Zur achten Ausgabe des Duesseldorf Photo Weekend zeigen vom 8. bis 10. März mehr als 50 Ausstellungen historische und zeitgenössische Positionen der Fotografie.
Aktuelle fotografische Tendenzen, Fragen im Hinblick auf den Bedeutungswandel der Bildkultur und der Gesellschaft stehen bei Photo Weekend in Reflexion mit Fotografie und ihrer Kulturgeschichte. Museen, Galerien und Off-Räume bieten an diesem Wochenende neben den Ausstellungen ein vielfältiges Programm mit Künstlergesprächen, Vorträgen und Filmen zum Medium Fotografie.
Einen thematischen Schwerpunkt bildet dieses Jahr die Reflexion über aktuelle gesellschaftliche Diskurse, die sich mit Fragen der Konstruktion von Geschlecht, Identität und gesellschaftlichem System befassen.
Entgegen der weitläufigen Vorstellung, die Kriegsfotografie sei ein von Männern dominiertes Berufsfeld, zeigt die Ausstellung “Fotografinnen an der Front – Von Lee Miller bis Anja Niedringhaus” im Kunstpalast mit rund 140 Aufnahmen, dass es eine lange und bedeutende Tradition von in Kriegsgebieten tätigen Fotografinnen gibt. Zu sehen sind Werke von Carolyn Cole, Françoise Demulder, Catherine Leroy, Susan Meiselas, Lee Miller, Anja Niedringhaus, Christine Spengler und Gerda Taro.
“Uncertain States Scandinavia”, ein Künstlerkollektiv aus Oslo, kuratiert eine Ausstellung im Obergeschoss des NRW- Forum, in der zum Genre des zeitgenössischen Porträts Arbeiten von zehn aufstrebenden Künstlern präsentiert werden, unter anderem mit Lærke Posselt, Tonje Bøe Birkeland und Christian Nilson. Fotografisch werden im Dialog mit den Betrachtern deren Wahrnehmung und die persönliche sowie soziokulturelle Konstruktion von Geschlecht und Identität hinterfragt. Parallel dazu veröffentlicht die Künstlergruppe Issue 09 die aktuelle Ausgabe ihres vierteljährlich erscheinenden Magazins.
Die Fotobus Society, ein Kollektiv von Fotografie-Studierenden und initiiert von Christoph Bangert, präsentiert zum Duesseldorf Photo Weekend die Außenausstellung “Identity. Courage. Love.” am Schadowplatz. Die vorwiegend fotojournalistischen Arbeiten beleuchten den Zustand unserer aktuellen Lebenswelt und zeigen eine politische und soziale Momentaufnahme unserer Gesellschaft im Jahre 2019.
“Body in Pieces” heißt die Ausstellung im KAI 10 | ARTHENA FOUNDATION über den menschlichen Körper, an dem sich zentrale Widersprüche unserer Gegenwart manifestieren. Zu sehen sind zahlreiche – zum Teil eigens für die Ausstellung entstandene – Rauminstallationen, Videos, Skulpturen und wandbezogene Arbeiten von internationalen Künstlern wie Monica Bonvicini, Mariechen Danz, Jens Pecho, Lili Reynaud-Dewar und Ryan Trecartin.
Das Polnische Institut zeigt die aufstrebende polnische Künstlerin Weronika Gęsicka in der Ausstellung Seltsam. In ihren Fotografien manipuliert sie die Bilder und hinterfragt damit die menschliche Erinnerung und die Mechanismen dahinter.
Übergreifendes Thema der Ausstellung “memo” in der SETAREH GALLERY sind durch Bildmedien festgehaltene respektive von solchen gelöschte
‚Erinnerungen‘. Während Morgaine Schäfer Fotografien von analogen Diaprojektionen zeigt, veranschaulicht Sabine Dusend den Löschprozess des Speichers ihrer Digitalkamera.
Ricarda Roggan nähert sich fotografisch der Essenz von ausgedienter maschineller Objekte und entfaltet dabei ein analytisches Spektrum von Objekt-Raum- Verhältnissen. Es eröffnet sich eine Typologie einer Dingwelt, die in Vergessenheit geraten ist und nun in der Sammlung Philara mit der Ausstellung Ex Machina präsentiert wird.
In der Architektur manifestieren sich gesellschaftliche Umbrüche und historische Entwicklungen. Unser Bild von Architektur und Gestaltung hat das 1919 in
Weimar gegründete Bauhaus maßgeblich beeinflusst. Zum 100. Jubiläum zeigt das Museum Ratingen die Ausstellung “who’s afraid of bauhaus?” kritische Reflexionen zum 100. und beleuchtet dabei das historische Echo des Bauhauses. Fotografie, Textil, Keramik, Möbel, Malerei, Collage, Buchkunst und Film in Bezug zum Bauhaus begegnen sich in der Ausstellung. Zu sehen sind Arbeiten unter anderem von Heidi Specker, Louisa Clement, Anne Pöhlmann, Matthias Wollgast und Joseph Beuys.
Auch das NRW-Forum widmet sich dem Bauhaus mit der Ausstellung “Bauhaus und die Fotografie – Zum Neuen Sehen in der Gegenwartskunst”. Ausgehend von den Konzepten der Künstler des Bauhauses werden Bildwerke und Installationen namhafter Positionen der gegenwärtigen künstlerischen Fotografie gezeigt. Zu sehen sind Thomas Ruff, Dominique Teufen, Daniel T. Braun, Wolfgang Tillmans, Doug Fogelson, Max de Esteban, Viviane Sassen, Antje Hanebeck, Stephanie Seufert, Kris Scholz, Taiyo Onorato & Nico Krebs, Antje Hanebeck und Douglas Gordon. Zudem zeigen Studierende des Fachbereichs Gestaltung der Hochschule Darmstadt und der Technischen Hochschule Nürnberg ihre eigenen, zukunftsorientierten Entwürfe.
Mehrere Ausstellungen dokumentieren die historische Entwicklung Chinas sowie den zeitgenössischen Blick auf die moderne chinesische Gesellschaft.
Das Haus der Universität präsentiert einen Ausschnitt aus dem großen Œuvre der Fotografin Eva Siao (1911– 2001) mit der Ausstellung “Mein China”. Ihre Schwarz-Weiß-Fotografien sind ein einmaliges Zeugnis der Zeitgeschichte und Alltagskultur Chinas. In einer Zeit, in der Bilder vor allem erzieherische Werte vermitteln und kommunistische Ideale verkörpern sollen, schafft Siao ein Œuvre, das die sozialistische Transformation dokumentiert, aber ebenfalls, mit stillem Pathos, vom Alltag in China erzählt. Die in den USA
lebende Enkeltochter Erika Siao reist zur Eröffnung der Ausstellung an. Die Regisseurin Martina Fluck präsentiert ihren Dokumentarfilm Mein Traum, meine Liebe, meine Hoffnung. Lebenserinnerungen der Eva Siao.
Anlässlich des Release der Zeitschrift Text+Bild im Haus der Universität kommt der chinesische Exildichter und Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels Liao Yiwu nach Düsseldorf. Weitere Referenten sind unter anderem Thomas Seelig, Kurator am Museum Folkwang, die Künstlerin Viktoria Binschtok sowie die Walther Collection.
Mit der Ausstellung New Metallurgists widmet sich die Julia Stoschek Collection einer neuen und jungen Generation chinesischer Gegenwartskünstler, die in ihren Arbeiten die zunehmende Komplexität und Hybridität der modernen chinesischen Gesellschaft thematisieren. Die Ausstellung wurde kuratiert von der Künstlerin Cao Fei und dem Kurator Yang Beichen in Kooperation mit der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen.
Der Verein für Deutsch-Chinesischen Kulturaustausch lädt zu der Ausstellung “Die Narben der Erde – Kritische Landschaftsfotografie aus China” mit Fotografien des Chinesen Du Zi ein. Du Zi, der den rasanten Fortschritt seines riesigen Heimatlandes selbst miterlebt hat, sieht die globale Entwicklung kritisch und präsentiert überdimensionale Landschaften, die vom menschlichen Fortschritt gezeichnet sind. Auch das Konfuzius-Institut und das Coelner Zimmer widmen sich fotografischen Positionen, die das Land China, seine Kultur und Gesellschaft reflektieren.
In den Düsseldorfer Galerien ist wieder ein spannendes Programm mit renommierten Fotografen und jungen Talenten zu sehen. Einige befassen sich in diesem Jahr mit neuen Bildwelten, die nur durch die Fotografie und in dieser existieren . Grisebach zeigt den renommierten Fotografen Michael Wesely in der Ausstellung “The Camera was Present” (1988–2018), der, mithilfe von Langzeitbelichtungen und selbstgebauten Fotoapparaten die Vorgänge innerhalb der Kamera reflektiert. Die Ausstellung “Sceneries” von Thomas Wrede bei Beck & Eggeling International Fine Art präsentiert Fotografien im Spannungsfeld von Realität und Illusion. Wrede reflektiert dabei die Sehnsucht nach der Natur und den Wahrheitsgehalt von Fotografie.
Gleich in der Nachbarschaft sind Arbeiten des spanischen Fotografen Chema Madoz bei Clara Maria Sels zu sehen. Unter dem Titel The Nature of Things zeigt die Ausstellung auf subtile und ironische Weise paradoxe Welten alltäglicher Gegenstände.
Der Künstler Kay Kaul, Meisterschüler von Prof. Rinke an der Kunstakademie Düsseldorf, macht in seinen statischen Farblichtbildern Bewegungsvorgänge als gesonderte Farbereignisse sichtbar. Zu sehen sind Kauls Arbeiten in der Ausstellung Cloudbusting in der Galerie Voss.
Die Galerie Franz Swetec präsentiert mit Porträts Prager Künstler, 1967 eine Auswahl der Werke von Gisèle Freund (1908 – 2000), einer herausragenden Fotografin des 20. Jahrhunderts, die bekannt ist für ihre einfühlsamen Fotoreportagen und Porträts.
In Kooperation mit der Rheinischen Post zeigt die Ausstellung “Mensch Düsseldorf” in der Galerie Breckner einen Querschnitt der Arbeiten von Volker Krämer, der als Pressefotograf, mit einem offensichtlichen Gespür für den Moment, ein vielfältiges Bild der 1960er Jahre in Düsseldorf schuf. Sein Sohn Felix Krämer ist der amtierende Direktor des Kunstpalasts.
Bernd & Hilla Becher (1931–2007; 1934–2015) begründeten die Düsseldorfer Fotoschule und entwickelten eine für die Geschichte der Fotografie bahnbrechende Ästhetik. Neben dem ehemaligen Becher-Atelier widmet sich das Kunstarchiv Kaiserswerth mit der Ausstellung Kohlebunker der gleichnamigen Werkserie der Bechers und ihrer international bekannten, sachlich dokumentarischen Fotografie.
Unter dem Titel Neighbourhood wird die lebendige Kunstszene rund um den Worringer Platz beleuchtet. Aktuelle Begriffe aus dem fotografischen Diskurs wie Zeitzeugenschaft, Realitätsgehalt, Narration und Abstraktion finden sich in den Ausstellungen wieder, die eine große Spannbreite des fotografischen Bildes präsentieren.
Das Projekt Neighbourhood zeigt jährlich im Rahmen des Duesseldorf Photo Weekend eine Ausstellung internationaler Künstler, die sich auf vielschichtige Weise mit dem Begriff der Nachbarschaft beschäftigt. In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt der Gruppenausstellung, unter dem Titel PL CZE HUN SVK BIH auf dem gesellschaftlichen Wandel in Mitteleuropa nach 1989 bis heute – insbesondere in den Länder Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn und Bosnien Herzegovina. Die ausgestellten Künstler Iva Durkáčová, Tomoya Imamura, Christian Kasners, Joanna Kischka, Kalouna Toulakoun und Katarzyna Zolich werfen einen Blick auf Europa als geografische Konstruktion und heterogener Kulturraum, der insbesondere in den letzten Jahren zunehmend Fragen nach seiner zukünftigen Identität aufwirft.
Das Antichambre im Hotel Friends präsentiert gleich zwei Ausstellungen: Mimikry mit Arbeiten von Julius Brauckmann, Jaana Caspary, Felix Contzen und Jonas Hohnke sowie die Ausstellung Sonnendeck mit Werken von Paul Schwer.
Zahlreiche Ausstellungen vereinen um den Worringer Platz herum ein besonderes künstlerisches Geflecht mit Teilnehmern wie Studio for Artistic Research, D’Haus – Düsseldorfer Schauspielhaus, Sammlung Philara, WP8, onomato Künstlerverein und vielen weiteren Off- Räumen, Künstler-Ateliers und Projekträumen.
Das vielseitige Ausstellungsprogramm der Teilnehmenden wird mit Gesprächen, Vorträgen, Diskussionsrunden und ausgewählten Filmen ergänzt.
Das Programm und weitere Informationen sind einzusehen unter:
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