Die 26. Ausgabe der Paris Photo verzeichnete mit 65.000 Besuchern einen Zuwachs von sieben Prozent im Vergleich zu 2022 (61.000 Besucher), was ihre Schlüsselrolle auf dem Fotokunstmarkt bestätigt.
An der Paris Photo 2023 nahmen 191 Galerien und Verlage aus der ganzen Welt teil. Das Publikum im Grand Palais Éphémère aus Fachleuten, Sammlern und Liebhabern kam zu 40 Prozent aus dem Ausland. Die Zahl der Sammler und VIPs stieg nach Angaben des Veranstalters um zehn Prozent.
Damit bestätigt sich die Bedeutung der Messe auf internationaler Ebene. Die französische Kulturministerin Rima Abdul Malak berief während ihres Besuchs die Messeleiterin Florence Bourgeois und die französisch-amerikanische Fotografin Jane Evelyn Atwood zum Officier des Arts et des Lettres.
Eine Besonderheit der diesjährigen Ausgabe war ein neuer digitaler Bereich, in dem eine Auswahl von Galerien und Plattformen vorgestellt wurde, deren Künstler neue Technologien in ihrer Herangehensweise an die Fotografie nutzen. Der Sektor Curiosa bot den Besuchern erneut einen Einblick in die Dynamik der jungen internationalen Szene, wobei 17 Künstler zum ersten Mal auf der Paris Photo ausstellten.
„Für meine erste Ausgabe als künstlerische Leiterin von Paris Photo erschien es mir wichtig, die aktuellen Themen in den Mittelpunkt zu stellen. Ich wollte auch eine größere Vielfalt an fotografischen Praktiken vorstellen, um den Herausforderungen zu begegnen, die die Entwicklung des Bildes mit sich bringt. Das bedeutet unter anderem digitale Kunst, und es war wichtig, einen Bereich zu haben, der sich der Fotografie im digitalen Zeitalter widmet. Curiosa hat eine neue Generation von Künstlern zusammengebracht und wurde von unseren internationalen Besuchern sehr gut aufgenommen“, so Anna Planas von der Paris Photo.
Gute Verkäufe
Während der gesamten Messetage wurden einige sehr gute Verkäufe an private Sammler und europäische oder amerikanische Institutionen getätigt. Eine amerikanische Institution erwarb von der Galerie Julian Sander eine Serie von Grete Stern für 250.000 Euro.
Howard Greenberg verkaufte die Serie A Dialogue with Solitude von Dave Heath für 190.000 Euro. RX & SLAG erlöste für sieben Tafeln aus Pascal Converts monumentalem Panorama de la falaise de Bâmiyân je 22.000 Euro. Eine amerikanische Institution ist am Kauf der gesamten 22 Tafeln umfassenden Installation interessiert.
Die Galerie Gagosian veräußerte Werke von renommierten Fotografen wie Richard Avedon, Roe Ethridge und Sally Mann ebenso wie Arbeiten von Nan Goldin, die seit etwa einem Jahr von der Galerie vertreten wird, an amerikanische und europäische Institutionen.
Zu den Verkäufen historischer Fotografien gehörten Werke von Man Ray (Bruce Silverstein Gallery), eine Fotografie von Brancusi aus dem Jahr 1921 (für 80.000 Euro) und eine Fotografie von André Kertész aus dem Jahr 1928 mit dem Titel Sous-sol dans le Métro (verkauft für 90.000 Euro) von der Galerie Gilles Peyroulet.
Die Galerie Alexander Levy verkaufte die Fotoskulptur von Sinta Werner für 8.500 Euro. Die Galerie Bacqueville aus Lille, die zum ersten Mal an der Messe teilnahm, veräußerte großformatige Arbeiten des zeitgenössischen Fotografen David de Beyter für rund 9.000 Euro sowie zahlreiche Werke von Thomas Devaux.
Zwei Stände verkauften alle ihre Werke: die niederländische Galerie Tegenboschvanvreden fand Käufer für die Einzelausstellung von Paul Kooiker, und die Galerie Ruttkowski68 (Paris) für alle ausgestellten Werke von François Halard.
Die großen Namen der Fotografie übten in der Galerie Edwynn Houk eine große Anziehungskraft aus. Zu den Spitzenverkäufen gehörten ein Werk von Valérie Belin für 33.000 Euro und ein weiteres von Sally Mann für 32.000 Euro.
Die Galerien Binôme und Magnin-A präsentierten gemeinsam Being There, eine Serie von Omar Victor Diop & Lee Shulman; rund 60 Werke wurden für 4.800 bis 6.000 Euro verkauft.
Die italienische Galerie M77, die ebenfalls zum ersten Mal teilnahm, verkaufte mehrere Werke für 50.000 bis 60.000 Euro, darunter ein Unikat von Nino Migliori.
Die in Los Angeles ansässige Galerie Luisotti erzielte einige hervorragende Verkäufe, darunter Nine Bomb Craters von Mark Ruwedel, das für 45.000 Euro veräußert wurde.
Zahlreiche Institutionen zeigten Interesse an der Einzelausstellung von Juergen Teller (Galerie Suzanne Tarasiève), deren Fotografien für jeweils 6.500 Euro verkauft wurden. Die Galerie La Patinoire Royale Bach (Belgien) präsentierte eine Doppelausstellung von Melissa Shook und Ken Ohara und verkaufte Werke zwischen 4.000 und 100.000 Euro.
Curiosa
Der von Anna Planas kuratierte Curiosa-Sektor umfasste 16 Galerien aus neun Ländern, was einmal mehr die Dynamik der jungen internationalen Szene verdeutlicht. Seit 2015 unterstützt Paris Photo jedes Jahr junge internationale Galerien, um ihnen die Teilnahme an dieser wichtigen Veranstaltung zu ermöglichen.
Private Sammler und öffentliche Institutionen konnten die Arbeiten der 17 ausgewählten Nachwuchsfotografen entdecken, die auf der Messe präsentiert wurden.
Die Galerie Anne-Laure Buffard verkaufte sechs Werke aus der Serie Les Oubliés der französisch-vietnamesischen Künstlerin Nhu Xuan Hua zu Preisen zwischen 2.500 Euro und 8.000 Euro. Die Galerie In Situ verkaufte sechs Unikate von Constance Nouvel (Preisträgerin des Prix Ruinart) für 6.000 Euro an französische Sammler. Die Galerie C erzielte ebenfalls gute Ergebnisse und verkaufte acht Werke von Massao Mascaro für 2.800 Euro an deutsche, schweizerische und französische Sammler sowie an eine Schweizer Institution. Und die Galerie Fisheye meldete sich mit einem Paukenschlag zurück und verkaufte sechs Werke von Ilanit Illouz.
Elles x Paris
Das Programm Elles x Paris Photo, das in Zusammenarbeit mit dem französischen Kulturministerium ins Leben gerufen wurde und von Kering/Women In Motion unterstützt wird, hat dazu beigetragen, dass der Anteil der Künstlerinnen auf der Messe in sechs Jahren von 20 Prozent auf 36 Prozent gestiegen ist.
Die Gastkuratorin Fiona Rogers (Kuratorin der V&A Parasol Foundation für Frauen in der Fotografie) hat das diesjährige Programm auf die Arbeiten von 38 unter den Ausstellern ausgewählten Künstlerinnen ausgerichtet. Die Werke der ausgewählten Künstler waren ein Hit bei den Besuchern. Die südafrikanische Stevenson Gallery verkaufte Arbeiten von Frida Orupabo sowie sechs Werke von Mame-Diarra Niang.
Die Galerie Thomas Zander fand für die gesamte Serie von 18 Fotografien von Tarrah Krajnak eine amerikanische Institution als Abnehmer.
Die Yancey Richardson Gallery verkaufte vier Werke von Zanele Muholi für Preise zwischen 16.000 Euro und 25.000 Euro sowie weitere Werke von Mickalene Thomas und Carolyn Drake.
Die Galerie Stiegliez19 war mit den Arbeiten von Pixy Liao erfolgreich und verkaufte eine Reihe von Formaten zu Preisen zwischen 2.400 und 4.500 Euro.
Der von Nina Roehrs kuratierte, mit Spannung erwartete neue, digitale Sektor der Paris Photo präsentierte eine Auswahl von neun Galerien, die Künstler vorstellten, die digitale Elemente in ihre Arbeit einbeziehen. Die Avant Galerie Vossen verkaufte mehr als 20 Werke von Albertine Meunier und drei Werke des Künstlers U2p050, und die Galerie Nagel Draxler veräußerte ein Werk von Kevin Abosch für über 20.000 Euro. Der Bereich Digital soll bei der nächsten Ausgabe der Messe weiter ausgebaut werden.
VERLAGSSEKTOR
Die Ergebnisse des Verlagssektors, in dem 35 französische und internationale Fachverlage mit Ständen vertreten waren, die von Beginn der Messe an buchstäblich belagert wurden, zeigten sich ebenfalls äußerst positiv.
Parallel dazu fanden während der vier Messetage 403 Signierstunden statt, an denen die größten Namen der Fotografie teilnahmen – sehr zur Freude der Besucher, die mit signierten Büchern von Sophie Calle, Gregory Crewdson, Caroline Drake, Renato D’Agostin, Omar Victor Diop, Shadi Ghadirian, Vivian Galban, Bruce Gilden, Guido Guidi, Harry Gruyaert, Roberto Huarcaya, Paul Kooiker, Ray Mortenson, Kourtney Roy, Alex Webb, Annie Hsiao-Ching Wang, Yelena Yemchuk, Joan Fontcuberta, ORLAN und Steve McCurry nach Hause gehen konnten, um nur einige zu nennen.
ONLINE-VIEWING-ROOM
Der Online-Viewing-Room von Paris Photo war vom 8. bis 12. November geöffnet und ermöglichte einem breiten Publikum, eine Auswahl von 205 virtuellen Ständen zu entdecken. Mehr als 14.000 Internetnutzer (französische und internationale Besucher gleichermaßen) loggten sich während der fünf Tage ein, und die Galerien erhielten 240 direkte Anfragen. Der Online Viewing Room wurde von Walter’s Cube entwickelt.
AWARDS
Die PARIS PHOTO-APERTURE PHOTOBOOK AWARDS feierten auf der Messe ihr elfjähriges Bestehen mit der Bekanntgabe der Gewinner in den drei folgenden Kategorien:
– Bestes Fotobuch (10.000 $ Preis): Tender von Carla Williams (TBW, Oakland, CA)
– Fotobuch des Jahres: Vince Aletti: Die Schublade (SPBH, London)
– Fotografie-Katalog des Jahres: Das öffentliche Leben der Frauen, ein feministisches Erinnerungsprojekt, Diwas Raja Kc und NayanTara Gurung Kakshapati, Hrsg. (Nepal Picture Library / photo.circle, Kathmandu, Nepal)
Eine besondere Erwähnung der Juroren in der Kategorie Katalog erhielt Recaptioning Congo: Afrikanische Geschichten und koloniale Bilder, Sandrine Colard, Hrsg. (Lannoo Publishers, Tielt, Belgien, und Fotomuseum FOMU, Antwerpen, Belgien).
KÜNSTLERGESPRÄCHE
Zahlreiche Künstlergespräche, die auf Englisch und Französisch mit Simultanübersetzung präsentiert wurden, waren für die Besucher kostenlos und stehen online unter parisphoto.com zu Verfügung. Vier Tage lang tauschten sich mehr als 50 Persönlichkeiten aus der Kunstwelt über Themen wie neue Wege des Sammelns von Fotografie, Kunst im digitalen Zeitalter, die Bewegung für schwarze Fotografie in Großbritannien und Saul Leiter aus. Außerdem gab es Diskussionen über Gender, Ökologie und Aktivismus mit Gästen wie Deborah Willis, Tarrah Krajnak, Sunil Gupta und Wendy Ewald. Diskutiert wurde außerdem über die Verwendung des Buches in der künstlerischen Praxis.
FOTOGRAFIE IN PARIS
Die Besucher der Paris Photo hatten außerdem die Gelegenheit, die blühende Kulturszene und das reiche fotografische Erbe von Paris im Rahmen des Programms „À Paris Pendant Paris Photo“ zu entdecken, das während der Messewoche mehr als 50 Ausstellungen und Veranstaltungen umfasste. Dazu gehörten die Ausstellungen La Maison pour Tous. Une Photographie Sociale dans les Années 80 (im Musée des Arts Décoratifs), À toi de faire, ma mignonne, von Sophie Calle (im Musée Picasso), Corps à corps – Histoire(s) de la photographie (im Centre Pompidou), Noir & Blanc: une Esthétique de la Photographie (in der Bibliothèque Nationale de France) und Paz Errázuriz. Histoires Inachevées (im Maison de l’Amérique Latine).
Ansonsten
Anlässlich der 12-jährigen Partnerschaft mit der Paris Photo stellte die J.P. Morgan Private Bank „Global Visions, Local Voices“ aus, eine Auswahl berühmter und aktueller Fotografien aus der JPMorgan Chase Art Collection, die sich auf die geografische und kulturelle Vielfalt sowie auf Künstler der jungen Generation konzentriert.
Zur Feier der 21-jährigen Partnerschaft präsentierte BMW INSOLARE, ein Projekt der Künstlerin Eva Nielsen und der Kuratorin Marianne Derrien, Preisträgerin des BMW ART MAKERS Award. INSOLARE erforscht klimatische und geologische Phänomene mit Bildern, die Fotografie, Siebdruck und Malerei in einer transluzenten Unschärfe kombinieren.
Um junge Talente zu fördern, boten Paris Photo, die Stiftung Picto und SNCF Gares & Connexions vier Studenten europäischer Kunsthochschulen eine Einführung in den Kunstmarkt, indem sie ihre Portfolios auf der Messe ausstellen durften. Ihre Projekte werden bis zum 15. Dezember 2023 im Gare de Lyon in Paris zu sehen sein. Die Carte Blanche-Preisträger 2023 sind Aurélie Nydegger (HEAD – Haute École d’Art et de Design, Schweiz), Florian Gatzweiler & Sascha Levin (Ostkreuz, Berlin), Kairo Urovi (University of the Arts London, UK) und Raisan Hameed (Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig).
Paris Photo begrüßte außerdem erstmals OPPO als Partner, der eine Retrospektive von Werken seines Imagine IF-Fotoprojekts (eine globale Plattform, die Nutzer dazu ermutigt, die künstlerischen Möglichkeiten der Handyfotografie zu erkunden) und die Arbeiten der Preisträger der Imagine IF Photography Awards 2023 präsentierte.
Clifford Chance war zum zweiten Mal Partner von Paris Photo und setzte damit seine Unterstützung für kulturelle Projekte fort, die internationale Künstler und/oder Newcomer präsentieren.
Die MUUS Collection zeigte historische Drucke von Fred W. McDarrah, die die Anfänge der Schwulenrechtsbewegung in den 1970er Jahren in New York festhielten.
Das Maison Ruinart präsentierte Constance Nouvel, Preisträgerin der 5. Ausgabe des Maison Ruinart-Preises, deren Serie Mirées Orte zeigt, die für die französische Region Champagne charakteristisch sind.
Auf dem von SKWAT unter der künstlerischen Leitung von Satoshi Machiguchi gestalteten Stand präsentierte THE TOKYO TOILET eine ungewöhnliche Installation mit Toilettenpapierrollen aus recyceltem Papier, das mit Fotografien von Daido Moriyama bedruckt war.
Mit dem Publikumspreis Une Autre Empreinte setzte das Fotolabor Dahinden die Förderung des künstlerischen Schaffens und des Ökodesigns in der Kunstwelt fort und sensibilisierte mit dem Werk des Preisträgers von 2023, Alain Delorme, ein breites Publikum für Umweltfragen.
Im Rahmen einer Ausstellung zum Thema IИ.VISIBLES und der Bekanntgabe der Gewinner des Jury-Preises und des Téva-Publikumspreises war Paris Photo außerdem Partner des Estée Lauder Companies Pink Ribbon Photo Award zur Unterstützung der Kampagne zur Aufklärung über Brustkrebs.
Editions Louis Vuitton feierte die 26. Ausgabe von Paris Photo mit einem Buchladen, in dem die Kollektionen City Guide, Travel Book und Fashion Eye präsentiert wurden. Bei den Signierstunden wurden drei neue Titel von Stefanie Moshammer, Frank Horvat und Omar Victor Diop vorgestellt.
Taschen präsentierte eine fotografische Reise durch die Karriere von Arnold Schwarzenegger, Fotos von Rainer Schlegelmilch, die denkwürdige Momente in der Geschichte des Motorsports einfangen, ikonische Porträts von Annie Leibovitz und eine exklusive Vorschau auf Lynn Goldsmiths intime Fotografien von Bruce Springsteen.
Fazit
Die Paris Photo bietet ein einzigartiges Umfeld für Begegnungen und Diskussionen und ist eine wichtige Plattform für Fotokunst weltweit. Die nächste Ausgabe, die vom 7. bis 10. November 2024 stattfindet, wird mit mehr Platz und einem Programm mit vielen neuen Inhalten wieder im dann renovierten Grand Palais stattfinden.
Fotos: Petra und Thomas Gerwers