An ungewöhnlichen Orten präsentiert der Oberstdorfer Fotogipfel 2019 ab dem 26. Juni eine Vielzahl an Ausstellungen, darunter großformatige Bilder von Fotografen wie Joachim Baldauf, Esther Haase und Mike Kraus.
„Fotografien zeigen erst als großformatige Prints ihre ganze Wirkung“, so Festivalleiter und Kurator Christian Popkes, weshalb er sich auch bei der siebten Auflage des Oberstdorfer Fotogipfels vor allem auf die Präsentation erstklassiger Ausdrucke an ungewöhnlichen Orten wie auf dem Gipfel des Nebelhorns oder in den Parks und Villen der südlichsten Gemeinde Deutschlands konzentriert – primär unter dem diesjährigen Festival-Motto „Mode“.
So zeigt der Modefotograf und Fotogipfel-Schirmherr Joachim Baldauf in der Ausstellung „High Fashion“ auf dem über 2.200 Meter hohen Nebelhorn „Deutschlands Schönheit und Charakter“. Seit rund 20 Jahren zeigt der international renommierte Fotoprofi, was er unter „deutscher Eleganz“ versteht. Mit formalistischen, ganz auf die Objekte, Räume und Farben konzentrierten Bildern, prägte Baldauf von 1999 bis 2002 die Bildsprache der internationalen Designzeitschrift Wall-paper*. Darüber hinaus nutzt der gebürtige Allgäuer aber auch die Stilelemente seiner süddeutschen Heimat und nicht selten ist er damit dem Zeitgeist einen Schritt voraus. Baldauf hat für alle großen deutschen und viele internationale Magazine gearbeitet.
Die renommierte Modefotografin Esther Haase zeigt im Kurpark Oberstdorf in der Ausstellung „Esther`s World“ eindrucksvolle Best-of-Beispiele ihres umfangreichen fotografischen Schaffens. Die Künstlerin begleitete als Kind ihren Vater, Professor für Fotografie und Design, öfter bei Fotoshootings, dann folgten eine klassische Tanzausbildung, zwei Jahre Bühnenerfahrung, sowie das Studium Grafik-Design mit Schwerpunkt Fotografie. Seit 1993 fotografiert sie professionell: Internationale Zeitschriften und Werbekunden, Filme, Ausstellungen, Bücher und Auszeichnungen dokumentieren den Erfolg ihrer Arbeit. Esther Haase bedient sich spielerisch der Genres Mode, Porträt und Reportage. Mit sicherem Blick für den entscheidenden Moment kreiert sie Traumsequenzen, filmische Inszenierungen in aufwändigen Kulissen und witzige, scheinbar zufällige Schnappschüsse. „Mein Leben ist ein Tanz mit der Kamera durch die Welt“, sagt Esther Haase über sich selbst.
Der Olympus Visionary Ralph Man präsentiert in der Villa Jauss die Ausstellung „Modus Mode oder wie „Man“ Schönheit sieht“. Ralph Man beschäftigt sich seit seiner frühen Jugend mit der Fotografie. Während seiner Lehrzeit zum Tischler spielte das Thema Fotografie eine immer wichtigere Rolle und 1997 machte er sich als Fotograf selbstständig. Seine Sujets reichen von Akt- über Porträt- bis hin zur Modefotografie. Besonders Fashion-Fotografie bedeutet für ihn: Schönheit in Bildern festhalten. Ein schönes Model mit schöner Kleidung und Make-up in ein Licht gesetzt, das den Menschen vor der Kamera und die Mode „strahlen“ lassen – so versteht er dieses Thema. Das Model steht bei Ralph Man immer im Mittelpunkt. Dazu kommen eine Idee, die besondere Mode, sowie die individuelle Bildgestaltung.
Die Ausstellung „Covered“ mit Bildern des niederländischen Fotografen Bob Leinders folgt einem interessanten und stringentem künstlerischen Konzept: „Vor einigen Jahren habe ich eine Aufnahme von meiner Frau und meiner damals acht Jahre alten Tochter gemacht: Ich wickelte sie in eine Decke und löste aus. Seit der Kunstschule stehe ich eigentlich auf riesige Bilder mit ganz viel Drama und Beauty. Dieses Bild war anders und ließ mich die Decke kaufen. Sie ist nicht weich, sondern rau, unbequem und bis heute mein ständiger Begleiter. Wenn ich bei meiner Arbeit Menschen treffe, die mich faszinieren, hülle ich sie in genau diese Decke.“ Und die Ergebnisse des faszinierenden und dabei so einfachen Konzeptes sind in Oberstdorf in der Olympus Galerie im Fuggerpark zusehen. In einer zweiten Ausstellung „Fashion“, ebenfalls im Fuggerpark, gibt Bob Leinders einen Einblick in sein „normales“ fotografisches Arbeitsleben: Eine Auswahl seiner besten Fashion- und Beauty-Aufnahmen bildet einen echten Kontrast zu seiner Covered-Serie.
„Black Cats“ ist ein Mixed-Media-Projekt von Mike Kraus in Kooperation mit Leica und der Modemarke Thiga. Seine Schwarzweißfotografien zeigen Models auf Dächern einer Metropole, die Bikinis, Lederjacken und Boots der Modemarke tragen. Das Besondere: Zu jeder Fotografie entsteht Mittels Pinsel und Farbe ein weiteres Bild im Studio des Münchener Künstlers. Die gemalten Bilder werden abfotografiert und beides, Fotografie und Malerei, anschließend zusammengeführt. Die Malerei ist so dezent, daß man sie nicht unbedingt als solche erkennt. Doch der Betrachter ahnt das Ungewöhnliche.
Der rumänische Fotograf Horia Manolache hat für das Ausstellungsprojekt „Kleider machen Leute“ Obdachlose aus San Francisco so porträtiert als würden sie in ihrem Traumberuf arbeiten. Entstanden sind eindrucksvolle Bilder einer Verwandlung: „Das Erscheinungsbild einer Person ist das wertvollste Eigentum, das wir haben, doch verlieren die Obdachlosen dieses Gut gleichzeitig mit der Unmöglichkeit, einen Raum zu haben, der ihnen gehört.“ Die Bilder von „Kleider machen Leute“ zeigen Obdachlose, wie sie selbst gesehen werden wollen. Besonders eindrucksvoll bei den gezeigten Aufnahmen ist der Einsatz von Licht und Schatten, ähnlich wie in einem Theaterbild von Caravaggio.
Die Fotopioniere Heimhuber aus Sonthofen halten seit mehr als 140 Jahren das Allgäu und die benachbarten Alpenregionen mit den dort lebenden Menschen in ihrem Alltag, bei Brauchtums-Veranstaltungen, kulturellen Ereignissen und mit Porträtaufnahmen fest. In den 50er Jahren fertigten die Fotografen Heimhuber viele Werbeaufnahmen für die Textilindustrie der Region an, die in der Ausstellung „Damals in Mode“ einen visuell wie kulturhistorisch spannenden Einblick in den Wandel der Modewelt geben. So sind in der Ausstellung herausragende Fotografien alpenländischer Berg- und Sportmode, schlichtem „Alltagshäs“, dem damals „guten Sonntagsgwand“ und schicker Abendmode zu bestaunen.
http://www.fotogipfel-oberstdorf.de