Sie ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten der internationalen Mode-Szene und in den Fashion-Metropolen der Welt zu Hause: Ellen von Unwerth. Für die Premiere der PHOTOPIA Hamburg vom 23. bis zum 26. September hat die renommierte Fotografin, die im Allgäu aufgewachsen ist, jetzt die Schirmherrschaft übernommen.
Ellen von Unwerth war früher selbst ein Top-Model, bevor sie den Laufsteg gegen die Kamera eintauschte. Sie veröffentlichte ihre Werke in berühmten Magazinen wie Vogue und Vanity Fair, hatte Stars wie Madonna, Kate Moss und Kim Kardashian vor der Linse und entdeckte unter anderem die damals 17-jährige Claudia Schiffer. Aktuell ist sie in der 16. Staffel der Sendung „Germany´s Next Topmodel“ von Heidi Klum als Gastjurorin zu sehen. Das unterstreicht, wie vielseitig ihre Talente sind. Ellen von Unwerth gibt auch ein eigenes Modemagazin heraus, führte Regie in Musikvideos und kann auf zahlreiche Ausstellungen in aller Welt zurückblicken. Zuletzt präsentierte sie ihre Fotografien 2019 in Stockholm, 2020 in New York und in diesem Jahr in Tallin. 2002 waren Werke von ihr auch in den Deichtorhallen in Hamburg zu sehen.
Das neue, urbane Festival rund um das Trendthema Imaging läuft parallel zum Reeperbahn Festival auf dem Hamburger Messegelände und in verschiedenen Orten der Hansestadt. Auf dem „PHOTOPIA Summit“ treffen Newcomer auf Global Player und werfen gemeinsam einen Blick in die Zukunft einer Branche, die Millionen User auf der ganzen Welt begeistert. Unter dem Online Label „PHOTOPIA 365“ verbindet die PHOTOPIA Hamburg die aktive Foto-Community darüber hinaus das ganze Jahr.
Für Bernd Aufderheide, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hamburg Messe und Congress GmbH, ist die bekannte Mode-Fotografin die ideale Besetzung: „Wir sind sehr stolz und können uns für die Premiere niemand besseren als Schirmherrin vorstellen als Ellen von Unwerth. Sie ist eine beeindruckende Persönlichkeit, die mit ihren Werken immer wieder neue Impulse setzt und viele Menschen inspiriert. Ihr kreatives Wesen wird der PHOTOPIA Hamburg zusätzlichen Schwung verleihen.“
Im Interview erzählt Schirmfrau Ellen von Unwerth, warum sie sich für das Festival PHOTOPIA Hamburg engagiert, spricht über die Bedeutung sozialer Netzwerke für ihre Arbeit und über ihre Liebe zu Afrika. Außerdem verrät die Mode-Fotografin, die in Frankfurt geboren ist und heute in Paris und New York lebt, was sie immer wieder aufs Neue antreibt.
Ellen von Unwerth, Sie haben die Schirmherrschaft der PHOTOPIA Hamburg übernommen. Was reizt Sie an der Veranstaltung?
Von Unwerth: Zunächst einmal habe ich mich durch die Anfrage sehr geehrt gefühlt. Fotografie ist ein wichtiger Teil meines Lebens und ich finde es großartig, dass dieses neue Festival in Hamburg stattfindet. Da brauchte ich also nicht lange zu überlegen und habe dem Kurator Christian Popkes gleich zugesagt. Die Stadt hat so viele tolle Locations und bietet hervorragende Möglichkeiten, um die Fotografie aus den Galerien heraus auf die Straße zu holen und sie einem breiteren Publikum präsentieren zu können. Das wird sicher spannend.
Die PHOTOPIA Hamburg ist ein Festival. Damit kennen Sie sich ja bestens aus. Worauf freuen Sie sich ganz besonders?
Von Unwerth: Ich hoffe, dass es bunt, laut und spektakulär wird. Es gibt viele gute Ideen rund um die Fotografie wie zum Beispiel Fotocontainer, die in der ganzen Stadt verteilt werden, mit überlebensgroßen Aufnahmen von tollen Fotografen. Darauf und auf die Begegnungen mit vielen interessanten Menschen freue ich mich schon sehr. Super finde ich auch immer die Verbindung von Fotografie und Musik – dazu passt das parallel laufende Reeperbahn Festival natürlich ganz ausgezeichnet. Außerdem hoffe ich, dass einige Ausstellungen sich meinem Lieblingsthema in der Fotografie widmen, den Frauen.
Auf welchem Festival waren Sie zuletzt?
Von Unwerth: Als das noch ohne weiteres möglich war, habe ich unter anderem Fotofestivals in Paris und Miami besucht. Ich kann mich auch noch gut an den Oberstdorfer Fotogipfel 2017 erinnern. Da hatte ich eine Ausstellung auf dem Nebelhorn und wir mussten meine Fotos im Schneegestöber mit einem Hubschrauber auf den Berg transportieren. Eins ist dabei sogar weggeweht. Die Ausstellung war noch aus einem persönlichen Grund besonders für mich, weil ich in Oberstdorf seinerzeit mein Abitur gemacht habe.
Das Motto der PHOTOPIA Hamburg lautet #shareyourvision. Haben Sie eine Vision, der Sie folgen?
Von Unwerth: Ich bin ja eher zufällig zur Fotografie gekommen, weil mir ein Freund bei einem Shooting in Kenia einfach seine Kamera in die Hand gedrückt hat. Ich habe dann gleich ein paar meiner Model-Freundinnen fotografiert. Diese spontanen Schnappschüsse haben uns allen großen Spaß gemacht. Gerade das Unmittelbare, die Bewegung und die dadurch entstehenden Unschärfen faszinieren mich bis heute.
Natürlich habe ich im Laufe der Jahre vieles dazugelernt, neue Techniken ausprobiert und meinen eigenen Stil gefunden, indem in meinen Fotografien immer auch ein wenig Frivolität, Sexualität und eine große Portion Humor mitschwingen. Der Antrieb aber ist eigentlich immer noch derselbe wie damals: Ich möchte mit meinen Fotos ein Stückchen Leben ergreifen und festhalten.
Die PHOTOPIA Hamburg spricht ganz gezielt auch die junge Smartphone-Generation an. Was fotografieren Sie mit Ihrem Handy und was gehört unbedingt vor die Kamera?
Von Unwerth: Das Smartphone nutze ich relativ häufig, gerade in Alltagssituationen. Das ist fast so wie ein Tagebuch für mich. Die Handykameras sind ja mittlerweile technisch sehr ausgereift und ich hatte sogar schon mal ein Foto von meinem Smartphone in einer meiner Ausstellung präsentiert.
Für professionelle Fotos verwende ich natürlich eine richtige Kamera. Da ist ja dann auch immer mein Team mit dabei. Die Beleuchtung muss stimmen, der Hintergrund, die ganze Inszenierung. Ich fotografiere übrigens sowohl digital als auch herkömmlich mit analogem Film. Picasso hat ja auch nicht nur mit dem Pinsel gemalt, sondern auch mal Kreide oder einen Bleistift benutzt.
Sie sind in den sozialen Netzwerken sehr aktiv und haben auf Instagram mehr als 500.000 Follower. Welche Rolle spielt Social Media für Sie als Fotografin?
Von Unwerth: Für mich ist Instagram eine angenehme und unkomplizierte Art der Kommunikation, mit der ich viele Menschen erreichen kann. Gerade vor dem Hintergrund, dass auch die Printmedien unter der Corona-Pandemie leiden, ist das für mich von großer Bedeutung. Ich habe ja auch selbst ein Magazin herausgegeben und werde da – wie viele andere Herausgeber auch – aktuell von dem Virus ausgebremst. Instagram gibt mir eine Stimme und ermöglicht es mir, Themen anzusprechen, die mir wichtig sind, und Menschen vorzustellen, die ich toll finde.
Aktuell ist die App Clubhouse in aller Munde. Was halten Sie davon?
Von Unwerth: Dazu habe ich ehrlich gesagt keine große Lust. Ich twittere auch nicht, weil ich den Eindruck habe, dass mich das zu viel Zeit kostet. Die verbringe ich lieber mit Arbeiten, meiner Familie oder Freunden.
Wer oder was inspiriert Sie?
Von Unwerth: Das sind in erster Linie die Menschen, vor allem Künstler wie Artisten, Musiker oder Schauspieler. Modedesigner gehören auch dazu. Viele von ihnen stellen jedes Jahr ihre neuen Kollektionen vor und transportieren damit auch häufig politische Botschaften. Das alles ist aktuell angesichts von Corona natürlich sehr schwierig. Die Kunst leidet sehr unter der Pandemie. Persönliche Begegnungen sind kaum noch möglich, was natürlich gerade für mich als Fotografin schade ist, weil es viel weniger Shootings gibt.
Doch das alles hat auch etwas Gutes: Ich habe jetzt mehr Zeit, kann endlich mal ältere Fotos bearbeiten und ich arbeite an einem Buch. Es wird eine Retrospektive der 90-er Jahre, der Zeit der Supermodels wie Nadja Auermann und Claudia Schiffer. Außerdem war ich auf Einladung von Heidi Klum Mitglied der Jury von „Germany´s Next Topmodel“. Da war ich schon ein wenig aufgeregt, mal wieder vor der Kamera zu sitzen, aber es war auch eine tolle Erfahrung, mit Heidi zu arbeiten.
Gibt es etwas, was Sie noch nie fotografiert haben, aber unbedingt noch fotografieren wollen?
Von Unwerth: Ich würde sehr gern noch einmal nach Afrika reisen. Ich liebe Afrika und habe dort ja quasi auch meine Karriere als Fotografin begonnen. Darum wäre es ein Traum für mich, einige Zeit in einem afrikanischen Dorf zu verbringen, den Alltag der Menschen mitzuerleben und eine Fotoreportage zu machen. Es gäbe da natürlich auch noch den Mars. Das wäre dann die nächste Location.
Foto: Autoportrait by Ellen von Unwerth