Die internationale Fotofachpresse hat Post von der photokina: Da die Vorbereitungen für die photokina 2020 in vollem Gange seien, wolle man die Chance nutzen, die Sicht der Fachpresse auf die aktuelle Situation der Messe und der Fotografie im Allgemeinen kennenzulernen und einen Blick auf das zu werfen, was im Mai 2020 zu erwarten ist.
Wer angesichts der photokina-Absagen von führenden Marken wie Epson, Leica, Nikon und Olympus denkt, diese Fragen seien dringend, wird allerdings erstaunt sein, dass dieser Austausch erst für den Februar 2020 anberaumt ist. Fünf Monate vorher schicken die photokina-Macher jetzt lediglich ein „Save-the-date“ für eine europäische Pressekonferenz am 6.2. 2020 in Amsterdam.
Mich erinnert das an die jüdische Grußformel „Nächstes Jahr in Jerusalem“, mit der die Hoffnung zum Ausdruck gebracht wird, es werde alles einmal ins Lot kommen. Wird es das im Falle der World of Imaging? So sehr es zu wünschen wäre, den Rat der fotografischen Weltpresse brauchen die Messemacher offenbar rasch, und nicht erst im Februar nächsten Jahres. Bevor es – so wie in diesem Jahr – nichts wird mit dem Wunsch nach einer photokina … Spätestens seit die einstige Mega-Messe CeBIT Geschichte ist, ist klar, dass kein Zopf alt genug ist, nicht abgeschnitten zu werden, wenn dem Zeitgeist danach lüstet.
Dabei haben die photokina-Macher eigentlich nur die alte Maxime befolgt, dass „wer will, dass alles so bleibt wie es ist, alles anders machen muss“: Statt alle zwei Jahre soll die photokina bekanntlich jährlich, statt im September zukünftig im Mai stattfinden.
Doch wer mit offenen Ohren über die vor Innovationen nur so strotzende photokina 2018 ging, hörte nichtsdestotrotz allerorten Bedauern, dass es mutmaßlich die letzte ihrer Art gewesen sein könnte. „Völker hört die Signale, auf zum letzten Gefecht“ muss daher die Botschaft lauten, die die Messemacher nicht überhören dürfen.
Denn die photokina als Jahrmarkt der Eitelkeiten der internationalen Fotoindustrie ist für die Branche unersetzlich, was die mediale Außenwirkung betrifft. Findet die internationale Leitmesse mangels Zuspruch nicht mehr statt, wäre dieser Verlust durch nationale oder gar regionale Fotoevents jedenfalls nicht zu kompensieren. Wer nur den deutschen Fotomarkt fokussiert, der wird sicher auch ohne photokina seine Zielgruppe erreichen. Die Fotoszene würde aber einen weltweit einzigartigen Leuchtturm-Event verlieren, den sie dringender braucht, als jemals zuvor. Und das wäre eine Katastrophe.
Daher: Es lebe die photokina! Denn als World of Imaging ist sie einzigartig. Es gibt keinen anderen Event mit derart globaler Bedeutung für die Fotografie. Stirbt die photokina, wird die Fotografie im Markt der Consumer Electronics massiv an Bedeutung und Wahrnehmung verlieren.
Daher an dieser Stelle der aufrichtige Wunsch: Nächstes Jahr sehen wir uns in Köln! Und dann wieder 2022, damit alles wieder ins Lot kommt.
von ProfiFoto Chefredakteur Thomas Gerwers