RAW – das ist nicht nur das Dateiformat einer Fotografie, in dem die Rohdaten einer digitalen Aufnahme abgespeichert werden. RAW ist auch ein Fotofestival, das
in der Künstlerkolonie Worpswede im März seine dritte Auflage erlebt.
In Zukunft soll das RAW Festival als Triennale alle drei Jahre stattfinden. Hinter RAW stehen die beiden Fotografen Rüdiger Lubricht und Jürgen Strasser und ein engagiertes Projektteam aus Fotografie-Enthusiasten, die daran arbeiten, ein professionelles und inhaltlich ambitioniertes Festival mit einem eigenen Profil entwickeln.
Das aktuelle Motto Changing Realities nimmt Fragen unserer Zeit unter die Lupe. In diesem Jahr bespielt RAW erstmals alle vier Häuser des Worps- weder Museumsverbundes. Im Barkenhoff, der Großen Kunstschau, dem Haus im Schluh und der Worpsweder Kunsthalle sind die Werke bekannter, teilweise internationaler Fotografen zu sehen. Alle vier musealen Ausstellungen orientieren sich an den Profilen des jeweiligen Hauses und setzen die Werke der ausgestellten Fotografen in Beziehung zu den Sammlungen. Jede Ausstellung nimmt ein spezielles Themenfeld und zugleich ein Genre in den Fokus und verknüpft die Inhalte mit aktuellen gesellschaftlichen und politischen Fragen: Fragen der Ökologie und Nachhaltigkeit werden dabei ebenso künstlerisch verhandelt wie die der persönlichen und gesellschaftlichen Identitäten. Ein besonderer Schwerpunkt liegt – 30 Jahre nach dem Mauerfall – auf einer fotografischen Bestandsaufnahme des Wandels auf dem Gebiet der ehemaligen DDR und einer Retrospektive der Alltagsfotografie des anderen deutschen Staates.
Neben den vier Museen sind auch die altbekannten Ausstellungsorte wie die Galerie Altes Rathaus, die Galerie des NWWK im Village und die Marcusheide als Standort einer Open-Air-Galerie dabei. Dazu gibt es wie gewohnt Vorträge, Kuratorenführungen, Gespräche mit Künstlerinnen und Künstlern, Filmabende, Symposium, Photo.Buch.Salon, Fotomesse und ein breit gefächertes Workshop-Programm.
Das Besondere daran ist der Ort: Worpswede steht als die bedeutendste deutsche Künstlerkolonie vor allem aufgrund der Malerinnen und Maler wie Paula Modersohn-
Becker und Heinrich Vogeler im Fokus und ist zugleich aufgrund seiner Lage im
ländlichen Raum eine Art Labor-Mikrokosmos vieler aktueller Entwicklungen. Das heißt zugleich: Alle Wege sind kurz. Die Veranstaltungsorte und Ausstellungsstät- ten liegen nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Da bleibt Zeit für den Kaffee zwischendurch, für Diskussionen und Austausch im Festivalzentrum, aber auch mit dem Ort selbst. Worpswede als Künstlerkolonie ist zugleich ein gewachsenes Gebilde, in dem Kultur und Natur ineinander verwoben sind, das es zu entdecken gilt. Alt und neu fließen ineinander, wie sich auch die klassische Kunst und zeitgenössische Formate immer wieder begegnen und gegenseitig inspirieren.
Mit RAW ist seit 2016 ein neuer Akteur auf der Bildfläche erschienen, der zugleich Bezug auf die „Alten Worpsweder“ und ihre Landschaft nimmt, sie aber auch mit dem für den Ort neuen Medium Fotografie in die Jetzt-Zeit holt und auf ihre Aktualität hin befragt. Das Konzept des Festivals ermöglicht eine umfassende Möglichkeit, sich mit den interdisziplinären Verbindungen von Bildender Kunst und Fotografie auseinanderzusetzen und so eine nachhaltige Wirkung über den Projektzeitraum hinaus zu erzielen. Fotografie wird dabei von den Festival-Machern als das im digitalen Zeitalter unmittelbarste und publikumswirksamste Medium der bildenden Kunst begriffen. Fotografinnen und Fotografen haben im Rahmen des Begleitprogramms die Möglichkeit, sich im Kontext der Künstlerkolonie Worpswede zu präsentieren und auszutauschen. Das Festival wird so zu einer Art künstlerischem Marktplatz der Fotografie, für den Worpswede Veranstaltungsort und Ort der Anregung zugleich ist. Spannende Begegnungen und Kontraste inklusive!
Mehr Informationen zu RAW 2020 unter www.raw-phototriennale.de
Foto: ©Nicole Heinsohn,Kai Ivo Nolda: Projekt Trachtwerk, Galerie des NWWK im Village