Vom 31. Mai – 16. Juni 2024 findet das 10. f/stop – Festival für Fotografie Leipzig – unter dem Motto „Flucht in die Öffentlichkeit“, kuratiert von Leon Hösl und Magdalena Stöger statt.
Als „Flucht in die Öffentlichkeit” beschreibt Gabriele Stötzer eine Strategie, mit der sie und andere unangepasste Künstler in der DDR versuchten, künstlerisch sichtbar und in gegenseitigem Austausch zu bleiben. Die Staatssicherheit der DDR sollte dazu gebracht werden, Veranstaltungen ebenso öffentlich zu unterbinden, wie sie angekündigt wurden, anstatt ihre Vorgehensweise der „Zersetzung“ im Verborgenen auszuüben. Bewusst ins Außen gehen, ein Publikum suchen, gesehen und gehört werden mit dem, wofür man kämpft – diese Haltung ist eine beispielhafte künstlerische Strategie mit Öffentlichkeiten umzugehen und sich trotz großer Risiken und Widerständen eine eigene Plattform zu schaffen. „Flucht in die Öffentlichkeit“ kann aber auch als eine Metapher auf die Fotografie verstanden werden: Fotografie erzeugt Sichtbarkeit, sie generiert Aufmerksamkeit, stellt Verbindungen her und lenkt den Blick. Sie ist ein mächtiges Instrument bei der Erzeugung von Öffentlichkeiten. Die 10. Ausgabe des f/stop widmet sich einem heiklen Unterfangen der Fotografie in dem sie fragt, wie politische Praxis und Haltungen, soziale Themen und historische Zusammenhänge überhaupt ins Bild gesetzt werden können, ohne dabei ihr Motiv zu korrumpieren oder in seiner Handlungsfähigkeit zu beeinträchtigen.
An insgesamt fünf Ausstellungsorten sowie an Straßen und Plätzen Leipzigs kann der Ausstellungsparcours besucht werden: in der Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst, in der GfZK – Galerie für Zeitgenössische Kunst, im Museum der bildenden Künste, im historischen Sächsischen Wartesaal im Leipziger Hauptbahnhof, in einem leerstehenden Ladengeschäft des Timonhauses im Zentrum der Stadt, sowie an Plakatflächen und im D21 Kunstraum in Leipzig-Lindenau. Mit dem Schwerpunkt auf das Zentrum der Stadt erinnert das Festival an seine Anfänge. Die ersten f/stop Ausgaben machten sich in den späten 2000er Jahren den großflächigen Leerstand der Stadtmitte zunutze und richteten die Festivalausstellung in Gebäuden ein, in denen sich heute Hotels befinden. Anhand der Geschichte des f/stop – Festival für Fotografie Leipzig und seinen verschiedenen Ausstellungsorten zeigt sich auch die Veränderung der Stadt innerhalb der letzten sechzehn Jahre.
Foto oben: ©Barbora Kleinhamplová, “Irresistible”, Filmstill, 2021