Das 53. Rencontres d ‚Arles 2022 machte seinem Namen alle Ehre: An der Eröffnungswoche nahmen Anfang Juli rund 18500 Fotografie-Liebhaber teil, davon 40 Prozent aus dem Ausland. Damit lagen die Besucherzahlen wieder auf dem Niveau von 2019, dem Jahr des 50-jährigen Jubiläums des weltweit renommierten Festivals.
Das offizielle Programm der 53. Rencontres d ‚Arles präsentiert 40 Ausstellungen, die von 20 Kuratoren aus Arbeiten von 165 Künstlern zusammengestellt wurden. Rund 66 öffentliche Veranstaltungen wie Podiumsdiskussionen, Führungen mit Künstlern und Kuratoren, Signierstunden und Portfolioreviews rundeten das Programm ab.
Zusätzlich umfasste das Off-Programm „Arles Exposition“ weitere 100 Ausstellungen, darunter erstmals die Popup Galerie „ProfiFoto(s)@Arles“ mit Arbeiten von 16 Fotografinnen und Fotografen, die in Kooperation mit dem Collectif du Herisson präsentiert wurden.
Fotografen und Besucher trafen sich in der ganzen Stadt bei abendlichen Projektionen, Ausstellungsrundgängen, Podiumsdiskussionen, Vorträgen und zahlreichen Vernissagen. In diesem Jahr spiegelte die Atmosphäre der verschiedenen Veranstaltungsorte die Vielfalt des Programms wider. Die Ausstellungen der Rencontres fanden wie gewohnt an historischen Orten und Wahrzeichen im Stadtzentrum, im Atelier de la Mécanique im Parc des Ateliers, im Monoprix, im Croisière und im Sommergarten statt. Die Kirche Saint Blaise war Schauplatz der Arbeiten von Susan Meiselas und Marta Gentilucci, die gemeinsam eine Video-Installation geschaffen haben.
Bei Einbruch der Dunkelheit wurden das antike Theater, die Uferpromenade der Rhône und stillgelegte Industriestandorte zu einzigartigen Kulissen für die Inszenierung von Bildern. So erklangen am Montag, dem 4. Juli, am Rhôneufer die Klänge des indischen Subkontinents und benachbarter Länder bei einem großen Fest mit Musik und Bildern. Die Kais wurden geschmückt, um die Partygäste an die Ufer des Ganges zu entführen. Am Mittwoch, dem 6. Juli, feierte der europäische Kultursender Arte sein 30-jähriges Bestehen mit der Vorführung zweier Dokumentarfilme im Croisière. Am Samstag, dem 9. Juli, kehrte die Nacht des Jahres, die unumgängliche Festveranstaltung der Eröffnungswoche, nach zweijähriger Pause in die ehemalige Papierfabrik Étienne zurück. Zahlreiche Festivalbesucher und Einwohner von Arles schlenderten die Promenade entlang, auf der mehr als 40 Fotoserien – darunter eine über die Ukraine – auf Großleinwänden oder als Teil von Installationen gezeigt wurden. Zu diesem Fest der Fotografie gehörten Performances, Konzerte, DJ-Sets, Food Trucks und Bars.
Zwei außergewöhnliche Abende fanden im antiken Theater statt. Geehrt wurde unter anderem Olivier Etcheverry, der 22 Jahre lang die Ausstellungen des Festivals gestaltet hat. Verliehen wurde der Women In Motion Photography Award 2022 an Babette Mangolte, sowie diverse weitere Preise wie der Luma Rencontres Dummy Book Award, der Prix de la Photo Madame Figaro-Arles, der Louis Roederer Discovery Award und Public Awards. James Barnor sprach über seine 40-jährige Karriere, die ihn von Ghana nach Großbritannien führte; Sally Mann, Gewinnerin des neunten Prix Pictet, sprach allein auf der Bühne über ihre Herangehensweise an die Landschaftsfotografie. Zum Abschluss des außergewöhnlichen Abends feierte ein Photo Slam die zeitgenössische ukrainische Fotografie. Tënk, eine Online-Plattform für Dokumentarfilme, und die Rencontres verwandelten außerdem den Cour Fanton in ein Open-Air-Kino mit sechs Dokumentarfilmen.
Auf Einladung der Rencontres d’Arles organisierte France PhotoBook die Arles Books Fair 2022. Rund 60 Verleger aus über 15 Ländern nahmen an der Veranstaltung teil, die auch Begegnungen mit Fotografen und Autoren ermöglichte.
Außerdem überreichten Kering und die Rencontres d’Arles den Women In Motion Award 2022 an die französisch-amerikanische Fotografin Babette Mangolte, die über ihren Werdegang, ihr Werk und die Rolle der Frau in ihrem Schaffen sprach. Der 2019 ins Leben gerufene Preis ist mit einem Preisgeld von 25.000 Euro für den Ankauf von Werken der Gewinnerin für die Sammlung der Rencontres d’Arles verbunden.
Der Louis Roederer Förderpreis präsentierte die zehn Arbeiten der Shortlist als Ausstellung, die von der Kuratorin Taous Dahmani und der Bühnenbildnerin Amanda Antunes gestaltet wurde. Preisträger ist Rahim Fortune für seine Arbeit „Ich kann es nicht ertragen, dich weinen zu sehen“. Eine besondere Erwähnung erhielt Olga Grotova für “Our grandmothers‘ gardens”. Der Publikumspreis ging an Mika Sperling für „Ich habe nichts Falsches getan“.
Den Luma Rencontres Dummy Book Award, und damit ein Preisgeld von 25.000 Euro, erhielt Maciejka Art für „Hoja Santa“. Der Prix de la Photo Madame Figaro-Arles für eine Fotografin, deren Werk auf dem Festival gezeigt wird, ging an Amina Kadous für Or Blanc (Weißes Gold), präsentiert in der Ausstellung If a tree falls in a forest.
Christoph Wiesner, künstlerischer Direktor der Rencontres d’Arles: „Wir wollten, dass das Programm die Vielfalt und Durchlässigkeit der Ansätze und Ansichten zeigt und ein Gleichgewicht zwischen historischer, zeitgenössischer und neuer Fotografie sowie visuellen, experimentellen und dokumentarischen Praktiken herstellt. Der Publikumserfolg ist in erster Linie der von Künstlern, deren Sensibilität und Engagement es uns ermöglichen, die Welt anders zu empfinden und zu sehen“.
https://www.rencontres-arles.com/en