Am 4. Juli sollen trotz der andauernden Corona Pandemie die Rencontres de la Photographie im südfranzösichen Arles eröffnet werden. Neuer Direktor des weltweit renommierten Fotofestivals ist der deutschstämmige Christoph Wiesner, der jetzt sein Programm vorgestellt hat.
Das letztjährige Festivals war von Sam Stourdzé rund um das Thema „Widerstand“ entwickelt worden, musste Corona-bedingt jedoch erstmals in der über 50-jährigen Geschichte ausfallen. Christoph Wiesner hat das Programm für 2021 darauf aufgebaut und versucht, es weiter zu entwickeln, „mit Variationen und Echos, Ergänzungen und Ableitungen, die es ermöglichen, den Puls der Welt zu messen“, so der Kurator. „Wenn der Himmel noch nicht klar ist, wenn das Licht in diesem Sommer noch trübe ist, so sendet die Fotografie doch weiterhin Lichtsignale aus und eröffnet Räume für neue Methoden des Widerstands“, so Wiesner.
Sein Festival-Titel „Sommer der Glühwürmchen“ leitet er von Georges Didi-Hubermans Buch „Survival of the Fireflies“ ab: „Wir müssen im kleinsten Glühwürmchen einen Widerstand erkennen, ein Licht für alle Gedanken.“ Christoph Wiesner: „Arles im Hochsommer wird wie eine Konstellation von Glühwürmchen sein, bestehend aus tausend Lichtern, die die Vielfalt der Sichtweisen und die Vielstimmigkeit der Geschichten beleuchten und das Überleben der Hoffnung und die Bewusstseinsbildung mittels des Bildes symbolisieren.“
Die in diesem Jahr für das Festival ausgewählten Orte bieten einmal mehr eine ebenso vielfältige Kulisse wie Atmosphäre, die der Vielfalt des Programms entspricht. Sie finden traditionell an historischen Stätten in der Innenstadt, im Atelier de la Mécanique im Parc des Ateliers, bei Monoprix und Croisière sowie in mehreren Stadtgärten statt.
In der Église Frères Prêcheurs im Zentrum von Arles residiert Emergences in diesem Jahr mit dem Louis Roederer Discovery Award in einem neuen Format. Jedes Jahr soll ein neuer Kurator seine Vision von Trends in der jungen zeitgenössischen Fotografie zum Ausdruck bringen. Das Jahr 2021 wurde Sonia Voss anvertraut, die ein neues Gestaltungskonzept umsetzt, das die Projekte in einen Dialog miteinander bringen soll.
Ein Spaziergang durch das modernistische Gebäude, das Monoprix beherbergt, führt in ein Universum, in dem Identität und Fluidität zusammenkommen. SMITHs Desideration ist eine multisensorische Erkundung an der Kreuzung verschiedener Praktiken, in der Fotografie, Erzählung, Fiktion und Form eins werden; es ist eine Reise in einen poetischen Kosmos, der jedem von uns die essentielle Frage nach unserer Existenz jenseits von Geschlecht und Grenzen stellt.
Christoph Wiesner: „Während die Pandemie uns dazu bringt, die Grenzen der Menschlichkeit zu hinterfragen, führt uns Rethink Everything in eine lateinamerikanische Szene mit einer feministischen Praxis ein, die sowohl den Körper als auch die Gesellschaft in all ihren Aspekten untersucht.“ Die Frage der Repräsentation wird auch mit der Ausstellung The New Black Vanguard angesprochen, die den schwarzen Körper in all seiner Vielfalt feiert und dabei die Disziplinen Kunst, Mode und Kultur durchläuft.
Diese vielfältigen Sichtweisen auf die Welt finden ein Echo in Pieter Hugos Ausstellung Being Present. Ein Fokus auf das Porträt führt an viele Orte der Erde und fordert dazu auf, die Perspektive des Anderen einzunehmen. Und die Hinwendung zum Anderen, zu fernen Horizonten, ist es auch, was die Sektion Atlas bietet. Gezeigt werden Perspektiven aus Südafrika, aber auch aus dem Sudan und Chile, die quer über den Globus führen.
Bei den Rencontres geht es letztlich aber immer auch darum, die Geschichte des Mediums Fotografie und seiner Akteure zu beleuchten. So bringt die Öffnung der Archive von Charlotte Perriand zum Ausdruck, wie Fotografie und Fotomontage in ihrem Schaffensprozess eine entscheidende Rolle spielten, sowohl in ihrer ästhetischen Entwicklung als auch in ihrem politischen Engagement in den 1930er Jahren. Das Werk von Sabine Weiss, die in diesem Jahr 97 Jahre alt wird, ist in der Chapelle des Jésuites des Museon Arlaten zu sehen, einem brandneuen Veranstaltungsort für die Rencontres.
Dies sind nur die ersten Lichtblicke, die das Festival in diesem Sommer bietet. Christoph Wiesner: „Die Dringlichkeit der Gegenwart verlangt ein Engagement – ein Engagement der Rencontres d’Arles für die Fotografen, Künstler, Kuratoren, Partner und Institutionen, mit denen das Festival seit so vielen Jahren so eng verbunden ist.“
https://www.rencontres-arles.com/en