Während Smartphones die Kamerahersteller in den letzten Jahren ohnehin stark unter Druck gesetzt haben, verschärft in diesem Jahr die Coronakrise deren Situation weiter. Die Ankündigung von Olympus, sein Imaging-Business auszugliedern und an eine Private-Equity-Firma zu verkaufen, könnte einen umfassenden Wandel der Kameraindustrie einleiten, so die japanische Wirtschaftszeitung Nikkei.
Laut der japanischen Camera and Imaging Products Association, CIPA, erreichte der Markt für Digitalkameras im Jahr 2010 mit etwa 121 Millionen Einheiten seinen Höhepunkt. Im Jahr 2019 lag die Zahl der weltweit ausgelieferten Kameras bei nur noch etwa 15 Millionen. Der Rückgang beschleunigt sich in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie: Laut CIPA wurden in den ersten vier Monaten diesen Jahres nur 2,63 Millionen Kameras ausgeliefert, 44% weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Bei der Ankündigung der Pläne zum Verkauf seines Imaging-Geschäfts an Japan Industrial Partners, JIP, bezeichnete Olympus die derzeitigen Marktbedingungen folgerichtig als „extrem schwierig“. Das Unternehmen war dabei, seine Produktion umzustrukturieren und sein eigentlich profitables Geschäft mit Wechselobjektiven zu stärken, schloss aber das letzte Geschäftsjahr zum dritten Mal in Folge mit Verlust ab.
Dabei ist Olympus bekanntlich nicht der einzige Digitalkamera-Hersteller, der mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Da der Markt so rasant schrumpft, besteht für die Unternehmen laut Nikkei die Gefahr, in eine Fixkostenkrise zu geraten. Einige Analysten glauben demnach, dass die gesamte Branche in ihrer Existenz bedroht sein könnte, wenn die Hersteller keine größeren Reformen durchführen. Beispielhaft wird die Trennung von Design und Entwicklung von der Fertigung und die Konsolidierung der Produktion genannt.
So schloss Nikon sein letztes Geschäftsjahr mit einem Minus von 17,1 Milliarden Yen (158,7 Millionen US-Dollar) ab. Im Jahr zuvor konnte Nikon noch einen Gewinn von 22 Milliarden Yen erzielen. Um gegenzusteuern wurde beschlossen, sich auf den Prosumermarkt zu konzentrieren, der allein drei Millionen Wechselobjektive pro Jahr ausmacht. Ziel ist, bis Ende des Geschäftsjahres 2022 rund 50 Milliarden Yen gegenüber dem Geschäftsjahr 2019 einzusparen. Die Kürzungen sollen sich aus einer Reorganisation der Produktion, einer Verkleinerung der Produktpalette und einem Personalabbau ergeben.
Ähnlich wie bei Olympus könnte laut Nikkei auch bei Ricoh der Druck der Investoren auf die Rentabilität zum Abschied vom Kameramarkt führen. Und auch bei Panasonic sieht die japanische Wirtschaftszeitung nach dem Abschied von Olympus als Partner des gemeinsam geschaffenen Micro Four Thirds Standards die Notwendigkeit, sich abzusichern. Selbst der Betriebsgewinn des Marktführers Canon fiel im Imaging-Geschäftsbereich im Jahr 2019 bis einschließlich Dezember demnach um 48,2 Milliarden Yen, was einem Rückgang von 62 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Umsatzrendite lag bei nur noch sechs Prozent und war damit weit entfernt von den 27 Prozent, die im Geschäftsjahr 2007 vor der damaligen Wirtschafts- und Finanzkrise erreicht wurden.
Foto: Petra Gerwers