Im KHROMELAND präsentiert die PHOTOPIA Hamburg vom 21. bis 24. September auf einer 200 Quadratmeter großen Special Area das Thema Analogfotografie. Im Interview: KHROMELAND-Organisator Oliver Heinemann über Neuerungen auf der PHOTOPIA, das Thema Nachhaltigkeit in der Analog-Szene und das wachsende Interesse an Film und Entwicklung.
Das KHROMELAND@PHOTOPIA Hamburg wird organisiert von KHROME. Mit dem Projekt feiern Profifotograf Anatol Kotte und sein Partner Oliver Heinemann die analoge Fotografie, um sie für die nächste Generation zu bewahren. Im KHROME-Laden in der Hamburger Innenstadt gibt es passend zum seit einigen Jahren zu verzeichnenden Revival der analogen Fotografie überholte Analogkameras, Objektive, Filme und andere, fast schon vergessene Accessoires und Schätze aus dem vergangen geglaubten Zeitalter der Fotografie. KHROME ist jedoch kein klassisches Fotofachgeschäft. Zum Laden gehören ein Studio, ein Kamera-Leihservice und ein Labor, in dem Filme professionell entwickelt werden. Außerdem gibt es in dem Foto-Hotspot in der Kaiser-Wilhelm-Straße eine Workshop-Fläche und die Capitis Galerie.
Warum ist die Analogfotografie so beliebt?
Oliver Heinemann: Die analoge Fotografie bietet eine spannende Alternative zum digitalen Dauerzustand. Wer sich entscheidet, das Hobby Fotografie zu verfolgen, empfindet die analoge Fotografie trotz aller Arbeit und Fehler, die man machen kann, häufig als deutlich spannender. Bei der digitalen Fotografie verzeihen die Kameras einem zwar sehr viele Fehler. Aber dadurch verringert sich der Lerneffekt und somit auch das Erfolgserlebnis.
Das Thema Nachhaltigkeit ist heute wichtiger denn je. Welche Rolle spielt es in der Analog-Community?
Oliver Heinemann: In der Szene sind wir uns des Themas sehr bewusst. Leider gibt es für den meisten Abfall – die Filmpatronen und Filmdosen – noch keine Recyclingprogramme. Wir versuchen, Lösungen dafür auf lokaler Ebene zu finden, etwa indem wir alte Patronen zu Schlüsselanhängern verarbeiten, zum Selbstaufspulen verschenken oder die Plastikkanister an Kindergärten für Kunstprojekte geben. Wir würden uns aber zum Beispiel Rücknahmeprogramme von der Industrie wünschen.
Was hat sich dazu Neues aufgetan im Analogbereich?
Oliver Heinemann: Lomographie hat vor einigen Jahren „Einwegkameras“ herausgebracht, die man wieder befüllen kann. Das ist für Kunden definitiv ein Kaufargument, auch wenn sie teurer sind als „echte“ Einwegkameras. Filmhersteller wie Santacolor verzichten inzwischen komplett auf Plastikdosen und benutzen nur noch biologisch abbaubare Papierverpackungen.
KHROMELAND war bereits voriges Jahr auf der PHOTOPIA. Auf welche Neuerungen dürfen wir uns dieses Jahr freuen?
Oliver Heinemann: Das KHROMELAND gestalten wir wieder als Fläche für analoge Fotografie. Hier wird viel geboten sein. Unter anderem wird es eine Ausstellung geben, die eine Hommage an das Dia ist. Mit diversen Projektoren präsentieren wir Original-Dias, die von der Capitis Galerie in Hamburg kuratiert wurden. Außerdem werden Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit haben, sich mit einer der ältesten fotografischen Techniken porträtieren zu lassen: der Kollodium-Nassplatten-Fotografie. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es noch voller und verrückter wird als voriges Jahr.
Welche Gäste erwartet ihr im KHROMELAND?
Oliver Heinemann: Auf der Fläche haben wir viele spannende Aussteller wie den deutschen Filmhersteller Adox, die Filmmarke Ferrania aus Italien oder Silbersalz, die Hollywood-Filmmaterial für Fotografinnen und Fotografen zugänglich machen. Aus Österreich kommt der Labormaschinenhersteller Colenta ins KHROMELAND. Silvergrain Classics legt zusammen mit Jeff Bridges und dessen Frau die legendäre Widelux-Kamera wieder auf. Keks Camera aus Taiwan stellt einen neu entwickelten Belichtungsmesser und vielleicht sogar den Prototypen eines komplett neuen Produkts vor. Außerdem wird Valoi aus Finnland dabei sein, die den Trend des Filmdigitalisierens per DSLR-Kamera vorantreiben. Als eines der ältesten deutschen Unternehmen, die sich der analogen Fotografie verschrieben haben, präsentiert Jobo seine Entwicklungsmaschinen und Chemikalien zum Selbstentwickeln von Filmen. Und natürlich wird KHROME selbst mit allem, was man für die analoge Fotografie braucht, vor Ort sein und Kameras, Filme und jede Menge analogen Swag ausstellen.
Was sind die KHROMELAND-Highlights 2023?
Oliver Heinemann: Wir freuen uns auf Albert Watson, der als PHOTOPIA-Schirmherr – wie Rankin im vorigen Jahr – mit der 20×24 Polaroid fotografieren wird. Es ist ein einzigartiger Vorgang und ein Erlebnis, mit dieser von Meistern wie Andy Warhol genutzten, gigantischen Kamera zu fotografieren und den Entstehungsprozess des Bildes zu beobachten.
Die Atmosphäre im KHROMELAND wird dieses Jahr unter dem Motto „Coming Home“ zum Verweilen und zum Austausch einladen. In einem One-Hour-Lab kann man seine Filme direkt am Stand abgeben und bekommt in nur 60 Minuten die Bilder direkt aufs Smartphone. Bei uns sollen alle Interessierten einen Einstieg in die analoge Fotografie finden und Enthusiasten die neusten Trends kennenlernen. Man trifft auf Leute, die leidenschaftlich mit vielen Ideen und Innovationen dafür kämpfen, dass die analoge Fotografie erhalten bleibt und sich weiter entwickelt.
Apropos Einstieg: Wie lauten eure drei wertvollsten Tipps für die ersten Schritte in der Analogfotografie?
Oliver Heinemann: Erstens: Keine Angst vor dem Scheitern! Einfach machen und lernen! Zweitens: Kauft eure Kameras nur mit Garantie und lasst eure Filme in guten Laboren entwickeln. Drittens: Genießt es, Teil einer fantastischen Community zu sein, die sich gegenseitig weiterbringt und inspiriert. Nehmt an Workshops teil, macht Fotowalks und tauscht euch untereinander aus!
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