnahmeregeln, der zur Disqualifizierung führte.
World Press Photo ManagingDirector Lars Boering: „Während die Integrität von Reportagefotografie einerseits durch digitale Bildbearbeitung gefährdet wird, ist es andererseits mangelnde Berufsethik, die sie auszuhöhlen droht.“ Erstmals waren in diesem Jahr nur Bilddaten zugelassen, die weitgehend unbearbeitet waren. Lars Boering: „Unsere Wettbewerbsbedingungen besagen eindeutig, dass Bilder unbearbeitet sein müssen. Die Jury war sehr verärgert als sie feststellen musste, wie sorglos viele Fotografen ihre Bilder trotzdem nachbearbeitet haben. Jede Hinzufügung oder Hinwegnahme von Bildinhalten führte automatisch zur Disqualifizierung. Einige Fotografen können offensichtlich der Versuchung nicht widerstehen, ihre Bilder durch Bildbearbeitung ästhetisch zu überhöhen, sei es durch intensive Retusche oder durch Looks, die die Bildaussage beeinflussen. Beides zerstört die Integrität eines Bildes als Dokumentarfoto, was bei einem Fünftel aller Einreichungen der Fall war.“
Wie der Fall Troilo zeigt, gehört die bewusste Inszenierung dokumentarischer Fotos in die selbe Kategorie. Die Stiftung World Press Photo will in den nächsten Monaten wesentliche Beiträge zur diesbezüglichen Diskussion unter Bildjournalisten beisteuern. Einstweilen hat das Fotofestival Visa pour l´Image in Perpignan angekündigt, erstmalig auf die Ausstellung der diesjährigen WPP Siegerarbeiten zu verzichten.