Die 23. Ausgabe der renommierten Fotokunstmesse ParisPhoto stellte im Grand Palais an vier Tagen mit mehr als 70000 Besuchern einen neuen Rekord auf und verzeichnete erneut außergewöhnliche Umsätze.
Die ParisPhoto zog in diesem Jahr wieder Vertreter von mehr als 100 Museen und internationalen Institutionen aus Europa, Nord- und Südamerika, Asien und dem Nahen Osten an. Bedeutende Verkäufe fanden in allen Bereichen der Messe statt: So verkaufte die Thomas Zander Gallery an ein amerikanisches Museum eine Serie von Renger Patzsch für 160.000 Euro. Die Pace/McGill Gallery aus New York verkaufte Werke jedes ihrer ausgestellten Künstler, darunter einen Print von Robert Frank für 125.000 Euro. Drei Arbeiten von Helen Levitt erzielten einen Verkaufspreis von jeweils über 100.000 Euro. Die Danziger Gallery verzeichnete ebenfalls zahlreiche Verkäufe, darunter eine Serie von Dorothea Lange, die für 75.000 Euro einen Liebhaber fand. Ein großes Sigmar-Polke-Format wurde bei Kicken für 385.000 Euro verkauft.
Mit 213 Ausstellern, darunter 33 Verlage aus 31 Ländern, festigte die ParisPhoto ihre Position als internationale Leitmesse für Fotokunst und Treffpunkt von Künstlern, Institutionen, Sammlern und Fotografie-Liebhabern aus der ganzen Welt, darunter der renommierte, deutsche Kurator Klaus Honnef: „Obwohl ich kein Freund von Kunstmessen bin, haben wir mehr Zeit auf der ParisPhoto verbracht, als je zuvor. Die Messe war anregender, selbst als die schon Interessante des letzten Jahres. Das Angebot war noch aufregender, und für mich brachten die Ausstellungen in den Galerien mehr aufschlussreiche Begegnungen, als die der meisten Museen in diesem Jahr. Annette Kicken versammelte eine wunderbare Schau über die Bauhausfotografie, die auch den Namen verdient, ergänzt um ein Meisterwerk von Joachim Brohm, das einlöst, was dem Bauhaus vorschwebte: eine Vergeistigung des Materiellen. Akio Nagasawa hatte eine große Anzahl von Fotografien von Daido Moriyama an Bord, die demonstrierten, was ein hervorragendes Bild von einem mittelmässigen unterscheidet. Nicht der spektakuläre Inhalt, vielmehr die Sicht und Prägnanz des Ausdrucks sind dafür entscheidend“.
Gagosian, mit insgesamt acht großen Galerien in aller Welt vertreten, präsentierte an der Außenwand seines Messestandes nichts als ein weisse Wand, darauf neben dem Namen des Ausstellers groß die Signatur von Man Ray. „Der Global Player zeigte eine Retrospektive des berühmten Künstlers mit einer Fülle nie gesehener Fotografien und seinen berühmten Meisterwerken, alles Vintage-Material. Mittelmäßige Porträts wechselten mit zwei, drei von Man Rays bedeutenden Werken ab“, so Klaus Honnef. „Was sagt uns das? Dass sich die verkaufsfördernde Kunstlegende, die nach Erzählung verlangt, mehr und mehr vom Werk weg auf den Namen eines Künstler verschiebt, auf eine Trademark. Egal, wie nullig ein Bild ist, solange es einen berühmten Namen trägt…“.
Ein anderer Global Player, Hauser & Wirth, präsentierte auf der Paris Photo dagegen eine kleine, aber erlesene und einzigartige Präsentation von August-Sander-Porträts, frühe Abzüge, darunter nicht weniger als fünf Vintages. Kaum zu finden waren im Gegensatz dazu Arbeiten der Becher-Schüler. Klaus Honnef: „Noch vor Jahren beherrschte die `Düsseldorfer Schule´ das Angebot der ParisPhoto: Gursky, Struth, Höfer. Jetzt habe ich nur bei Thomas Zander ein Bild von Candida Höfer gesehen, und nichts von den beiden anderen Künstlern. Sind sie, anders als Avedon, Penn, Frank, Friedlander und andere, dem fotografischen Markt schon entwachsen? Und nur noch auf Kunstmessen von Basel bis Hongkong zu sehen? To big to fail? Tatsächlich ist der Markt für Fotografie trotz der Ausmaße der ParisPhoto und dem Besucherandrang im Kunstmarkt vergleichsweise unbedeutend. Summen in Millionen-Dollar-Höhen sind nicht zu erzielen, und die Sammler fotografischer Bilder bleiben im überschaubaren Bereich. Andererseits begegnete ich bei Petterman Anselm Adams berühmtem Mondbild wieder, das über Jahre hinweg mit rund 35.000 Dollar der Spitzenreiter unter den `teuren´ Bildern war. Peanuts, gemessen an den heutigen Preisen.“
Persönlich auf der Messe vertreten waren unter anderem mehr als 330 international renommierte Künstler, die ihre Bücher an den zahlreichen Verlagsständen signierten, darunter Massimo Vitalli, Nadav Kander, Yan Morvan, Sabine Weiss, Sophie Calle, Antoine d’Agata, Martin Parr, Bruce Gilden, Todd Hido, Roger Ballen, William Klein, Pieter Hugo sowie Pierre und Gilles.
Zum neunten Mal in Folge präsentierte J.P. Morgan in der Ausstellung „Collective Identity“ eine große Auswahl an fotografischen Porträts aus seiner Sammlung. Huawei überreichte seinen Next-Image-Awards, und Pernod Ricard stellte Stéphane Lavoués „Seriously Convivial, carte blanche“ aus. La Maison Ruinart verlieh Elsa Leydier seinen Foto-Awards, und die die New York Times zeigte die Ausstellung „Carbon Casualties“ von Josh Haner.
Die 24. Ausgabe von Paris Photo findet vom 12. bis 15. November 2020 im Grand Palais statt. Vom 2. Bis 5. April 2020 öffnet die Messe in New York ihre Pforten.