Aufgrund der Corona-Pandemie konnten die Ausstellungen der RAW Phototriennale nicht wie geplant Mitte März eröffnet werden und sind erst seit kurzem für Besucherinnen und Besucher zugänglich. Gemeinsam mit den Worpsweder Museen haben sich die RAW-Macher deshalb für eine Verlängerung bis zum 1. November 2020 entschieden.
Vier individuell für die jeweiligen Museen zusammengestellte Ausstellungen nehmen jeweils ein Schwerpunktthema in den Fokus und verbinden sich auf eine besondere Art mit den inhaltlichen Ausrichtungen der jeweiligen Museen.
Die Ausstellung »Fokus Heimat« im Barkenhoff schlägt mit den drei gezeigten Positionen eine lebendige Brücke zwischen dem Gestern und dem Heute. Der Fotograf Martin Rosswog dokumentiert die Lebenswelten rumänischer Roma, Lia Darjes zeigt osteuropäische Markstände im Stil altmeisterlicher Stillleben, und Marvin Systermans fotografiert das Aufeinandertreffen von Tradition und Moderne in der deutschen Provinz.
»Fokus Landschaft« in der Großen Kunstschau zeigt die großformatigen Arbeiten von Claudius Schulze, der städtische Biotope in röntgenbildartiger Genauigkeit abbildet, die von Henrik Spohler abgebildete beunruhigende Ästhetik industrieller Nahrungsprodukti- on und die verspielt-versponnenen unmöglichen Modellarchitekturen von Frank Kunert. In der Ausstellung »Fokus Mensch« im Haus im Schluh stehen die wilden Berliner Nachtgestalten des Fotografen Eckhard Joite neben den feinfühligen Portraits alter Menschen aus Ost-Berlin von Ludwig Rauch. Dazu kommen die Bremer Familienaufnahmen von Cosima Hanebeck und als spektakulärer Höhepunkt die Werkreihe des
jüdisch-kanadischen Fotografen Raphael Goldchain, der Selbstportraits in der Maske seiner Vorfahren zu einer eindrucksvollen Ahnengalerie montiert.
»Fokus Zeitenwende« in der Worpsweder Kunsthalle beschäftigt sich mit dem foto- grafischen Erbe der DDR und kombiniert die Nachwendebeobachtungen von Klaus Dierßen und Ditmar Schädel mit Bildern vom Abzug der Roten Armee von Monika Schulz-Fieguth. Dazu kommen die Blicke von Norman Hoppenheit auf das Plattenbauviertel seiner Kindheit und die Aufnahmen von Ivanka Penjak von Orten der ehemaligen Staatssicherheit der DDR. Den Hauptteil der Ausstellung bilden Fotografien zum Alltag in der DDR aus der Sammlung Gabriele König, einer der bedeutendsten Privatsammlungen zur Fotografie des »anderen Deutschland«.
Auch die Ausstellung »Fokus Nachwuchs« mit Preisträgern und Nominierten des Otto-Steinert-Preises in der Galerie Altes Rathaus geht in die Verlängerung und ist noch bis zum 12. Juli 2020 zu sehen. Sie wird ab dem 18. Juli durch die ursprünglich für die Galerie im Village geplante Ausstellung »Fokus Nordwest« abgelöst, die fotografische Positionen aus Bremen und Niedersachsen vorstellt und bis zum 18.August 2020 läuft. Und auch in der Open-Air-Ausstellung auf der Marcusheide ist Bewegung. Auf »Fokus Stadtraum«, einer Schau mit Bildern zu Stadträumen und Urbanität, folgt ab dem 12. Juni 2020 das Projekt »Trachtwerk« der Studiengänge Modedesign und Fotojournalismus und Dokumentarfotografie an der Hochschule Hannover mit modernen Interpretationen traditioneller hessischer Trachten.
Weiterhin abrufbar sind die Filmbeiträge von RAW-FREI-HAUS. Bedingt durch die Corona-Krise hatten sich die Macher kurzerhand entschlossen, das Festival in den virtuellen Raum zu transferieren und mit Ausstellungsrundgängen, Künstlergesprächen und Portraits von Werkreihen für das Publikum zugänglich zu machen. Daraus entstan- den bis heute 35 Filmbeiträge, die nun die inzwischen eröffneten Ausstellungen illust- rieren und ergänzen und sich hervorragend eignen, den Ausstellungsbesuch vor- oder nachzubereiten.