Die in Folge der geplanten US-Zölle zu erwartenden Veränderungen der globalen Handelsbedingungen stellen die ursprünglich von der Camera & Imaging Products Association (CIPA) prognostizierten Digitalkamera-Lieferungen für 2025 in Frage.
Die Camera & Imaging Products Association (CIPA) wurden im Jahr 2024 insgesamt 8.490.227 Digitalkameras weltweit ausgeliefert, was einem Anstieg von knapp zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr ausmacht. Von diesen gingen 2.083.032 Einheiten an den amerikanischen Markt, was 24,5 % der gesamten Kameraauslieferungen entspricht. Dies stellt eine Steigerung von 7,3 % im Vergleich zu den 1.941.959 Einheiten im Jahr 2023 dar und unterstreicht die Bedeutung des amerikanischen Marktes für die japanische Kameraindustrie.
Für 2025 prognostizierte die CIPA eine weitere Zunahme der weltweiten Digitalkameraauslieferungen auf 8,58 Millionen Einheiten. Obwohl spezifische Prognosen für den amerikanischen Markt nicht genannt werden, ging die CIPA dabei von einer stabilen bis leicht steigenden Nachfrage in dieser Region aus.
Die Ankündigung der USA, künftig einen Zollsatz von 24 % auf Importe aus Japan zu erheben, wird voraussichtlich erhebliche Auswirkungen auf die japanische Kameraindustrie haben, denn durch die zu erwartenden Preiserhöhungen in den USA wird die die Nachfrage dort gedämpft werden. Um die zusätzlichen Kosten nicht vollständig an die Verbraucher weiterzugeben, fehlen im Fotomarkt die Margen.
Andererseits stehen amerikanischen Verbrauchern kaum alternative Produkte oder Marken zu Verfügung, um ausweichen zu können, denn auch auf Produkte beispielsweise aus der EU sind US-Zölle in Höhe von 20% angekündigt worden, was vor allem die Leica Camera AG hart treffen dürfte. An dem im Geschäftsjahr 2023/2024 erzielten Umsatz von 554 Millionen Euro betrug der Exportanteil schätzungsweise 87 %. Obwohl spezifische Umsatzzahlen für den US-Markt nicht veröffentlicht wurden, wird die Bedeutung des US-Marktes für Leica erheblich sein.
Ein Rückgang der Verkaufszahlen für Kameras in den USA scheint also unausweichlich. Dass Kamera- und Objektivhersteller Teile ihrer Produktion in die USA verlagern, ist jedenfalls extrem unwahrscheinlich. Die Folge wird eine erhebliche Beeinträchtigung der Exporte von Kameras in die USA sein und die Gesamtlieferungen weltweit reduzieren.
Wahrscheinlich ist, dass die japanische Kameraindustrie einen verstärkten Fokus auf andere Märkte, insbesondere China legen, das bereits 29 % der Exporte spiegelloser Kameras aus Japan ausmacht. Kurzfristig kann es außerdem zu Lieferengpässen kommen, weil Kamerahersteller in jüngster Zeit ihre Lagerbestände in den USA erhöht haben, um den erhöhten Zöllen zuvor zu kommen.
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