Pictrs, das Shopsystem für Fotografen mit Sitz in Leipzig feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Firmenjubiläum. Die Gründer Christian Prüfer und Philipp Albig sind auch heute noch aktiv und erzählen, wie alles begann. Was hat sich in den letzten zehn Jahren im Bereich Fotografie alles verändert? Im Interview lassen die beiden Köpfen hinter dem Shopsystem die Entwicklung Revue-passieren.
ProfiFoto: Woher kam die Idee zu Pictrs?
Christian Prüfer: Ich habe selbst hin und wieder auf Veranstaltungen für Firmen fotografiert. Deshalb stand ich dann jedes Mal vor dem Problem: Wie wickle ich als Fotograf die Fotobestellungen am
einfachsten ab? Wie zeige ich zunächst den Auftraggebern die Bilder, und wie stelle ich die Auswahl dann zum Kauf zur Verfügung? Wie verschickt man ausgewählte Downloads möglichst unkompliziert? Das war jedes Mal ein riesiger manueller Aufwand.
Philipp Albig: Das stimmt. Auch ich habe seit der Jugend immer mal eine Veranstaltung fotografiert. Selten wirklich aus gewerblichem Interesse, aber doch meist so professionell, dass auch andere die Bilder gern haben wollten. Es gab schon einige Bildergalerien im Internet (um Bilder anderen zeigen zu können), aber es war umständlich, die Bilder erst bei einem Fotolabor hochzuladen, um Fotoabzüge zu erhalten.
Wir haben also selbst gemerkt, wie mühsam es ist, die Bestellungen aufzunehmen und erst an ein Labor weiterzuleiten. Und dann die fertigen Fotos auch noch den Kunden zukommen zu lassen.
Nach einigen Gesprächen mit anderen Fotografen wurde schnell klar, dass nicht nur wir das Problem hatten.
ProfiFoto: Wer hat sich den Namen Pictrs ausgedacht?
Christian: Das war Philipp. Es war damals angesagt, ein paar Vokale wegzulassen … (lacht)
Philipp: Stimmt. Neben Foto-Horst, Foto-Balboa und Photolino erschien uns dann doch Pictrs am Innovativsten und vor allem: kurz und international.
ProfiFoto: Wie fing alles an?
Christian: Im Wohnzimmer, finanziert mit einem Gründerstipendium der FU in Berlin Lankwitz.
Philipp: Christian hatte schon Erfahrung mit der Gründung eines Startups und so organisierte er eine Anlaufförderung in Berlin. Also auf nach Berlin und Entrepreneur-Luft schnuppern. So richtig mit durchzechten Nächten und aufgewärmter Pizza aus der Mikrowelle.
ProfiFoto: Wer macht was von euch? Früher und heute.
Philipp: Christian hat den Großteil der Geschäftsführung übernommen und ich habe mich mich für das Technische interessiert und verantwortlich gefühlt. Das hat sich bis heute im Wesentlichen nicht verändert. Nur dass die Spezialisierung natürlich weiter vorangeschritten ist.
Christian: Genau, gut zusammengefasst: Philipp programmiert, ich mache den Rest. (lacht)
ProfiFoto: Wie viele Mitarbeiter hat Pictrs?
Christian: Mittlerweile sind wir so um die zehn Leute. Also im Schnitt eine Person Zuwachs pro Jahr. Auch wenn das nicht genau so war. Unser erster fester Mitarbeiter ist noch immer bei uns und das ist auch gut so.
ProfiFoto: Hatte die Firmengründung Einfluss auf eure Freundschaft?
Philipp: In gewisser Weise haben wir uns dadurch wieder mehr gefunden. Zwischen der gemeinsamen Schul- und Studienzeit in Thüringen und Pictrs gingen wir nämlich getrennte Wege.
Christian: Ja – auf jeden Fall. Seitdem sehen wir uns viel öfter. (lacht)
ProfiFoto: Was hat sich in 10 Jahren zum Thema Fotografie (und bei Pictrs) getan?
Christian: Das Thema Digital hat sich rasant entwickelt und bleibt auf dem Vormarsch, die Smartphone-Fotografie ist nicht mehr wegzudenken. Viele Vertriebsformen laufen jetzt online, der Fotograf an sich bleibt dennoch wichtig.
Philipp: Da kann ich nur zustimmen: Am Gravierendsten ist sicherlich der Aufstieg der digitalen Fotografie. Der Anteil der digitalen Verkäufe stieg kontinuierlich enorm.
Christian: Pictrs hat sich im Laufe der Jahre breit aufgestellt und nach und nach viele Funktionen für die verschiedenen Zielgruppen wie Eventfotografen, Fotografie an Schulen & Kitas oder im Bereich Sport ergänzt. Pictrs ist auch zum Webbaukasten für Fotografen-Homepages geworden.
Philipp: Und auch die Art und Weise, wie die Kunden sich die Bildergalerien anschauen, änderte sich massiv. Anfangs benutzte kaum jemand ein Handy oder Tablet, um sich durch die Bildergalerien der Fotografen zu klicken. Das ist jetzt völlig anders. Mobile first!
Eine wichtige Aufgabe für uns war deshalb, die Plattform ständig zu modernisieren. Auch die Fotografen kommen heute (im Gegensatz zu vor zehn Jahren) nicht mehr um eine Verkaufsplattform
Herum.
ProfiFoto: Wo seht ihr die Zukunft der Fotografie?
Christian: Das Thema Künstliche Intelligenz wird eine große Rolle spielen, zum Beispiel bei der Erkennung von Gegenständen und Personen auf Fotos. Ich glaube, vieles hat sich schon geändert – das was geblieben ist, wird auch noch die nächsten Jahre Bestand haben.
Philipp: Mit Voranschreiten der Technik wird sich auch die Fotografie weiterentwickeln, das ist klar. Kameras werden (noch) kompakter und besser. Man wird noch mehr im Postprocessing rausholen können als bisher. Die Präsentation der Bilder wird sich weiter verbessern. Aber: Ohne ein geübtes Auge, fotografisches Talent und Gespür für Menschen und Situationen ist jede Technik nichts Wert. Das wird auch so bleiben.
Foto: Pictrs-Gründer Christian Prüfer (links) und Philipp Albig (rechts)