Die Photo Basel ist die erste internationale Kunstmesse der Schweiz, die der Fotografie gewidmet ist. Die 8. Ausgabe findet vom 13. bis 18. Juni 2023 statt, zeitgleich mit der Art Basel. Alessa Widmer, die künstlerische Leiterin der Photo Basel, zu ihrer Vision für die kommende Ausgabe der Messe:
Sie und das Team der Photo Basel bereiten derzeit die 8. Ausgabe der Messe im Juni vor. Wir haben gehört, dass Sie noch nie eine Ausgabe der Photo Basel verpasst haben? Was war Ihr erster Kontakt mit der Messe?
Alessa Widmer: Ja, das ist tatsächlich eine wahre Geschichte. Ich habe die erste Ausgabe der Messe vor acht Jahren (2015) besucht, als die Messe noch im Ackermannshof war – bevor sie ins Volkshaus umgezogen ist. Damals war ich noch in mein Studium involviert und es war ziemlich aufregend, die erste Schweizer Kunstmesse, die der Fotografie gewidmet war, während der Art Basel Woche zu sehen. Damals dachte ich noch nicht einmal daran, dass ich eines Tages für die Photo Basel arbeiten würde. Seitdem hat die Messe einen weiten Weg zurückgelegt, und ich freue mich, Teil dieser ständig wachsenden Familie von Kuratoren, Galeristen, Fotografen/Künstlern und Fotografiebegeisterten zu sein.
Wo sehen Sie die Photo Basel heute?
Alessa Widmer: Da eine Kunstmesse auf den global agierenden Kunstmarkt ausgerichtet ist, orientiert sie sich daran, wo aktuelle Interessen, Vorlieben und vielleicht sogar Trends zu finden sind. Durch diese Positionierung kann eine Kunstmesse diese bis zu einem gewissen Grad beeinflussen. Umso wichtiger ist es, dass sich eine Kunstmesse nicht nur an schnelllebigen Präferenzen orientiert, sondern sich auf Positionen fokussiert, die sich in einem langfristigen, nachhaltigen Prozess befinden – und ich sehe die Photo Basel in dieser Rolle. Die Messe bietet Sammlern und Besuchern die Möglichkeit, neue Talente zu entdecken, sich mit renommierten Künstlern auszutauschen, aber auch einen Blick auf die klassische Fotografie zu werfen. Für mich schlägt die Messe perfekt die Brücke zwischen den Generationen, zwischen Sammlern und Bewunderern, zwischen Experten und Amateuren.
Was ist Ihre Vision für die kommende Messe?
Alessa Widmer: Meine Vision für die Photo Basel 2023 ist es, das Netzwerk der Fotografie rund um die Messe zu vertiefen und zu erweitern und dessen Radius und Reichweite zu vergrößern: eine Plattform, eine Gemeinschaft während der Tage der Art Basel Woche aufzubauen, die tatsächlich über die sechs Tage der physischen Messe hinausgeht. Die Photo Basel ist ein integraler Bestandteil des Fotografie-Diskurses – nicht nur in der Schweiz, sondern auch im Ausland – der einmal im Jahr live geht und ansonsten als Enabler fungiert und Fotografie-Enthusiasten zusammenbringt.
Gibt es schon Highlights, auf die Sie sich freuen?
Alessa Widmer: Die Messe ist natürlich noch in der Entwicklung, aber es gibt schon ein oder zwei Highlights. Zum einen freue ich mich auf die verschiedenen Kooperationen mit Künstlern, Galeristen, Institutionen und Sponsoren – gemeinsam werden wir ein spannendes Programm für die kommende Messe auf die Beine stellen. Ein paar Vorgeschichten kann ich schon verraten: Wir freuen uns sehr, dass wir in Zusammenarbeit mit der WBB Galerie (Zürich) die Sonderausstellung „Pure Photography: 20th Century Floral Masterworks“ im Rahmen der kommenden Photo Basel ankündigen können. Zu sehen sind seltene alte und zeitgenössische Schwarz-Weiß-Fotografien von bedeutenden amerikanischen Fotografen des sogenannten „West Coast Movement“ um Ansel Adams, Edward Weston, Imogen Cunningham und anderen – legendäre Pioniere, die ab 1932 die moderne Kunstfotografie begründeten. Die gezeigten Werke stammen aus einer exklusiven Schweizer Privatsammlung. Darüber hinaus werden die Galerie Esther Woerdehoff und die Alex Kayser Foundation ein Spotlight auf den Schweizer (und Basler) Fotografen Alex Kayser (1949-2015) präsentieren. Ich freue mich sehr auf diese Ausstellung, die Kaysers einzigartiges Werk zum ersten Mal auf einer Kunstmesse zeigen wird. Interessanterweise ist mir das Werk von Alex Kayser nicht fremd, da ich 2019 meine Masterarbeit über sein Werk an der Universität Zürich geschrieben habe – es ist wunderbar, dass sich unsere Wege nun wieder kreuzen.
In den letzten Jahren haben die digitalen Interessen wie Online-Messen und Ausstellungen zugenommen. Wie beurteilen Sie diesen Wandel?
Alessa Widmer: Natürlich waren digitale Initiativen und Ausstellungen entscheidend für das Überleben der Pandemie und haben viele Möglichkeiten eröffnet: man ist nicht mehr an einen Ort gebunden, sondern kann unglaublich viel virtuell sehen und erleben. So wichtig dies in vielen Bereichen auch ist, muss ich doch zugeben, dass ich ein Mensch bin, der Kunst in der Realität sieht. Es gibt Dinge, wie einen wunderbaren alten Silbergelatineabzug von Angesicht zu Angesicht zu sehen, denen ein Bildschirm einfach nicht gerecht werden kann.